Ennepetal. . Im Jubiläumsjahr gibt es eine Premiere. Zum ersten Male in der Geschichte der Genossenschaft errichtet sie eine Kindertagesstätte.

Als unter Führung von Amtmann Karl Gutjahr vor 120 Jahren die Baugenossenschaft Voerde gründet wurde, war im Dorf die Wohnungsnot groß. Heute heißt die 1899 gegründete Baugenossenschaft „Die Voerder“, aber die Gründungsziele sind geblieben: Wohnungen bauen, guten und bezahlbaren Wohnraum schaffen. Doch im Jubiläumsjahr gibt es eine Premiere. Zum ersten Male in der Geschichte der Genossenschaft errichtet sie eine Kindertagesstätte, außerdem erstellt sie Einfamilienhäuser für junge Familien an der Bergstraße und plant Neubauten für Mietwohnungen in der Masurenstraße. Das teilte Geschäftsführer Henning Pohl in der Mitgliederversammlung mit, die erstmals im neuen Verwaltungsgebäude am neuen Sträßchen „An der Voerde“ stattfand.

„Die Kindertagesstätte bauen wir als Investor für die Stadt Ennepetal!“ sagte Pohl im Gespräch mit dieser Zeitung. „Wenn alles nach Plan läuft, soll die vierzügige Kita für 70 Kinder Mitte des nächsten Jahres fertig gestellt sein.“ Gebaut werde auf dem Grundstück zwischen der Milsper Straße und der Straße Am Timmerbeul. Die Kita werde im Bestand der Genossenschaft bleiben.

Sechs Einfamilienhäuser für junge Familien, die ursprünglich an der Querstraße in Altenvoerde errichtet werden sollten (wir berichteten), werden nun an der Bergstraße in Voerde gebaut. Als Grund für den Ortswechsel nennt Geschäftsführer Pohl das Baurecht. „In der Querstraße hätte der Bebauungsplan geändert werden müssen.“ Für das Vorhaben in Voerde werde derzeit der Bauantrag vorbereitet. „Die Häuser in der oberen Bergstraße werden höhenversetzt gebaut, bekommen alle eine Dachterrasse und haben 118 qm Wohnfläche, Garage und Gartenanteil“, schildert Henning Pohl das Projekt. Die Häuser werden vermietet. Voraussichtlicher Mietpreis: knapp 8 Euro pro Quadratmeter.

Neubaupläne für Masurenstraße

In der Masurenstraße sind Neubauten vorgesehen. „In zwei bis drei Jahren soll das Vorhaben beginnen!“ sagt Henning Pohl. Da der Altbestand abgerissen werden müsse, werde zuvor rechtzeitig eine Mieterversammlung durchgeführt. Die Mehrfamilienhäuser sollen kostengünstig gebaut werden. Die Genossenschaft will somit Mietsprünge vermeiden.

„Wir haben in Ennepetal keine Wohnungsnot“, sagte Geschäftsführer Achim Spannagel den Mitgliedern. Die Durchschnittsnettomiete bei uns beträgt 4,90 Euro!“ Im gedruckten Geschäftsbericht heißt es dazu:“ Die Situation auf dem Ennepetaler Wohnungsmarkt ist weiterhin durch einen leichten Angebotsüberhang gekennzeichnet. Allerdings konnte eine verstärkte Nachfrage nach zentral gelegenen, kostengünstigen (Klein-)Wohnungen sowie barrierearmen Neubauten festgestellt werden“. Weiter heißt es: „Die am Markt zu erzielenden Erstbezugsmieten von 7,50 Euro (netto kalt) bei frei finanziertem und 5,55 Euro bei öffentlich gefördertem Wohnraum sind allerdings bei weiter steigenden Baukosten kaum noch auskömmlich!“ In der Versammlung waren Mieterhöhungen kein Thema. Dieser Zeitung sagte Geschäftsführer Pohl:

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„Seit fünf Jahren haben wir keine nennenswerten Mieterhöhungen vorgenommen.“

Geschäftsführer Achim Spannagel erinnerte in seiner Rede an den Genossenschaftsgedanken: „Guten und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, das ist unser Auftrag!“ Spannagel sprach von einem „kerngesunden Unternehmen“ (46 Prozent Eigenkapital) und sagte: „Wir stehen wirklich gut da.“ Dass bei den „Voerdern“ alles passt, teilte auch der Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses, Ralf Sondermann, mit. „Es ist alles in Ordnung. Die Budgets bei den Modernisierungen sind sogar unterschritten worden.“

Alle Redner, die beiden Geschäftsführer Achim Spannagel und Henning Pohl, der Versammlungsleiter und Aufsichtsratsvorsitzende Volker Rauleff sowie Ralf Sondermann, erhielten mehr als Pflichtbeifall.

Rauleff als Aufsichtsratsvorsitzender verabschiedet

Aufsichtsrat und Vorstand der „Voerder“. Volker Rauleff (Vierter von links, mit Ehefrau Ingrid) wurde verabschiedet.
Aufsichtsrat und Vorstand der „Voerder“. Volker Rauleff (Vierter von links, mit Ehefrau Ingrid) wurde verabschiedet. © WP | Hans-Jochem Schulte

In der Mitgliederversammlung der Baugenossenschaft „Die Voerder“ gab Aufsichtsratsvorsitzender Volker Rauleff zum letzten Male einen Bericht, dann nahm er Abschied von dem Amt, das er seit 2007 ausübt. Mitglied des Aufsichtsrates ist Volker Rauleff schon seit 1991.

Rauleff sprach in seiner letzten offiziellen Rede von einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Vorstand und allen Beschäftigten der Genossenschaft. „Wir haben eine gute Mannschaft“, sagte Volker Rauleff. „Jeden Mittwochmorgen haben wir diskutiert und auch Probleme von Mietern angesprochen.“

Ralf Sondermann, der Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses, würdigte die Weitsicht des aus Altersgründen Ausscheidenden. „Wir sind ihm sehr dankbar.“ Rauleff habe immer das menschliche und soziale Handeln im Blick gehabt. Auch Geschäftsführer Henning Pohl dankte in seinem Bericht dem ausscheidenden Aufsichtsratsvorsitzenden. Pohl lobte dessen Offenheit und engagierten Einsatz. „Es war eine gute Zusammenarbeit.“ Blumen gab es für Rauleffs Frau Ingrid, die sich in Hasperbach beim Mietertreff engagiert.

Turnusmäßig schieden aus dem Aufsichtsrat Ralf Sondermann und Hans-Jürgen Hirsch aus. Sie wurden einstimmig wiedergewählt. Der Aufsichtsrat wird sich in Zukunft verkleinern. So wurde für Volker Rauleff schon kein neues Mitglied mehr bestellt. Dass die Aufsichtsratsmitglieder mit Vollendung des 70. Lebensjahres bei den „Voerdern“ aus dem Amt ausscheiden müssen, ist per Satzung festgelegt. Daran hatte auch Rauleff mitgewirkt.