Gevelsberg. . Nur noch wenige Tage und dann startet wieder die „schrägste Kirmes Europas“. Met Spok un Humor geht es auf die Zielgerade.
Seit Samstagabend kann es kein Gevelsberger mehr leugnen: Fiew Dage siett dä Stroaten bald tau, doa makt vie Kiärmis met Radau. Mit dem traditionellen Kirmesabend wurde in der Halle West nun der Countdown zur „schrägsten Kirmes Europas“ eingeläutet und das dafür zusammengestellte Programm wartete mit tollkühner Akrobatik, zahlreichen Lachsalven, engagierten Kirmesgruppen und stimmungsvollen Musikeinlagen auf. Es gab eigentlich nichts, was es im Rahmen eines solch kunterbunten Programms nicht gibt.
Kirmesfreunde geehrt
Begrüßt wurden die Besucher durch den Dorfschulzen Sascha Hilger, der auch in diesem Jahr wieder mit viel Schwung durch das bunte Programm führte, den Standartenträgern und natürlich dem neuen, ersten Mann an der Spitze des Gevelsberger Kirmesvereins, Markus Loetz. Nach der Ära Michael Sichelschmidt, war es seine Premiere auf der großen Bühne, die er souverän meisterte. Den Gästen in der Halle versprach Loetzi, dass man auch in 2019 einen „großartigen und hochkarätigen“ Kirmeszug erleben werde.
Gemeinsam mit seinem Stellvertreter Andreas Kalin nahm er schließlich die Ehrungen für die 50-jährige aktive Teilnahme am Kirmesgeschehen vor Unter dem Applaus des Publikums erhielten Hans-Joachim Popp (Aechter de Biecke) und Helma Schüssler (Fidele Vogelsanger) ihre Urkunden. Ebenfalls seit einem halben Jahrhundert aktiv: Waltraud Herguth von der Kirmesgruppe „Hippendorf“. Sie konnte am Samstagabend jedoch nicht persönlich anwesend sein.
Bunter Mix an Unterhaltung
Nach dem offiziellen Teil ging es dann Schlag auf Schlag mit dem Programm los. Den Anfang machte Uschi, Einzelgängerin der Kirmesgruppe „Aechter de Biecke“. Als „Gevelsberger Stadtharfe“ beklagte sie sich darüber, dass sie bei allen Festivitäten innerhalb der Stadt, immer nur eine Außenseiterrolle einnehmen würde. „Die Kirmes ist im Dorf, die Sommerfeste überall, Events am Ennepebogen – mir bleibt zwar der Boulevard, doch da sehe ich die Bühne auch nur von hinten.“
Das Stadtzeichen – es ist auf gewisse Art und Weise ein Stiefkind. Und doch wusste sie über alles und jeden Bescheid und blickte mit einem Augenzwinkern auf das vergangene Jahr zurück. Da gab es zum Beispiel den „Winterzauber“ mit leckerem Glühwein, „orangene Männchen, die im Sommer geputzt, geschmirgelt und lackiert haben“, Häuslebauer, die Legosteine vom Haus Ennepetal recycelten, und und und. Bei einer Veranstaltung da ist die Harfe allerdings immer mittendrin im Geschehen – beim Kirmeszug. Gerichtet an die Kirmesgruppen sagte Uschi abschließend: „Ihr alle leistet sagenhaftes. Gevelsberger schließt Euch den Gruppen an und erlebt tolle Stunden, damit die Tradition weiterleben kann.“
Anschließend betrat ein altbekanntes Gesicht die Bühne und berichtete aus dem Alltäglichen und vor allem aus dem Eheleben. Jürgen Piorek (Kirmesgruppe „Börkey“) alias „Der Ehemann“ durfte auch diesmal beim Kirmesabend natürlich nicht fehlen und plauderte wie gewohnt aus dem Nähkästchen. Neben seiner Ehefrau bekamen auch seine Tochter und die heutige Jugend eine gehörige Portion Fett weg. Es war sein sage und schreibe 20. Auftritt beim Kirmesabend, zugleich aber auch sein letzter. Denn auch ein Ehemann hat irgendwann einmal den Ruhestand verdient. Mit donnerndem Applaus, einem flüssigen Tröpfchen und einem dreifach „Rupp di Tupp“ entließ ihn das Gevelsberger Kirmesvolk dann in diesen.
Losgelassenes Kirmesvolk
Nahezu himmlisch ging es weiter im Programm. Denn die Kirmes-Allstars überraschten diesmal das Publikum mit einem Medley aus „Sister Act“, welches man gepaart hatte mit dem Hit „Hallelujah“ von Dr. Alban. Mit Witz, Charme und einer perfekt einstudierten Choreographie begeisterten die Sängerinnen und Sänger in ihren Nonnen-Kostümen die Besucher. Der „Chor“ unter der Leitung von Marion Matthäi, die unter einer riesigen Locken-Perücke nur schwer zu erkennen war, sorgte mit perfektem Hüftschwung und humorvollen Einlagen für ausgelassene Stimmung.
Zum Kirmesabend und zur Kirmes gehört natürlich auch Bernd Matthäi als Hammerschmied. Unter den Klängen der Spielleute-Vereinigung, enterte er die Bühne, um mit einem zwinkernden Auge und seiner charmanten Gelassenheit zum Rundumschlag auszuholen. Er erinnerte unter anderem an den Jahresempfang der Stadt Gevelsberg, dessen Ehrengast der ehemalige Boxweltmeister Henry Maske war. Mit Blick auf die momentanen, desaströsen, bundesweiten Umfragewerte der SPD, so stellte Bernd Matthäi fest, wusste der Bürgermeister schon damals, dass man sich bald beim Wähler durchboxen müsse. Das aktuelle Geschehen in und um Gevelsberg nahm „usse Hamerschmitt“ wieder einmal gekonnt ironisch, sarkastisch aber keinesfalls böse aufs Korn.
Das, was dann kam, und hier konnte man ab sofort von Brauchtum sprechen, war für das Publikum wieder einmal ein echter Knaller. Festerprobt präsentierte sich zum dritten Mal in Folge das Rheinische Tanzcorps „Echte Fründe“. Mit Tanz und Akrobatik wussten die Tänzerinnen und Tänzer zu beeindrucken und zeigten, dass sie zu Recht zu den besten im Kölner Karneval gehören. Man brachte die Halle schier zum Kochen. Die Menge stand auf ihren Stühlen, klatschte begeistert mit und forderte immer mehr Zugaben. So kam auch der Dorfschulze nicht drumherum, seinen Stunt aus dem letzten Jahr noch einmal zu wiederholen. Rupp di Tupp schnappten sich die Männer des Tanzkorps Moderator Sascha Hilger und warfen ihn mehrmals einige Meter hoch in die Luft.
Stand-Up-Comedian
Last but not least betrat schließlich Martin Schopps, bekannt aus zahlreichen Fernsehsitzungen, die Bühne. Er zeigte Comedy auf topp Niveau und lag damit voll im Trend. Ein waschechter Stand-Up-Comedian, der sein Publikum mit Gags und Witzen am Fließband fütterte, so dass es aus dem Lachen gar nicht mehr herauskam. Als Lehrer für Deutsch und Sport und Vater zweier schulpflichtiger Kinder zeigte er einmal auf, wie der Alltag, der ganz normale Wahnsinn, an Deutschlands Lehranstalten – im Klassenraum, im Lehrerzimmer und auf dem Pausenhof – eigentlich ist. Erziehungsberechtigte in geistiger Quarantäne beim Elternsprechtag, Schüler mit Lernallergien oder weichgespülte Kollegen im pädagogischen Kuschelmodus.
„Es ist ein Unterschied, ob ich sage: Ich haue mir Eier in die Pfanne oder ich haue mir die Pfanne in die Eier“, sagte er und schmunzelte in seiner unnachahmlichen Art. Sätze ohne ein einleitendes „Ey Alder“ und eine Beleidigung am Ende würden bei den heutigen Schülern zudem Schlafstörungen verursachen, ergänzte er. Und über den Spruch „Wer nämlich mit h schreibt“ kann er sich überhaupt nicht mehr aufregen. Gute Witze perfekt vorgetragen. Als Zugabe präsentierte er das gereimte Promiraten. Er gab einen Satz vor, den die Zuschauer im Saal mit dem passenden Namen vervollständigen mussten: „Wer macht jetzt mit Tom Kaulitz rum? – Heidi Klum“, „Wer hat den größten Silikonverschleiß? – Carmen Geiss“ oder „Wer stopft auf Weihnachtsfeiern gern die Gans? – Kaiser Franz“. Abschließend nahm er sich dann noch selbst aufs Korn: „Wer sieht gut aus und macht niemals Flops? – Martin Schopps“.
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Nach dem Finale mit allen Künstlern ließen die Organisatoren und Besucher den Kirmesabend partymäßig ausklingen. Dazu gab es Livemusik von der Haus- und Hofband des Gevelsberger Kirmesvereins „Heavens-Club“. Wie schon in den Jahren zuvor, sorgten sie auch diesmal wieder für gute Stimmung und eine volle Tanzfläche. Ein großes Dankeschön musste man auch der HSG aussprechen. Sie hatten zahlreiche Snacks im Angebot und verrichteten an zwei Theken Höchstleistungen, um die vielen durstigen Gäste mit Flüssigkeitsnachschub zu versorgen. Denn eenen niam vie noch und dann gove.