Gevelsberg. Auf dem 15.000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen ein Pflegeheim und Service-Wohnungen. Der Bauverein entwickelt 35 bis 40 Mietwohnungen

„Es war ein harter Schlag, Jeco zu verlieren“, sagt Claus Jacobi auch drei Jahre nach der Schließung. Umso mehr freut sich der Bürgermeister, dass das 15.000 Quadratmeter große Areal eine neue Bestimmung gefunden hat, eine der größten Brachflächen der Stadt wiederbelebt wird. „Es entstehen neue Arbeitsplätze und eine wichtige Versorgungslücke wird geschlossen.“ Geplant ist der Bau einer Pflegeeinrichtung mit 80 vollstationären Plätzen, angrenzend sollen Service-Wohnungen für Senioren entstehen mit angeschlossenem Pflegedienst. Nebenan plant der Bauverein Gevelsberg Mietwohnungsbau im Bestand.

Jeco-Brache

Die Jeco-Brache ist ein riesiges Areal, das inmitten der Wohnbebauung an der Feverstraße liegt. Insgesamt standen 15.000 Quadratmeter zum Verkauf. Etwa 11.000 sind für die Entwicklung der Pflegeeinrichtung und der seniorengerechten Wohnungen vorgesehen. 4000 Quadratmeter hat sich der Bauverein gesichert. Vereinbart ist, dass das gesamte Grundstück vom Verkäufer frei geräumt übergeben wird. Spätestens sobald die Baugenehmigung für die Pflegeeinrichtung vorliegt, müssen die Gebäude abgerissen werden. Der Bauantrag ist bereits eingereicht, drei bis sechs Monate dauert das Genehmigungsverfahren.

Pflegeeinrichtung

Gekauft hat das Grundstück eine Berliner Firma, die sich auf den Bau von sozialen Einrichtungen spezialisiert hat. Für die Maßnahme wurde die APE Gevelsberg gegründet, die Planung übernimmt das Berliner Büro Milkoweit Architekten Cohrs Plaasch GbR. Warum eine Berliner Firma in Gevelsberg baut? Weil NRW mit die größten Versorgungslücken bei den Pflegeplätzen habe und das Unternehmen bundesweit agiere, erklärt Dorothea Brodehl von der Entwicklung und Bauherrenvertretung.

So soll das Pflegeheim auf Jeco-Gelände einmal aussehen.
So soll das Pflegeheim auf Jeco-Gelände einmal aussehen. © Milkoweit Architekten Cohrs Plaasch GbR

Den Kontakt vermittelt habe die Wirtschaftsförderung der Stadt. Aktuell laufen Gespräche mit zwei privaten Betreibern, mit einem soll ein Generalvertrag für den Betrieb des Seniorenheimes und der Servicewohnungen geschlossen werden. Weiter fortgeschritten ist die Planung der Senioreneinrichtung, die in Richtung der Feldstraße gebaut wird. Jeweils 16 Bewohner sollen pro Wohngruppe zusammen leben, jeder mit einem eigenen Zimmer, mit einem gemeinsamen Aufenthaltsbereich und einer Küche. Insgesamt soll es fünf Gruppen geben, einen Frisör, Seniorentreff und einen Garten. Im nächsten Schritt sind die Wohnungen für Senioren sowie die Tagespflegeeinrichtung geplant.

Bauverein

Das Grundstück, das der Bauverein bebauen will, liegt Richtung Theodorstraße. Vorstand Frank Ryll erklärt, dass der Bauverein schon lange auf der Suche nach Flächen gewesen sei, bisher aber nichts passendes gefunden wurde. Bis jetzt. Erst einmal bleibt es ein Vorratsgrundstück, weil aktuelle Bauprojekte (Heidstraße 22, Haufer Straße Süd und Sunderweg) abgeschlossen werden sollen. „Der Start der Bauarbeiten ist für 2021 vorgesehen.“ Wie viele Wohnungen gebaut werden und in welcher Größe, das werde noch entschieden, sagt Ryll. Aktuell werde mit drei bis vier Baukörpern geplant, in denen insgesamt 35 bis 40 Mietwohnungen entstehen. Claus Jacobi freut sich über das Engagement des Bauvereins. Es entstehe attraktiver innenstadtnaher Wohnraum, der das Quartier stärke.

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Die böse Überraschung ereilte die 160 Beschäftigten bei Jeco im Februar 2015. Der Aufsichtsrat der Mahrindra Forging Europe AG hatte den Beschluss zur Aufgabe des Standortes gefasst und die Mitarbeiter in einer Betriebsversammlung tags darauf informiert.

Burkhard Rausch, Mitglied des Vorstands der Gruppe, sagte damals: „Wir können in diesen Standort investieren, was wir wollen, wir haben hier keine Chance.“ Durch die Nähe an die Wohnbebauung sei nur ein Betrieb in zwei Schichten möglich: „Bei den hohen Investitionen für Maschinen in einer Schmiede lohnt sich aber nur ein Betrieb rund um die Uhr.“ Außerdem habe das Unternehmen in dem Wohngebiet keine Möglichkeit, sich auszudehnen. Hinzu komme ein Investitionsbedarf.

Es folgte ein zähes und sehr emotionales Ringen um den Standort. Der Rat setzte sich für den Erhalt des Betriebes ein, Gewerkschaft, Belegschaft und Betriebsrat von Jeco hatten einen Unternehmensberater beauftragt, der einen Alternativvorschlag präsentierte.

Im Mai 2015 kämpfte die Belegschaft um den Erhalt des Standortes.
Im Mai 2015 kämpfte die Belegschaft um den Erhalt des Standortes. © CT

Auch die Idee des Urenkels des Jeco-Gründers, den Betrieb zu übernehmen, kam beim Mahindra-Management nicht an. Wenige Monate wurde der Betrieb eingestellt.

Clarissa Bader, die 1. Bevollmächtigte der IG Metall Gevelsberg-Hattingen, erinnert sich noch an diese für alle Beteiligten schwierige Zeit. „Ich finde es gut, dass die Fläche verkauft wurde und etwas Sinnvolles mit dem Grundstück passiert.“ Natürlich sei es schwierig einen Industriestandort zu verlieren, für sie stehe jetzt aber der positive Aspekt im Vordergrund.

Nach der Aufgabe der Betriebserlaubnis der Schmiede sei es schwierig gewesen, ein neues Unternehmen für den Standort zu finden, erklärt Claus Jacobi und nennt die Nähe zur Wohnbebauung und den Immissionsschutz als entscheidende Faktoren. Er ist froh, dass dennoch eine gute Nachnutzung gefunden worden sei.

Damit endet die Geschichte von Jeco, die 1885 in Gevelsberg begann.