Schwelm. Reporterin Lilo Ingenlath-Gegic muss bei der AGU und der Biologischen Station in Schwelm kräftig mit anpacken.
Die AGU lädt zum Obstwiesentag. Doch in diesem Jahr war die Apfelernte schlecht. Es gab nicht viele Äpfel, daher gibt es auch keine Pflückaktion mit Kindern und keinen Obstverkauf. Ich mache mich trotzdem auf den Weg zum Gelände Am Tannenbaum. Das Wetter ist scheußlich, aber auf der Wiese sind jede Menge Menschen, die sich offenbar für Äpfel interessieren. „Um eine Regelmäßigkeit in den Terminablauf zu bringen, machen wir diese Aktion hier Am Tannenbaum auch ohne große Ernte“, erklärt AGU-Chef Michael Treimer.
Die von den Mitgliedern der AGU und der Biologischen Station im EN-Kreis mühselig gesammelten Äpfel wurden schon zu Saft gepresst. Immerhin 400 Liter Saft wurden aus 600 Kilo Äpfeln gewonnen. „Da waren sehr ergiebige Sorten bei“, weiß jemand von der AGU. Den Saft kann man heute hier erwerben und etliche Käufer sind deshalb gekommen. Andere nehmen an einer Führung über die Obstwiese teil oder holen sich Rat in Sachen Baumschnitt.
Immer mehr Apfel-Allergien
Aber funktioniert ein Obstwiesentag ohne Obst? Es stehen fast 40 Apfelbäume und ein paar Birnen auf der Streuobstwiese. Nur an einem Baum, der umgeben ist von Walnussbäumen, entdecke ich die letzten drei Äpfel – es ist der „Rheinische Bonapfel“ und er schmeckt köstlich. „Ein wunderbarer Apfel, der aber meist zu früh runterfällt“, sagt Treimer. Direkt daneben steht die „Rheinische Schafsnase“, ebenfalls eine der alten Sorten, die hier von 1989 bis 1992 von der AGU angepflanzt wurden. Auch über den Mispelbaum, der genau in der Mitte der Wiese steht, erfahre ich etwas: Die Mispel enthält viel Pektin und diente deshalb früher an Stelle von Gelierzucker als Einmachmittel. „Deshalb waren Marmeladen damals nicht so süß“, erklärt Gärtner und Biologe Treimer.
Ich lerne eine Menge, aber soll das alles sein? Gibt es denn gar keine Äpfel? Doch, eine kleine Menge haben die Aktiven der AGU von anderen Wiesen besorgt. Einige Sorten hat Treimer ausgelegt: Ganz andere als man im Laden kaufen kann. Sie schmecken hervorragend und lösen keine Allergien aus. Immer mehr Menschen reagieren nämlich auf Äpfel allergisch. Besonders häufig auf Braeburn, Elstar, Golden Delicius und Jonagold, entnehme ich einem Infoblatt über Apfelallergie.
Durchschlagende Wirkung
Ich könnte noch weitere Infos über Sorten, Pflege oder biologischen Anbau bekommen, aber ich hätte jetzt gern etwas Praktisches und werde prompt an die Arbeit gestellt: Mit einer Handpresse darf ich Apfelsaft herstellen. Zuerst werden die Äpfel eingefüllt. Äpfel mit Macken, mit Druckstellen, aber sie duften herrlich und sind garantiert ohne Chemie. „Vegan ist der Apfelsaft nicht“, sagt Michael Treimer, während Britta Kunz und er die unterschiedlichen Äpfel zerschneiden, um mir das weitere Zerkleinern im Mahlwerk zu erleichtern. Als Kind habe ich gelernt, dass Würmer immer in die leckersten Äpfel gehen, fällt mir dazu ein.
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Jetzt ist Muskelkraft gefragt: Durch gegeneinander laufende Walzen wird das Obst gezogen und zerquetscht. Dabei muss ich mich ganz schön anstrengen. Jede Menge Maische, also zerkleinerte Äpfel, habe ich jetzt. Doch der nächste Schritt erfordert noch mehr Krafteinsatz: Die Maische wird gepresst. Dann endlich das Erfolgserlebnis: Unter dem Beifall der umstehenden starken Männer läuft der Apfelsaft aus der Presse. Ich fange ihn in einem Becher auf und trinke meinen selbst gemachten Saft. Er schmeckt unglaublich gut. Es ist der leckerste Saft, den ich je getrunken habe. „Nicht zu viel!“ warnen einige Zuschauer, denn sie wissen von der durchschlagenden Wirkung, die frischer Saft haben kann.
Was vom Apfel übrig bleibt ist der Trester. Den bekommen die Kühe auf der benachbarten Weide. „Die freuen sich darüber und sind dann ganz high“, sagt Michael Treimer.