Ennepetal/Schwelm. Es scheint ein neuer Trend zu sein: Innerhalb kurzer Zeit wurden an drei Orten in Ennepetal und Schwelm Dutzende Altreifen in der Natur entsorgt.

Innerhalb weniger Tage sind an drei Stellen in Ennepetal und Schwelm Dutzende Altreifen illegal entsorgt worden. „Das scheint ein ganz neuer Trend zu sein“, meint Elisabeth Henne, beim Ennepe-Ruhr-Kreis für das Thema Abfallentsorgung zuständig. „Das müssen wir im Auge behalten.“

Der erste Fall war am ersten Juli-Wochenende bekannt geworden. An der Willringhauser Straße in Ennepetal – zwischen Ahlhausen und Rüggeberg – hatten Unbekannte vermutlich im Schutz der Dunkelheit etwa 70 alte Pkw-Reifen am Rande eines Wanderparkplatzes und im Grünstreifen entlang der Fahrbahn abgeladen (wir berichteten). Die Stadtbetriebe Ennepetal beseitigten die Reifen. Die Stadt stellte entgegen erster Überlegungen keine Anzeige.“ Das wäre nicht zielführend gewesen, da es sich um eine Ordnungswidrigkeit handelt und wir damit ohnehin selbst zuständig sind“, erklärte Ennepetals Pressesprecher Hans-Günther Adrian gegenüber dieser Zeitung.

Neuster Fall an Beyenburger Straße

Ein Schwelmer Bürger berichtete aufgrund des Berichts in dieser Zeitung davon, dass vor dem Gartentor seines Privatgrundstück etwa 30 große Lkw-, Radlader- und Hängerreifen abgeladen worden seien (siehe Leserbrief vom 15. Juli).

Nun wies der Leiter des Hegerings Schwelm, André Kohlstadt, auf eine weitere illegale Deponie hin: An der Beyenburger wurden im Kurvenbereich kurz vor Beyenburg etwa 65 alte Pkw-Reifen einfach in den Grünstreifen geworfen. In keinem der Fälle gibt es bisher Hinweise auf den Umweltsünder. „Wenn man kein Autokennzeichen oder andere Hinweise hat, wird man die Täter auch kaum ermitteln können“, betont Elisabeth Henne. Sie appelliert an die Städte, abgeladene Reifen oder anderen Müll schnellstmöglich zu entfernen, damit sich niemand zur Nachahmung animiert fühlt.

Jahre lang keine Probleme

„Wir haben Jahre lang Ruhe gehabt, was Altreifen angeht“, sagt Henne. Eine Zeit lang habe es das Problem mal gegeben, aber nicht mit derartig großen Mengen. Über die Hintergründe der aktuellen Fälle kann Henne nur spekulieren. Es könne ein Urheber sein, es könnte sich aber auch jemand durch den Fall in Ennepetal motiviert gefühlt haben, seine Reifen auf die gleiche Weise zu entsorgen. Denkbar sei, dass ein dubioser Kfz-Schrauber, der mit seiner Werkstatt nicht an das Recyclingsystem des Handels angeschlossen ist, dahinter steckt. Denkbar sei aber auch, dass jemand alte Reifen mit Felge einsammle, die Felge rausziehe, das Metall zu Geld mache und die Reifen einfach – kostenlos, aber illegal – in der Natur entsorge.

Grundstückeigentümer für Beseitigung verantwortlich

In einem Leserbrief hatte Janosch Ney aus Schwelm berichtet, dass Unbekannte 30 Lkw,- Radlader- und Hänger-Reifen vor seinem Gartentor abgeladen hätten. Er beklagte sich, dass Mitarbeiter der Stadt Schwelm ihm mitgeteilt hätten, dass die Reifen auf seinem Grundstück lägen, er diese daher selbst beseitigen müsse.

Schwelms Pressesprecherin Heike Rudolph erklärt dazu auf Anfrage dieser Zeitung, dass die Beseitigung solcher Güter zu den Eigentumsverpflichtungen gehöre. Die Reifen hätten sich nicht im öffentlichen Verkehrsraum befunden, so dass die Entsorgung am betreffenden Grundstückseigentümer hängen bleibe. „Das ist ärgerlich“, räumt sie ein, man könne aber Abfälle von Privatgrundstücken nicht auf Kosten der Allgemeinheit entsorgen.

Die Entsorgung von Altreifen, die übrigens seit einer Gesetzesänderung im Jahr 2003 nicht mehr auf einer Deponie abgelegt werden dürfen, ist eine Ordnungswidrigkeit, keine Straftat. Bei derart großen Mengen, die in der Landschaft entsorgt werden, kann aber ein Bußgeld von bis zu 100.000 Euro verhängt werden. Erst bei Umweltdelikten, die die Natur unmittelbar schädigen oder gar die Gesundheit von Menschen gefährden, handelt es sich um eine Straftat. Insofern wird die Polizei nicht als Ermittlungsbehörde tätig. Man nehme zwar Anzeigen auf, so die Sprecherin der Kreispolizeibehörde, Vera Viebahn, leite diese aber an die zuständigen Ordnungs- und Umweltämter der Kommunen weiter.

Elisabeth Henne ärgert sich nicht zuletzt darüber, dass diese Umweltsünder verantwortlich dafür seien, dass die Polizei beansprucht werde und am Ende da fehle, wo sie wirklich gebraucht werde. Sie bittet darum, die Augen offen zu halten, um Tätern durch Zeugenhinweise auf die Spur kommen zu können.