Gevelsberg. Nach vier Jahren Leerstand entstehen auf dem Gelände der ehemaligen Gesenkschmiede Wohnhäuser und ein Altenheim. Andere Brachen kaum zu verkaufen

Nur wenige Monate werden die Bagger benötigen, um eines der bedeutendsten Stücke der Gevelsberger Industriegeschichte aus dem Stadtbild zu radieren. Irgendwann zwischen Ende Februar und Ostern soll von der Firma Jeco Jellinghaus nichts mehr zu sehen sein. Altlastenfrei, abgeräumt und sauber wird die Abrissfirma Prangenberg & Zaum GmbH das Gelände dann an die Bauherren übergeben. Der Bauverein wird dort etwa 40 bis 50 Wohneinheiten auf einer Fläche von 4000 Quadratmetern errichten. Die APE Gevelsberg GmbH & Co. KG wird als Projektgesellschaft auf etwa 10.000 Quadratmetern ein Seniorenpflegeheim errichten (wir berichteten). Damit wird die Stadt Gevelsberg ihre prominenteste Brache im Stadtgebiet nach vier Jahren Leerstand revitalisieren.

Erneute Industrie ist unmöglich

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Bürgermeister Claus Jacobi fiel dementsprechend ein Stein vom Herzen, als ihm seine Wirtschaftsförderer Lena Dobrick und Dietmar Grimm berichteten, dass die Umsetzung der beiden Projekte in trockenen Tüchern ist. „Die Firma hat städtebaulich eine enorme Bedeutung, aber es war uns von vornherein klar, dass es unmöglich ist, auf dieser Fläche erneut Industrie anzusiedeln.“ Die Lage, die Verkehrsanbindung, die Wohnbebauung im Umfeld der ehemaligen Gesenkschmiede – all dies sei abschreckend für Firmen.

Und: Der Preis, den die Mahrindra Forgings Europe AG, der Grundstück und Gebäude gehören, für potenzielle Käufer aufruft, ist enorm hoch. „Da schauen Investoren natürlich vorher ganz genau, ob sich ein Investment für sie lohnt“, sagt Jacobi. Dem Gevelsberger Bauverein um Vorstand Volker Bremer kam dieses Grundstück aber genau recht, schließlich hat sich die Genossenschaft dazu entschlossen, wieder mehr zu bauen. Und dass mit Seniorenheimen gutes Geld verdient werden kann, dürfte ohnehin kein Geheimnis sein. Claus Jacobi: „Wir können mit Sicherheit auch von Glück reden, dass das nach vier Jahren geklappt hat. Unsere schlimmsten Befürchtungen waren, dass wir möglicherweise eine Dekade und mehr keinen Fortschritt sehen.“

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Dafür gibt es schließlich zwei prominente Beispiele auf Gevelsberger Stadtgebiet.

1. Hünninghaus-Brache: Auch der komplett heruntergekommene Komplex an der oberen Haßlinghauser Straße ist im Besitz der Mahrindra Forgings Europe AG und dementsprechend hoch ist der Kaufpreis, der dafür aufgerufen wird. Gemakelt wird das Grundstück von der Düsseldorfer Phönix Handelshaus GmbH, die ebenfalls für ihre hohen Verkaufspreise bekannt ist. „Es gibt aber noch zwei weitere Hindernisse, die einer Revitalisierung im Wege stehen“, sagt das Stadtoberhaupt. Einerseits gebe es noch weitere Eigentümer, was die Verhandlungen erschwere.
Zum anderen sei die Topografie des Grundstücks deutlich ungünstiger als bei Jeco. Während der vergangenen Jahre hat es zahlreiche Anfragen von Investoren und Projektentwicklern für die Hünninghaus-Brache gegeben. Sie alle scheiterten. Lena Dobrick und Dietmar Grimm haben unter der Telefonnummer 02332/771-172 beziehungsweise -169 aber stets ein offenes Ohr für neue Ideen.

2. Wülfing-Brache: Die ehemalige Firma Wülfing gammelt ebenfalls schon seit weit mehr als zehn Jahren vor sich hin. Sie befindet sich an der Ecke Mühlenstraße/An der Drehbank. Hier gibt es auch mehrere Gründe, die bislang verhindern, dass sich dort irgendetwas ansiedelt. Der wichtigste: „Diese Brache erfordert ein hoch qualifiziertes Altlastenmanagement“, wie Bürgermeister Claus Jacobi sagt. Heißt: Durch anorganische Chemie ist der Boden extrem kontaminiert. Das ist kostspielig und macht eine rentable Investition in das Gelände schwierig. Zweites Hindernis sind die Besitzverhältnisse. Die Eigentümerfamilie wird nur noch durch den Insolvenzverwalter vertreten, doch eine Insolvenzmasse ist nicht mehr vorhanden. Auch hier sind Ideen gerngesehen.