Ennepetal. Erich Bitter hat für Jörg Frischkorn einen Opel Insignia Coupé mit 260 PS veredelt – ein Stück deutscher Autogeschichte.

Da stand er blitzeblank im Voerder „Zönchen“ vor dem Restaurant „Noi“ und zog viele Blicke auf sich: ein Opel Insignia Coupé, 4-türig? Ja, aber was für einer. Die Front und das Heck des Autos sind verändert und im Innern ist kein Plastikteilchen mehr zu sehen. Leder ist Trumpf. Erich Bitter, der nun 86-jährige Experte für schöne und luxuriöse Autos, hatte den Opel veredelt, für seinen langjährigen Geschäftspartner und Freund Jörg Frischkorn.

Das Bitter-Logo am Auto ist nicht zu übersehen. Das Auto hat noch eine Besonderheit. Der Insignia mit dem 260 PS starken Motor ist der letzte noch deutsche, der in der Opel-Stadt Rüsselsheim vom Band lief. Opel zählt seit 2017 zur französischen Gruppe PSA. Am Mittwoch wurde Jörg Frischkorn Besitzer des Autos.

Emotional mit Auto verbunden

Im Restaurant Noi wurde das mit einem Essen begangen. Dabei: Erich Bitter mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Gisela Jahn, Jörg Frischkorn mit seiner Frau Jutta und Olaf Nauersnigg vom Management des Karosserie- und Lackzentrums Frischkorn. Bei den Tischgesprächen ging es nur kurz um den Autokauf, als Erich Bitter bekannte: „Jetzt weine ich von Schwelm bis nach Münstertal.“ So emotional verbunden sei er mit dem Wagen. (In Münstertal/Schwarzwald ist der Autodesigner tätig und hat dort seinen Hauptwohnsitz – die Red.) „Aber ich weiß ja, wer das Fahrzeug nun fährt.“

Lange Freundschaft

Erich Bitter hat noch eine Wohnung in Oelkinghausen

Erich Bitter (86), der mit seiner Lebensgefährtin Gisela Jahn in Münstertal/ Schwarzwald lebt, hat immer noch eine kleine Wohnung in Oelkinghausen, wo er einst an Autos tüftelte.

Jörg Frischkorn wird am 11. September 66 Jahre alt. Sein Nachfolger als Geschäftsführer des Karosserie- und Lackzentrums wird Olaf Nauersnigg, der schon 34 Jahre bei Frischkorn tätig ist.

Jörg Frischkorn wird weiterhin in der Unternehmensgruppe tätig sein. „Ich begleite die jüngere Generation“, sagt er.

Dann spricht Erich Bitter von einer Seilschaft und bezeichnet so die Beziehungen zwischen sich und Jörg Frischkorn. Als Jörg Frischkorn vor 42 Jahren das Unternehmen in der Ambrosius-Brand-Straße zurückkaufte, da hatte Erich Bitter schon lange Kontakt zu den Frischkorns. Horst, ein Onkel des jetzigen geschäftsführenden Gesellschafters, war ein erfahrener Rallyefahrer und begeisterte den jüngsten Profiradfahrer Deutschlands, Erich Bitter, für den Motorsport. Das war Anfang der 60er Jahre.

Erinnerungen an Rallye

Mit einem NSU-Prinz nahmen Horst Frischkorn und Erich Bitter als Team an der Rallye Monte Carlo und der Rallye „Triest-Akropolis“ teil. „Nicht ohne Erfolg“, sagt Erich Bitter und fügt hinzu: „Horst war mein Lehrmeister. Er fuhr unglaublich schnell.“

Den Motorsport machte der Kaufmann Bitter zum Beruf, eröffnete in Schwelm eine NSU-Vertretung und nahm als Fahrer mit Lizenz an vielen Rennen teil. Später waren Volvo und Saab seine Marken. Erst beim zweiten Besuch bei Carlo Abarth in Turin erhielt er die Lizenz als Abarth-Importeur für Deutschland. Natürlich raste Erich Bitter auch mit dem Abarth über die Rennstrecken.

Bitter-Schmiede

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All das war Thema zwischen den Menü-Gängen. Immer wieder war Frischkorn im Gespräch, als Karosseriebauer und Lackierer. So wurden die in der „Bitter-Schmiede“ gebauten Autos von Frischkorn mit Speziallacken behandelt. Mehrere Bundesliga-Fußballer sollen damit glücklich geworden sein. „Rallye Bitter“ verkaufte Handschuhe und Helme unter der Bezeichnung „Graham Hill“ Der 1975 gestorbene Brite und Freund Bitters war zweimal Weltmeister im Formel1-Rennsport.

Mit Verve plaudert Bitter über seine Begegnung mit dem Porsche-Rennleiter Huschke von Hanstein. „Er stand am Fenster und ich auf dem Hof. Wir verhandelten per Zuruf über mein Honorar für einen Rennautotest auf dem Hockenheim-Ring.“

Heute lacht Erich Bitter darüber. Sein Leben bestehe nicht nur aus Gas geben, nein, er male sehr gerne und überhaupt sei er Kaufmann. Im „Noi“ wurde noch einmal die Freundschaft zwischen Bitter und Frischkorn besiegelt. Jörg Frischkorn weiß nun, wenn er das neue Auto steuert, dass sein Freund Erich Bitter das Gefährt mit viel Herzblut veredelt hat. „Das werde ich nicht vergessen“, sagt Frischkorn und lächelt.