Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. . Kleidung ist an vielen Schulen ein Thema. Freizügigkeit und Make Up werden diskutiert. Einzig Gymnasium Gevelsberg hat Schulkleidung.

Dass die Städtische Katholische Grundschule Ennepetal die Jogginghose vom Schulgelände verbannen will, schlägt ein wie eine Bombe. Die Reaktionen der Schulleitungen in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal zeigen, dass das Thema weit über die reine Jogginghose hinaus geht. Egal ob Grundschule oder weiterführende Schule – die Kollegien setzen sich mit dem Erscheinungsbild ihrer Schüler oftmals intensiv auseinander. Dabei steht ebenso im Fokus, ob es in Ordnung ist, Caps im Unterricht zu tragen, ab wann Mädchen geschminkt und mit Absatzschuhen in die Schule gehen dürfen, wie freizügig oder gammelig Schüler erscheinen dürfen.

Grundsätzlich gilt an den Schulen, dass in politischer, sexistischer, rassistischer oder religiöser Hinsicht provozierende beziehungsweise diskriminierende Kleidung verboten ist. Um dem zuvor zu kommen, setzt das Gevelsberger Gymnasium auf Schulkleidung im Sinne einer Corporate Identity. „Wir arbeiten hier mit einer Firma zusammen. Dort kann man sich ein T-Shirt, Sweatshirt, Polo oder ähnliches aussuchen und mit dem Schullogo besticken lassen. Das Interesse daran könnte jedoch größer sein“, teilt Schulleiterin Gabriele Strecker mit.

Verbot auch in Schwelm diskutiert

So etwas gibt es am Reichenbachgymnasium in Ennepetal noch nicht: „Kleidung ist auch ein Ausdruck von Persönlichkeit, Persönlichkeitsentwicklung, Individualität und Kreativität. Sie sollte aber insgesamt dem schulischen Rahmen und Schulcharta angemessen sein“, sagt Schulleiter Dr. Stefan Krüger. Gleichwohl werde das Thema Schulkleidung immer wieder diskutiert. Die Jogginghosen seien seit einigen Monaten ausgesprochen in und würden auch von einigen Kollegen kritisch gesehen.

Gänzlich gegen eine Schulkleidung spricht sich Michael Münzer , Leiter der Ennepetaler Sekundarschule, aus: „Als Schule des längeren gemeinsamen Lernens steht für uns die Heterogenität und die Einzigartigkeit unserer Schüler im Fokus. Schulkleidung oder gar -uniformen würden dieser Leitidee widersprechen.“ Auch hier müssen die Schüler ihre Kappen aber bei Betreten des Gebäudes abnehmen.

Die Kinder sind zwar noch bedeutend jünger und die Eltern nehmen einen größeren Einfluss auf die Kleidung, doch ist diese auch an den Grundschulen ein Thema. So wurde laut Leiterin Manuela Rahn an der Schwelmer Grundschule Nordstadt bereits über ein Verbot für Jogginghosen nachgedacht. Die Schulleiterin würde die Einführung von Schulkleidung, die es bislang an keiner Grundschule im Umkreis gibt, befürworten: „Ich denke, dass einheitliche Kleidung auf der einen Seite einen Beitrag zu Integration und Inklusion leisten kann. Auf der anderen Seite kann das Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden, soziale Disparitäten treten in den Hintergrund.“

Kleine Mädchen mit Absatzschuhen

Die meisten Kinder seien sehr angemessen gekleidet, es komme aber vor, dass „kleine Mädchen Schuhe mit Absatz tragen oder unangemessen kurze Shorts, die aus meiner Sicht höchstens für den Strand geeignet sind. Auch diesbezüglich könne Schulkleidung ein Schritt in die richtige Richtung sein. Heike Feldmann, Leiterin der Grundschule Pestalozzi in Gevelsberg teilt mit: „An unserer Schule tragen vielleicht zehn Prozent der Kinder eine Jogginghose. Wir betrachten dies als eine Modephase, ähnlich wie die blinkenden Turnschuhe. Hotpants tragen die Mädchen im Sommer schon, oft aber mit Leggings darunter und im Jahrgang 4 auch etwas Make Up. Es hält sich aber sehr in Grenzen.“

Ganz pragmatisch beantwortet Stefan Peschel, Leiter der Katholischen Grundschule St. Marien Schwelm die Kleidungsfrage: „Wenn wir in Einzelfällen den Eindruck haben, dass die Kleidung mal gewechselt werden sollte, weisen wir die betroffenen Kinder und Eltern darauf hin. Das kommt aber sehr, sehr selten vor.“