Ennepetal. Der Ennepetaler Filmemacher Henning Beckhoff hat sich mit seinem Stalking-Thriller „Mauern“ das Wim-Wenders-Stipendium gesichert.

Der Ennepetaler Nachwuchs-Filmemacher Henning Beckhoff kann sich über eine besondere Auszeichnung freuen. Der 28-Jährige hat ein Wim-Wenders-Stipendium erhalten. Seine Filmidee – ein in Wuppertal spielender Stalking-Thriller, der zum Teil in „Go-Pro“-Perspektive gedreht werden soll – wurde ebenso wie drei weitere Projekte aus insgesamt 36 eingereichten Anträgen ausgewählt. Und auch mit seinem in seiner Heimatstadt gedrehten Werk „Fünf Dinge, die ich nicht verstehe“ verzeichnet Beckhoff einen weiteren Erfolg: Der Film wird in Kürze deutschlandweit ins Kino kommen.

„Mauern“ heißt das Werk, für das Beckhoff das Stipendium erhalten hat. In dem Thriller geht es um die Kommunalpolitikerin Anna Maibach (32), die für das Bürgermeisteramt in Wuppertal kandidiert und seitdem Hassmails und Übergriffen ausgesetzt ist. Als ein vermeintlich fremder Mann ihr plötzlich folgt, ändert sich ihr Leben schlagartig. Neben einer überraschenden Geschichte sollen die filmischen Mittel, insbesondere wechselnde Perspektiven, das Werk charakterisieren. So wird ein Teil des Films mit einer „Go-Pro“, einer kleinen Action-Kamera, gedreht. „Wir wollen die subjektive Perspektive eines Menschen zeigen, das geht damit am besten“, erklärt der Regisseur, der bei „Mauern“ wieder mit Kamerafrau Sabine Panossian zusammenarbeitet. Der Mann, der der Frau folgt, wird folglich aus diesem Blickwinkel gar nicht selbst zu sehen sein.

Leidenschaftlich

Dass er mit dem Projekt ausgewählt wurde, bedeutet Henning Beckhoff sehr viel – zählt Wim Wenders doch neben Tom Tykwer und den Dardenne-Brüdern zu den Regisseuren, die bei ihm schon als Kind die Leidenschaft für den Autorenfilm weckten. Mit seiner Idee, für die er auch einen Teaser gedreht hatte, überzeugte Beckhoff die Jury, der neben der Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, Petra Müller, und dem Kreativdirektor der PR-Agentur „Scholz & Friends Agenda“, Mirko Derpmann, auch Wim Wenders selbst angehörte. Der 74-Jährige hat sich mit Filmen wie „Der Himmel über Berlin“ und „Paris, Texas“ unsterblich gemacht. 2012 gründete Wenders eine Stiftung, um sein vielfältiges Lebenswerk zusammenzuführen und darüber hinaus filmischen Nachwuchs zu fördern. Die Wim-Wenders-Stiftung unterstützt seit 2014 gemeinsam mit der Film- und Medien-Stiftung NRW in Form eines Stipendiums junge Filmemacher, die ihre Werke mit innovativen Mitteln gestalten.

„Die Anzahl von starken Projekteinreichungen war in diesem Jahr größer denn je. Sie zeigt, dass unser Stipendium seine ‚Zielgruppe‘ mehr und mehr erreicht, und wie sehr wir damit auf ein wirkliches Bedürfnis gestoßen sind“, sagte Wim Wenders bei der Feier zur Verleihung der Stipendien, die am Montag in der Filmwerkstatt Düsseldorf stattfand. „Die Juryarbeit ist damit nicht einfacher geworden, im Gegenteil. Aber wir sind uns sicher, auch im sechsten Jahr wieder besonders mutige und unkonventionelle Filmvorhaben in ihrer Entwicklung fördern zu können“, so der stilprägende Autorenfilmer, der die Auszeichnung persönlich übergab.

Das Stipendium für Henning Beckhoff ist mit 24.000 Euro dotiert. „Das ist wie eine sehr gute Drehbuchförderung“, meint er. Insgesamt rechnet er damit, für den Film ein größeres Budget von etwa einer Million Euro zusammenzubekommen. Ein Wim-Wenders-Stipendium ist da ein guter Türöffner. Nun geht es daran, den Stoff weiterzuentwickeln. Mit den Dreharbeiten werde man frühestens Ende nächsten Jahres beginnen könne, erklärt der Filmemacher, der in Berlin lebt. Für die Vorbereitungen und während des Drehs in Wuppertal werde er dann wieder viel Zeit in seiner Heimatregion verbringen.

Zuvor wird Henning Beckhoff voraussichtlich noch einen anderen Film drehen. Darin geht es um einen Meeresbiologen, dessen Tochter sich in einen Fisch verwandelt. „Poetischer Realismus“ nenne sich das Genre, so Beckhoff. Im Mittelpunkt stehe eine „Coming-of-Age-Geschichte“, also eine Geschichte über das Erwachsenwerden.

Verleih gefunden

Derweil hat der Ennepetaler mit seinem ersten Langspielfilm „Fünf Dinge, die ich nicht verstehe“, den er in seiner Heimatstadt drehte, eine weitere Stufe erklommen. Nachdem das Werk über einen Jugendlichen, der auf einem Bauernhof am Rande der Kleinstadt aufwächst und seinen Platz im Leben sucht, bei Festivals mehrfach ausgezeichnet und lobend erwähnt wurde (wir berichteten), wird es nun auch bundesweit ins Kino kommen. Mit der „Filmgalerie 451“ hat Beckhoff einen Verleih gefunden, am 7. November erfolgt der Start. „Ich reise zu zehn Terminen auch durch Deutschland“, kündigt der Regisseur an. Unter anderem wird er im heimischen „Filmriss“-Programmkino in Gevelsberg (am 8. November, 19.30 Uhr) anwesend sein.

Weitere Infos zu „Fünf Dinge, die ich nicht verstehe“ sowie einen neuen Trailer zum Kinostart gibt es unter www.filmgalerie451.de/filme/funf-dinge-die-ich-nicht-verstehe/