Redaktionsleiter Stefan Scherer über den Großbrand in der Schwelmer Altstadt am Samstag.
In der Not zeigt sich, wie sehr Menschen füreinander da sind. Und da ziehe ich meinen Hut vor den Schwelmern. Meine tiefste Verneigung gehört allen am Einsatz beteiligten Feuerwehrleuten – und da am allermeisten den Freiwilligen. Von Samstagnachmittag bis Sonntag am späten Abend waren sie ehrenamtlich in der Altstadt aktiv, um dafür zu kämpfen, dass keine Menschen zu Schaden kommen, dass der historische Stadtkern und damit das geschichtliche Herz der Kreisstadt nicht komplett den Flammen zum Opfer fallen.
Sie haben ihre Wochenendpläne uneigennützig über Bord geworfen, Aktivitäten mit ihren Familien unterbrochen und sich statt dessen im Dienst für die Allgemeinheit selbst in Gefahr begeben. Die meisten von ihnen haben am Wochenende kaum geschlafen, unregelmäßig gegessen und sind nach diesem kräftezehrenden Einsatz am Montagmorgen pünktlich zu ihrer Arbeit erschienen. Ihnen und ihrer unglaublichen Einsatzbereitschaft bis an die Grenzen der Belastbarkeit und darüber hinaus gebührt der größte Dank.
Ebenfalls bewundernswert ist die Welle der Hilfsbereitschaft, die die Betroffenen förmlich überrollt. Wohnungsangebote, Kleidung, Passbilder, Möbel, und so weiter und so fort – die Schwelmer zeigen größte Empathie für Menschen aus ihrer Mitte, die plötzlich vor dem Nichts stehen, die nichts mehr besitzen außer der Kleidung an ihrem Körper, deren greifbare Erinnerungen an ein Jahrzehnte langes Leben von den Flammen gänzlich aufgezehrt worden sind. Diese Männer und Frauen handeln, anstatt lange zu lamentieren, organisieren virtuell und ganz real Hilfe. Manche Dinge sind weiterhin notwendig, manche Dinge gibt es bereits jetzt für die Bewohner der beiden Brandhäuser im Überfluss.
Was zählt, ist bei all dem das Zeichen, dass jemand, dem in Schwelm ein schlimmes Leid passiert, nicht allein gelassen wird. Die Solidargemeinschaft funktioniert in der Kreisstadt. Dafür reicht ein Wort überhaupt nicht aus, doch ein passenderes fällt mir nicht ein: Dankeschön. Dankeschön an alle, die ihr eigenes Befinden für Menschen in Not zurückstellen.