Redaktionsleiter Stefan Scherer hat eine klare Meinung dazu, wie Klimaschutz und Hartz IV zusammengehen können.
Auch wenn das Thema bitter ist, auch wenn alle Programme keine Verbesserung gebracht haben, so hat Olaf Schade mit seinem Blick auf die Zahlen des Jobcenters die aktuellen politischen Diskussionen in eine ganz entscheidende und sehr richtige Richtung gelenkt: Zu den Menschen, für die Klimaschutz an zahlreichen Stellen gar nicht möglich ist. Weil sie Rentenaufstocker sind, weil sie seit Generationen in Sozialhilfe und Hartz IV leben.
Wer am Ende des Monats nicht weiß, wie er satt werden soll, denkt mit Sicherheit nicht darüber nach, ob das Gemüse Bio ist, ob das Schwein vor der Haustüre geschlachtet wurde und ob der Kaffee Fair Trade ist. Wer sein letztes Geld für ein Sozialticket zusammenkratzen muss, dem sind Elektroautos und E-Bikes egal. Grünstrom mit Hartz IV? Da muss die Umwelt hinter dem Geldbeutel zurückstecken. Waren jeder Art, die tatsächlich bio, nachhaltig, CO2-neutral oder wie auch immer ökologisch wirksam sind, kosten Aufpreis.
Im Kreishaus fällt immer wieder der Satz: „Klimaschutz kostet Geld.“ Das ist auf Privathaushalte zu übertragen: Bei gleichem Lebensstandard ist die Klimaschutzvariante fast immer die teurere Alternative. Das würden sich auch gern die 27.000 Menschen leisten können, die derzeit Geld vom Jobcenter beziehen. Sie deutlich besser wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, als dies bisher gelingt, ist nicht nur für den Klimaschutz wichtig, sondern auch für das Selbstwertgefühl dieser Menschen, nicht vom Staat abhängig zu sein. Denn Klimaschutz allein ist nicht die einzige Aufgabe, der sich die Politik stellen muss.