Ennepe-Ruhr. Britta Kunz gibt in ihrer Kolumne Tipps, wie der eigene Garten oder Balkon mit möglichst wenig Wasser trotzdem umweltfreundlich bleibt.
Auch wenn es im letzten Monat einige bewölkte Tage und ein wenig Regen gab, im Boden ist davon nicht viel angekommen. Es ist zu trocken. Das spüren wir auch in unseren Gärten oder an der Bepflanzung auf dem Balkon. Der Rasen wird braun, Blumen und Gemüse müssen mehr als sonst gegossen werden, um nicht zu vertrocknen. Manch einer wird dabei vielleicht schon ein schlechtes Gewissen bei knapper werdendem Wasser haben. Wann ist es noch zu vertreten, Blumen und Sträucher zu wässern?
Kleine Wunder der Natur
Im Ennepe-Ruhr-Kreis und sogar im eigenen Garten gibt es kleine Wunder. Wir müssen nur die Augen öffnen.
Die Leiterin der Biologischen Station im Kreis, Britta Kunz, schreibt in ihrer Kolumne darüber, wie sich die Natur vor unserer Haustür verändert. Sie gibt Garten- und Ausflugstipps.
Fragen beantwortet sie gern. Sie erreichen sie per E-Mail (info@biologische-station.de) und schriftlich (Biologische Station im EN-Kreis, Loher Straße 85, 58256 Ennepetal).
Viele Tipps und Infos unter www.biologische-station.de
Nahrungsgrundlage erhalten: Gießen oder nicht – eine nicht einfach zu beantwortende Frage. Gerade in Zeiten, in denen überall dazu aufgerufen wird, etwas für Insekten zu tun. Denn Gärten und Grünflächen haben eine besondere Bedeutung für die Artenvielfalt und für das Klima in den Städten. Wenn ich nicht gieße und die Sträucher und krautigen Pflanzen vertrocknen, nehme ich den Insekten und damit auch den Vögeln, die sich von Insekten ernähren, eine Nahrungsgrundlage. Und viele Vögel sind im Herbst auf die Früchte und Samen der Kräuter und Sträucher angewiesen.
Bepflanzung anpassen: Langfristig macht es Sinn, die Bepflanzung des eigenen Balkons, der Terrasse oder des Gartens an den Klimawandel anzupassen und möglichst klimaschonend zu gärtnern. Das heißt nicht unbedingt, die Zahl der zu gießenden Pflanzen zu reduzieren, denn damit verringern wir das Nahrungsangebot für Insekten und Vögel.
Verdunstung reduzieren: Wir können aber einiges tun, um den Wasserverbrauch im Garten und auf dem Balkon zu verringern. Zum Beispiel, Wind reduzieren. Denn Wind steigert die Verdunstung der Pflanzen und damit den Wasserverbrauch. Bäume und Sträucher an der Nord- oder Westseite eines Gartens sind ein guter Windschutz. Die Gehölzarten sollten natürlich an den Standort angepasst sein. Für trockene Standorte eignen sich unter anderem Vogelbeeren und Feldahorn gut, als Sträucher eignen sich Schlehen oder Sanddorn. Sie werden auch von vielen Insekten und Vögeln als Nahrungsquelle geschätzt. Selbst wer keine Bäume, sondern nur eine Hecke anlegt, kann die Windgeschwindigkeit um die Hälfte absenken und damit die Verdunstung um gute zwanzig Prozent senken. Auf Balkon oder Terrasse hält eine Wand aus Kletterpflanzen, wie zum Beispiel Clematis, den Wind ab. Noch wenig bekannt sind sogenannte „Kraterbeete“. Diese spezielle Beet-Form ist in mehrere Zonen unterteilt und besonders für den Gemüseanbau im eigenen Garten geeignet. Bei Kälte ist es im Inneren des Kraters wärmer als außerhalb und bei Hitze durch die Verdunstung im feuchteren Krater kälter als außen. Mehr Information gibt es zum Beispiel auf der Internetseite des NABU, Stichwort „Kraterbeet“
Standortgerechte Pflanzen: Auch eine Mischkultur aus verschiedenen, sich ergänzenden Zier- und Nutzpflanzen, wie man sie aus alten Bauerngärten kennt, spart Wasser und Arbeit. Für Zierpflanzen im Garten oder auf dem Balkon gilt: standortgerechte Pflanzen auswählen, die mit den jeweiligen Bedingungen vor Ort zurechtkommen. In die pralle Sonne gehören nur „sonnenhungrige“ Pflanzen. Am besten natürlich einheimische Wildblumen, ebenso für einen sonnigen Garten gut geeignet sind mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Thymian, Salbei und Lavendel. Lässt man sie blühen, freuen sich die Insekten.
Unbefestigte Böden: Wer seinen Gartenboden unbefestigt lässt, hilft mit, dass Regenwasser ins Grundwasser sickern kann. Ein angenehmer Zusatzeffekt: die Erde heizt sich nicht so schnell auf, wie Asphalt oder Schotter. Gänzlich abraten möchte ich von den „Steinwüsten“ in den Vorgärten, Aufschüttungen aus Steinen, ohne oder mit wenigen Pflanzen dazwischen. Manche Städte haben die „Steinwüsten“ bereits verboten. Sie heizen sich an sonnigen Tagen stark auf und bieten nur wenigen Lebewesen Raum. Dabei machen sie mehr Arbeit, als angenommen: Blätter fallen in die Ritzen zwischen den Steinen, werden zu Humus und schon siedeln sich dort Gräser und Kräuter ungewollt an, die nach und nach die Steine überwachsen, wenn die Ritzen nicht mühsam frei gehalten werden. Moos wächst auch gerne auf den Steinen, es sei denn, sie werden regelmäßig gereinigt. Oft kommt dafür dann die chemische Keule zum Einsatz. Die Steine für diese „Gärten“ stammen zudem in der Regel nicht aus heimischen Steinbrüchen sondern überwiegend aus China oder Indien. „Blühendes Leben“ sieht anders aus. Einen schönen und nicht zu heißen August wünscht Ihre Britta Kunz