Ennepetal. Stefan Voigt, Vorsitzender des Arbeitskreises Kluterthöhle, hat ein Hanggrundstück an der Kehr in Milspe gekauft. Darin liegt die Bismarckhöhle.
„Es war schon reizvoll, ein Nationales Naturmonument zu besitzen“, meint Stefan Voigt und grinst. Der Vorsitzende des Arbeitskreises Kluterthöhle hat der Talbahn GmbH entlang der Bahnlinie am Rande der Ennepe ein Hanggrundstück abgekauft. Und in diesem Hang befindet sich die Bismarckhöhle, die Teil des Kluterthöhlensystems ist, das im März in den Rang eines Nationalen Naturmonuments erhoben wurde. Der Arbeitskreis möchte die früher als Luftschutzbunker genutzte Bismarckhöhle mittelfristig ebenso renaturieren wie zuvor die Kluterthöhle.
Etwa ein Hektar groß ist die Fläche, die Voigt erworben hat. Von der Kehr, im Bereich der Auffahrt zu den Tennisplätzen der Milsper TV, bis etwa Höhe Busbahnhof gehört ihm nun der Hang, inklusive des Wanderwegs in Richtung Kluterthöhle. Darüber hinaus hat er eine Teilfläche auf der anderen Seite der Schienen gekauft. „Dort mündet der Klutertspring in die Ennepe“, erklärt Voigt.
Einladung des Bundespräsidenten
Im Vorjahr wurde Stefan Voigt für seinen ehrenamtlichen Einsatz für Höhlenforschung und Naturschutz mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Nun wird ihm eine weitere Ehre zuteil: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dessen Gattin Elke Büdenbender haben Voigt zum Bürgerfest im Park von Schloss Bellevue eingeladen. Am 30. August wird er dort mit Ehefrau Ute und den Töchtern Merit und Theda zu Gast sein.
Die eigentliche Sensation: Voigt, der hartnäckig Lederjacke trägt, muss im Anzug erscheinen. Das fordert die Kleiderordnung.
„Der beste Naturschutz ist der Grundstückskauf“, betont der passionierte Höhlenforscher, der beruflich ein Garten- und Landschaftsbauunternehmen betreibt. Er hat bereits an verschiedenen Stellen im Kreisgebiet Land erworben, zuletzt ein Stück der ehemaligen Bahntrasse zwischen Gevelsberg und Schwelm. Dort soll ein Radweg entstehen (wir berichteten). „Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Schienen, die ich in Gevelsberg noch gefunden habe, habe ich den Kauf hier in Ennepetal finanziert“, erzählt Stefan Voigt.
Fläche dem Wildwuchs überlassen
Die Flächen am Klutertberg will Voigt aus der Forstwirtschaft herausnehmen und dem Wildwuchs überlassen. „Der Wald soll so bleiben“, sagt er. Ihm ist aber vor allem wichtig, dass er nun über die Bismarckhöhle verfügen kann. „Derjenige, auf dessen Grund der Eingang liegt, der hat die Verfügungsgewalt über eine Höhle“, erklärt der Experte. Gebe es einen zweiten Eingang – was hier nicht der Fall ist – dann würde die Grundstücksgrenze an der Oberfläche gleichermaßen in der Höhle gelten. Stefan Voigt und der Arbeitskreis Kluterthöhle beabsichtigen, auch die Bismarckhöhle mit ihren etwa 1,4 Kilometern Ganglänge weitestgehend zu renaturieren. „Wenn wir Fördermittel beantragen, müssen wir künftig nicht mehr den Besitzer fragen. Der sind wir ja selber“, erklärt Voigt. Die Stadt Ennepetal will zudem, angrenzend an das Voigtsche Grundstück in Richtung Kluterthöhleneingang, 6200 Quadratmeter des Hangs von der Talbahn kaufen. Die Parteien seien sich darüber einig, das Geschäft abzuwickeln, erklärte Stadt-Pressesprecher Hans-Günther Adrian auf Anfrage dieser Zeitung. Allerdings warte man nun auf die Talbahn hinsichtlich der Vereinbarung eines Notartermins.
Die Bismarckhöhle schlummerte Ewigkeiten im Berg vor sich hin. „Sie hatte keinen Eingang“, erklärt Stefan Voigt. 1881 wurde sie während des Baus der Talbahn von Hagen nach Altenvoerde angeschnitten und so entdeckt. Leider wurden die Tropfsteine im gut zugänglichen Bereich vollkommen zerstört. „Die Höhle ist nun seit 30 Jahren verschlossen“, so Voigt. Man könne stellenweise an einem kristallenen Glitzern sehen, dass sich – über einen langen Zeitraum – Tropfsteine neu ausbilden.
Während des Zweiten Weltkriegs, im Jahr 1944, wurde die Höhle zum Luftschutzbunker ausgebaut. Bis zu 2500 Menschen aus Milspe, Altenvoerde und auch Hagen, die mit der Talbahn angereist waren, suchten darin Schutz vor Bombenangriffen der Alliierten. Elektrisches Licht, Bänke, ein Sanitätsraum, Aborte und sogar ein Kinderkarussell befanden sich damals in der Halle. Die historisch bedeutenden Einbauten, die Zeugnis von der Nutzung als Luftschutzbunker ablegen, wolle man erhalten, betont Voigt. So gibt es noch gemauerte Räume, die als Sanitätsstation oder Toilette dienten.
Renaturierung geplant
Unter anderem hatte man aber auch tonnenweise Gießereischlacke in die Bismarckhöhle transportiert und als Bodenbelag verwendet. „Heute weiß man, dass diese Schlacken giftig sind“, erklärt Stefan Voigt. Derartige Reste, Schutt und die Patina von den Wänden sollen verschwinden. Denn auch in der Bismarckhöhle ist das spektakuläre Korallenriff zu finden, das die Kluterthöhle zum bedeutenden Monument und zum Schaufenster in die Erdgeschichte macht. Am Parkplatz an der Kehr soll übrigens – wie am Felsenkeller an der Rahlenbecke und am Löwenspring – ein Schild des Geoparks Ruhrgebiet aufgestellt werden, das den geologischen Aufschluss, sprich: die dort sichtbaren Gesteinsschichten erläutert.
Bis es in der Bismarckhöhle an die Arbeit geht, wird es noch etwas dauern. Derzeit beschäftigt sich der Arbeitskreis Kluterthöhle mit einer neuen Riesenhöhle (Bezeichnung für eine Höhle ab 5000 Meter Ganglänge). Vor wenigen Monaten hatten die Höhlenforscher des Vereins das Windloch im Mühlenberg in Engelskirchen (Oberbergischer Kreis) entdeckt (wir berichteten). Innerhalb kurzer Zeit fanden sie Gänge mit einer Gesamtlänge von bisher fünf Kilometern. Damit kommt das Windloch der Kluterthöhle langsam nahe, die mit 5,8 Kilometern Ganglänge die zweitgrößte Höhle in NRW ist (nach der Attahöhle mit 6,7 Kilometern). Stefan Voigt hofft allerdings seit Jahren darauf, eine Verbindung zwischen Kluterthöhle und Bismarckhöhle, die extrem dicht beieinander liegen, zu finden. Dann entstünde auf einen Schlag die größte Höhle ihn NRW mit mehr als sieben Kilometern Ganglänge.