Gevelsberg. Frank Hense kehrt nach Gevelsberg zurück und wird die Friedens-Kapelle der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde in eine Kunsthalle umbauen.

Als Frank Hense den großen Kirchraum betritt, schweift sein Blick über Wände mit den kunstvollen Blei-Fenstern, über die Decke hoch zur Empore. Er kneift seine Augen leicht zusammen, ein Lächeln umspielt seine Lippen. Wer neben ihm steht, spürt förmlich, wie es in seinem Kopf rattert, wie vor seinem geistigen Auge Bilder entstehen, die Mitte des kommenden Jahres bestenfalls schon Realität sein sollen. Hense besitzt eine herausragende Kunstsammlung, die er in der Friedens-Kapelle der Öffentlichkeit zugänglich machen will.

Damit diese Idee überhaupt reifen konnte, trafen unterschiedliche Vorgeschichten an einem Punkt zusammen. Beginnen wir mit Frank Hense, der in Gevelsberg geboren wurde, an der Stadtgrenze zu Sprockhövel aufwuchs, auf das Gevelsberger Gymnasium an der Mittelstraße, der Neustraße und am Ochsenkamp ging, der als Kind für die ehemalige Kirmesgruppe Juliushöhe am Kirmeszug teilnahm.

Blaupause in Gescher

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Etwa zur Abiturzeit erwachte in ihm das Interesse an Kunst. „Mein Vater hat mich allerdings davon überzeugt, nicht Kunstgeschichte zu studieren, sondern Maschinenbau und in den Familienbetrieb einzusteigen“, erzählt Hense. Das hatte einen ganz entscheidenden Vorteil für den Aufbau seiner mehr als 500 Werke umfassenden Sammlung zeitgenössischer Kunst: In der Firma war es ihm möglich, das nötige Kleingeld für seine Kunstsammlung zu verdienen.

Sein Lebensweg führte ihn zunächst von Gevelsberg fort nach Schwelm. Zuletzt lebte er im münsterländischen Gescher. Dort entstand die Blaupause für das Gevelsberger Projekt: Hense kaufte eine ehemalige Turnhalle und baute sie zur Kunsthalle um – die weit über Gescher hinaus enorme Beachtung findet. Nicht zuletzt ist das der Fall, weil die Sammlung Hense von herausragender Qualität ist. Sie umfasst Malerei, Fotografien, Skulpturen und vieles mehr – alles figürlich-narrativ.

Parallel zum Erfolg des Gevelsbergers in Gescher tat sich in Gevelsberg an ganz anderer Stelle etwas Entscheidendes: Die freie evangelische Gemeinde und die evangelisch-freikirchliche Gemeinde fusionieren und richten ihr gemeinsames Domizil an der Weststraße ein (wir berichteten). Folge: Das Gebäude an der Ecke Schillerstraße/Lessingstraße war übrig. Mit im Vorstand der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde: Arnim Schäfer, Ordnungsamtsleiter in der Stadt Gevelsberg, bei der Hense ohnehin schon einmal vorgefühlt hatte, ob es für eine Kunsthalle einen Ort in seiner alten Heimat geben könnte.

Architektur herausarbeiten

Eine Vorschau gibt es hier

Wer sich einen Eindruck davon machen möchte, wie die Kirche einmal aussehen wird, kann dies tun auf den Internetseiten www.hense.art oder www.muensterland.com unter „tourismus“.

Die Kunsthalle ist in der Armlandstraße 20 in Gescher. Aktuell gibt es keine Ausstellung, die nächst kündigt Frank Hense für Dezember 2019 an.

„Ich kenne Frank Hense schon sehr lange und habe dann die Verantwortlichen der Gemeinde mit ihm an einen Tisch gebracht“, sagt Bürgermeister Claus Jacobi, der die Sache eingestielt hat und sich sehr dafür eingesetzt hat, beide Parteien an den Verhandlungstisch zu bringen. Frank Hense war begeistert, die Gemeinde war begeistert, die Umsetzung konnte beginnen. „Uns ist diese Nachnutzung deutlich lieber als alles andere“, sagt Ordnungsamtsleiter Arnim Schäfer.

Das Gebäude wird sich allerdings etwas verändern. Frank Hense will die eigentliche, denkmalgeschützte Kapelle wieder mehr zur Geltung bringen. „Meine weitere Leidenschaft neben der Kunst ist die Architektur. Ich möchte gern das alte, wunderschöne Eingangsportal wieder zur Geltung bringen“, sagt Frank Hense, der die Gevelsberger Kunsthalle der Öffentlichkeit öffnen möchte, Schulklasse einladen will und die Lokalität auch vermieten möchte – beispielsweise für Firmenfeiern.

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Auf Frank Henses Rückkehr freut sich insbesondere auch der Bürgermeister, der schon Verknüpfungspläne mit anderen kulturellen Einrichtungen in Gevelsberg hat. Zunächst aber will der Exil-Gevelsbeger im kommenden Jahr umbauen und eröffnen.