Gevelsberg. Gevelsbergs Kämmerer muss viel Geld für das Schwimm In nachschießen. Der Schwimmbadbetrieb war 2018 teurer als geplant.

Da kratzte sich der geneigte Beobachter der heimischen Politik fragend am Kopf: Die Kosten für das Schwimm In gehen derart durch die Decke, dass Kämmerer Andreas Saßenscheidt im Nachhinein für das vergangene Jahr 143.233,80 Euro an städtischem Betriebskostenzuschuss nachschießen muss und im Hauptausschuss und im Stadtrat juckt das: niemanden. Ohne Diskussion gingen zweimal alle Hände nach oben und mit einstimmigem Votum erteilten die Fraktionen den Zusatzausgaben für das Schwimm In ihren Segen.

Auch interessant

Nach Informationen dieser Zeitung herrscht diese Einigkeit aber nur in dem Moment, in dem die Öffentlichkeit anwesend ist. In der Gesellschafterversammlung hingegen sollen nicht öffentlich durchaus gegensätzliche Meinungen unter den Mitgliedern der einzelnen Ratsfraktionen geherrscht haben. Streitpunkt: Der Betriebskostenzuschuss, der entgegen aller Versprechen der Aquapark GmbH stetig steigt und damit verbunden auch eine Fortführung der Zusammenarbeit mit der GmbH, die erst vor einigen Monaten verlängert worden war.

Für 2018 sehen die Zahlen wie folgt aus: Der Fehlbetrag der Schwimm In-Betriebs-GmbH, deren alleinige Gesellschafterin die Stadt ist, beläuft sich auf 619.333,80 Euro. Gemeinsam mit der Aquapark GmbH hatte die Betriebs-GmbH Ansatzmittel von 476.100 Euro veranschlagt, die so auch in den kommunalen Haushalt des Jahres 2018 eingestellt waren.

Kämmerer Andreas Saßenscheidt, der in Personalunion auch Geschäftsführer der Betriebs-GmbH ist, bekam von der Politik schließlich Grünes Licht dafür, den Fehlbetrag im Jahresabschluss 2018 auszugleichen.

Aquapark versprach Transparenz

Gründe dafür, dass sich der Zuschuss im Vergleich zu den Planzahlen erhöhte, lieferte die Stadtverwaltung in öffentlicher Sitzung nicht. Diese Zeitung fragte im Rathaus nach. Bürgermeister Claus Jacobi sieht die Lage als nicht sehr dramatisch an.

„Ein Bad kann nie kostendeckend betrieben werden. Und eine Anlage, die so viel bietet wie unsere, gibt es für diesen vergleichsweise geringen Zuschuss in Deutschland nur ganz selten“, teilt er mit. „Wenn Sie ein freibadlastiges Jahr wie 2018 haben, haben Sie geringere Umsatzmargen“, so Jacobi. So würden sich Besucher beispielsweise im Hallenbad in die Gastronomie setzen. Draußen würde oft aber schon eine Portion Pommes reichen.

Auch interessant

Kämmerer Andreas Saßenscheidt war es aus terminlichen Gründen am Mittwoch noch nicht möglich, die genauen Gründe dafür zu nennen, warum die Stadt 143.233,80 Euro mehr bezahlen musste als ursprünglich geplant.

Die aktuelle Ruhe bei den Zahlen ist um so verwunderlicher, wenn man ins Jahr 2013 zurückblickt, wo ebenfalls durch eine wirtschaftlich bedenkliche Entwicklung überhaupt erst die Firma Aquapark den Hut im Gevelsberger Frei- und Hallenbad aufgesetzt bekam. Zu diesem Zeitpunkt erklärte die Stadt nach eineinhalb Jahren die Privatisierung der Bäderlandschaft für gescheitert.

Notbremse gezogen

Die Firma DSBG hatte versprochen, aus etwa 600.000 Euro jährlichem Zuschuss eine schwarze Null zu machen. Stattdessen fuhr die Herner Gesellschaft Verluste in Höhe von 400.000 Euro im ersten Jahr ein, geriet in Schieflage.

Die Stadt zog die Notbremse, und am Ende standen das jetzige Konstrukt sowie das Versprechen der Aquapark GmbH, extrem transparent zu arbeiten. Das Ziel: Kosten senken, Einnahmen erhöhen, das brach liegende Marketing verbessern und so den Steuerzahler künftig nicht mit mehr als 400.000 Euro pro Jahr an Zuschüssen für das Schwimm In belasten.