Ennepe/Ruhr. Die Rekordhitze sorgt auch für einen Rekordverbrauch beim Trinkwasser der AVU. Am Mittwoch wurden 31,4 Millionen Liter verbraucht.

Die heißen Hundstage sind auch bei der Trinkwasserversorgung im Ennepe-Ruhr-Kreis angekommen. Die AVU meldete am Mittwoch einen Verbrauch von 31.4 Millionen Liter innerhalb von 24 Stunden. So viel wie noch nie in diesem Jahr. Auch in den nächsten Tagen ist mit solchen Werten zu rechnen. Eine Wetteränderung ist nämlich nicht in Sicht. Aus diesem Grund wurde jetzt auch das zweite Wasserwerk zur Trinkwassergewinnung dazu geschaltet, „um die Ressourcen der Hauptentnahmequelle Talsperre zu schonen“, erklärt Markus Kosch von der zuständigen AVU Netz GmbH. Man sei nicht besorgt, aber würde die Situation genau im Blick behalten.

Markus Kosch, Prokurist, Leiter Technik/Netze, hat die Verbrauchswerte im Wasserversorgungsgebiet im Blick.
Markus Kosch, Prokurist, Leiter Technik/Netze, hat die Verbrauchswerte im Wasserversorgungsgebiet im Blick. © WP | Carmen Thomaschewski

Markus Kosch sitzt an einem Schreibtisch und blickt auf mehrere Monitore. Dort sind die Verbrauchsdaten der AVU zu sehen, das Versorgungsnetz, einzelne Leitungen, viele Zahlen und Kurven. Die AVU versorgt den gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis mit Trinkwasser, ausgenommen der Städte Hattingen, Herdecke und Witten. Etwa 128 Liter verbraucht eine Person pro Tag im Schnitt in unserer Region. Die Hitze und die Trockenheit sorgen derzeit für viel höhere Werte. Wasserknappheit herrsche zwar nicht, aber der Stand der Ennepetalsperre, aus der das Trinkwasser der AVU gewonnen wird, liege unter dem Durchschnittswert der vergangenen Jahre. Davon ausgenommen ist das trockene Jahr 2018, dessen Folgen auch heute noch spürbar seien.

Aktuell 8,2 Millionen Kubikmeter

Markus Kosch macht das an Zahlen deutlich. Am 2. Dezember 2018 war mit 5,3 Millionen Kubikmeter der Tiefststand erreicht. Bereits fünf Wochen später, am 17. Januar 2019 war die Ennepetalsperre mit 12 Millionen Kubikmeter wieder randvoll. Gestern Morgen betrug der Stand 8,2 Millionen Kubikmeter.

Markus Kosch schaut sich jeden Morgen die Prognose des Wetterdienstes an. Und die besagt, dass die nächsten vier Wochen keine substanzielle Veränderungen bringen. Eigentlich fülle sich die Talsperre nach Regen schnell. „Aber da die Böden ausgetrocknet sind, benötigt die Natur das Wasser für sich. Es kommt dadurch weniger in der Talsperre an.“ 2018 habe es zu wenig Niederschlag gegeben, die Böden hätten sich noch nicht davon erholt, jetzt die nächste trockene und vor allem heiße Periode. Dazu kommt: „Das Jahr 2019 verhält sich nicht wesentlich anders als 2018“, sagt Kosch und erklärt: „Aktuell geht mehr aus der Talsperre raus, als reinkommt.“ Deshalb wurde nun das zweite Wasserwerk zugeschaltet, eine Einrichtung in Volmarstein, die mit Ruhrwasser angereichertes Grundwasser nutzt. Die Trinkwasserqualität aus der zweiten Anlage sei ebenfalls gut, die Kontrollen sind engmaschig, die Filterung mehrstufig und umfassend. Dennoch: „Ein geschulter Teetrinker kann den geschmacklichen Unterschied wahrnehmen“, weiß der Prokurist.

1257 Kilometer Wasserleitung

Die heißen Temperaturen stellt auch die Technik vor Herausforderungen. Tagsüber fast 40 Grad, mehrere tropische Nächte in Folge: der Boden ist steinhart, das treibt auch manch eine Versorgungsleitung an ihre Grenze. Aktuell werden vermehrt Rohrbrüche gemeldet. Etwa zwei 20 Mitarbeiter der AVU sind immer in Bereitschaft für Strom, Gas und Wasser. 1257 Kilometer umfasst das AVU-Netz, das die Haushalte mit Wasser versorgt. Am 24. Juni wurde schon einmal die 30 Millionen Liter-Marke geknackt. Im Juli werden noch einige Tage dazu kommen, ist sich Kosch sicher.