Ennepetal. Ein schrecklicher Fund an der Straße Saalberg gibt Rätsel auf. Eine Hundehalterin entdeckt mehrere tote Zuchtkaninchen in den Büschen.

„Ich war erst schockiert und dann entsetzt.“ Eine Leserin hat unsere Redaktion über einen schrecklichen Fund am Saalberg informiert. Irgendjemand hat dort im Gebüsch fünf tote Zuchtkaninchen offenbar einfach ausgekippt. Ob sie vorher verendet sind oder mit Gewalt getötet wurden, ist unklar.

Die Leserin, die unsere Redaktion informierte und anonym bleiben will, ist gleichzeitig die Person, die die toten Kaninchen entdeckte. Sie erzählt: „Das war am 13. Oktober, einem Sonntag. Ich war morgens mit meinem Hund am Saalberg spazieren, als er mir plötzlich anzeigte, dass er was gefunden hat.“ Ihr Hund gebe Signal, wenn er beispielsweise Aas riecht. Das sei genau an der Stelle gewesen, wo sich die Straße nach links zu den Häusern abzweige. Sie habe ihrem Hund das Kommando gegeben, und der habe sie dann zu der Stelle geführt, vier, fünf Meter von der Straße entfernt.

Was sie sah, verschlug ihr die Sprache. Mehrere tote Kaninchen lagen übereinandergehäuft auf der Erde, verdeckt vom Farn, der dort wächst. „Die lagen da, als hätte sie jemand aus der Plastiktüte heraus dort abgekippt. Ich dachte erst, dass seien zwei große Tiere mit einem Wurf Jungen.“

Tätowierung am Ohr

Dem Schreck („damit rechnet man nicht“) folgt Entsetzen. „Ich habe früher selbst Kaninchen gehalten und sofort erkannt, dass das Zuchttiere sind. Mir war direkt klar, dass da jemand seine Tiere entsorgt hat.“ Sie fasst die toten Kaninchen nicht an, macht Fotos und kehrt mit ihrem Hund schnell nach Hause zurück.

Dort angekommen habe sie sofort die Polizei informiert. Die habe den Sachverhalt und ihre Kontaktdaten aufgenommen, ihr gleichzeitig aber zu verstehen gegeben, dass man dafür eher nicht rauskäme, erzählt sie. Unsere Leserin entschließt sich daraufhin, noch einmal zur Fundstelle zu gehen. Dort angekommen nimmt sie die toten Kaninchen noch einmal in Augenschein. Es handelt sich nicht um Alt-Kaninchen mit einem Wurf Jungen, wie sie erst dachte, sondern um vier große Zuchttiere und ein kleines, wahrscheinlich Zwergkaninchen.

Zwei Kaninchen waren tätowiert, nur bei einem waren die Ziffern zu erkennen. Der Zuchtverein, bei dem das Tier registriert ist, konnte zur Aufklärung des Falles nicht beitragen.
Zwei Kaninchen waren tätowiert, nur bei einem waren die Ziffern zu erkennen. Der Zuchtverein, bei dem das Tier registriert ist, konnte zur Aufklärung des Falles nicht beitragen. © Privat

Dann stößt sie auf eine Spur. „Ich habe weitere Fotos gemacht und dabei eine Tätowierung im Ohr des roten Kaninchens gesehen.“ F 38 – das Zeichen des Kaninchenzuchtvereins Gifhorn, wie sie später im Internet recherchiert.

Am Montag ruft unsere Leserin beim Kreis-Veterinäramt an. Sie schildert den Fall und spricht auch von der Ohr-Tätowierung. „Man hat mir dort wenig Hoffnung gemacht, dass jemand dafür rauskommt“, erzählt sie – und hat dafür wenig Verständnis. Schließlich könnten die Kaninchen ja auch an RHD 2, der Chinaseuche, verendet sein. Nicht auszuschließen sei dann, dass die tödlich verlaufende Viruserkrankung auch auf Wildkaninchen überschlägt. Auch darauf habe sie das Kreis-Veterinäramt hingewiesen. Das aber habe ihr zu verstehen gegeben, dass für den Fall das Ordnungsamt der Stadt Ennepetal zuständig sei.

Am selben Tag ruft sie beim Kaninchenzuchtverein in Gifhorn an. Ob man ihr helfen könne, herauszufinden, wem das Tier gehört habe oder an wen es verkauft worden sei. Dafür bräuchte man auch die Nummer, die im anderen Ohr eintätowiert sei, hört sie vom Verein. Daraufhin macht sie sich mit ihrem Mann noch einmal zum Fundort auf, um die Nummer zu fotografieren. „Wir haben bei der Gelegenheit die Tiere alle sorgfältig nebeneinander ins Grün gelegt, so, dass auch das Ordnungsamt die Tiere leicht findet.“ Wie sie berichtet, hätten so auch Anwohner davon mitbekommen, die ebenfalls Polizei und Veterinäramt informiert hätten.

Städtisches Ordnungsamt nimmt sich des Falles an

Am Dienstag vergangener Woche, zwei Tage nach dem Fund, ruft sie beim städtischen Ordnungsamt an. „Da war zum ersten Mal jemand, der wirklich Interesse an dem Fall zeigte“, sagt die Leserin. Der Mitarbeiter sei sofort rausgefahren und habe ihr auch gesagt, das Kreis-Veterinäramt zur Klärung der Sache hinzuziehen zu wollen.

Die Chinaseuche

Die Chinaseuche, auch RHD 2 genannt (Rabbit Haemorrhagic Disease) ist eine ansteckende Viruserkrankung bei Kaninchen. Sie verläuft in vielen Fällen nach kurzer Zeit tödlich.

Erstmalig trat die Erkrankung im Jahr 1984 in China auf. Daher stammt auch ihr Name. Seit 1988 kommt sie auch in Deutschland vor.

Zucht- und Wildkaninchen sind besonders häufig befallen. Auch Hauskaninchen können sich anstecken.

Die Symptome sind vielfältig. Häufig verläuft die Krankheit so rasant, dass manche Tiere verenden, bevor erste Anzeichen sichtbar sind. Halter finden ihre Tiere dann körperlich scheinbar unversehrt tot auf.

Ebenfalls am Dienstag ruft sie wieder beim Zuchtverein in Gifhorn an. Sie hat ja jetzt die eintätowierte Nummer. Der Verein sieht in seinen Unterlagen nach. Da stehe, dass das Tier verkauft worden sei, aber man könne nicht mehr nachvollziehen, an wen und wohin. Unsere Leserin findet das seltsam.

Grundstückseigentümer hat Kadaver beseitigt

Es vergehen ein paar Tage, dann telefoniert sie am Dienstag dieser Woche erneut mit dem Ordnungsamt. Dabei erfährt sie, dass man den Vorfall bedauerlicherweise wohl nicht mehr werde aufklären können. Die Stadt teilte unserer Redaktion später auf Nachfrage mit, dass der Grundstückseigentümer die Kadaver zwischenzeitlich entsorgt habe.

Das Rathaus teilte außerdem mit, dass in unmittelbarer Nähe zum Fundort einen Tag später zwei weitere Zuchtkaninchen tot aufgefunden worden seien, die dem Ordnungsamt gemeldet wurden. Auch hier könnten die Tiere nicht mehr untersucht werden, weil auch hier der Grundstücksbesitzer die Kadaver bereits von seinem Grund entfernt hatte.

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Die Leserin will es nicht dabei belassen. Sie hofft, dass über den Weg an die Öffentlichkeit doch noch Hinweise zur Aufklärung eingehen. „Man darf tote Tiere nicht einfach so in den Wald legen. Das ist ein Unding, sie einfach so abzukippen. Ich hoffe, dass man jemanden findet, der zur Rechenschaft gezogen wird.“