Gevelsberg. Landesbetrieb nimmt das Bauwerk und den Hangschluchtwald wieder in die Radwegeplanung auf. Auch Schwelm und Gevelsberg arbeiten an einem Radweg

. Zwei gute Nachrichten für Radfahrer: Die Ausbau-Pläne der etwa drei Kilometer langen Strecke, die Gevelsberg-West und das Schwelmer Stadtgebiet verbinden, werden konkreter. Und auch der 870 Meter lange Silscheder Tunnel ist nun offiziell Bestandteil der Planung von Straßen NRW geworden. Bisher war vorgesehen, den Radweg, der derzeit zwischen Wetter-Wengern und Gevelsberg gebaut wird, um das Bauwerk herum zu führen.

Zum Hintergrund

Der Landesbetrieb Straßen.NRW ist gerade dabei, einen Großteil der ehemaligen Elschebahntrasse als Radwegeverbindung zwischen Wetter-Wengern und Gevelsberg umzubauen. Die Gesamtmaßnahme soll 2022 abgeschlossen sein und bildet den Lückenschluss zum Radweg „Von Ruhr zu Ruhr“.

2017 wurde der erste Bauabschnitt in Wetter-Wengern bereits fertig gestellt und für Radler frei gegeben. Der zweite Bauabschnitt schließt sich von Albringhausen bis nach Silschede Im Hedtstück an und wurde in der Umsetzungsplanung zeitlich hinter den dritten Bauabschnitt gelegt. Der Beginn ist für 2021 vorgesehen.

Unterdessen sind die Arbeiten an dem dritten Bauabschnitt gestartet. Die Strecke beginnt in Silschede, etwas unterhalb der Schwelmer Straße, und führt bis zum S-Bahnhof Gevelsberg-West. Insgesamt befinden sich sechs Bauwerke in dem Bereich: vier Brücken, das Eisenbahnviadukt Stefansbecke und der Tunnel Klosterholz. Sie alle müssen verkehrstechnisch gesichert und saniert werden. Auch der Artenschutz spielt dabei eine große Rolle. Straßen NRW arbeitet derzeit an der Hangsicherung auf der Strecke.

Die neue Strecke

In Gevelsberg-West endet der Radwegeausbau von Straßen NRW. Die Kommunen Gevelsberg und Schwelm setzen sich schon lange für eine radlerfreundliche Verlängerung von diesem Haltepunkt aus bis ins Schwelmer Stadtgebiet ein. Jetzt wird es konkret. Die Planung steht und die Förderanträge werden eingereicht.

Ziel ist, den Radweg im Osten an das Teilstück von Straßen NRW anzuschließen und dann parallel zu den in Betrieb befindlichen Gleisen zu führen. Nach etwa einem Kilometer schwenkt der Radweg in Richtung Norden und verläuft auf einem eigenen Gleisbett abseits der S-Bahn-Strecke. Nach weiteren 700 Metern wird der Radweg, bereits auf Schwelmer Stadtgebiet, durch den Schwelmer Tunnel geführt (wir berichteten). Weiter geht es über eine neu zu errichtende Rampe zur Haßlinghauser Straße auf Schwelmer Stadtgebiet. Von dort aus geht es weiter in Richtung Nordbahntrasse.

Silscheder Tunnel

Wie ein verwunschener Ort wirkt der Tunnel, der Silschede und Asbeck verbindet. Zugewuchert, zugemauert, vergessen. Hinter dem Tunnel erheben sich 35 Meter hohe Hänge, eine Hangschlucht mit einer hohen ökologischen Bedeutung. Ursprünglich wollte Straßen NRW den Radweg durch den Tunnel führen, dagegen protestierten aber Umweltverbände. Knackpunkt ist die notwendige Hangsicherung, für die viele alte Rubinien gefällt werden müssten. Straßen NRW plante um, und die Stadt Gevelsberg wurde aktiv, um eine alternative Lösung zu suchen. Gefunden hat diese das beauftragte Ingenieurbüro Ahlenberg aus Herdecke: Die Planer schlagen eine Art Drahtkäfig vor, der die Radler auf dem Radweg schützt und den Hangschluchtwald erhält.

Die Stadt Gevelsberg sieht zwei entscheidende Vorteile bei dieser Variante: Radfahrer müssten die Elbschebahntrasse nicht verlassen und könnten den Weg über die Silscheder Straßen vermeiden. Und: Sie sparen Kraft. Die Umfahrung würde eine Steigung von etwa 14 Prozent bedeuten, gegenüber 2,5 Prozent auf dem Radweg durch den Tunnel und den Hangschluchtwald.

Der aktuelle Stand

Steil rechts hoch würde die Umfahrung des Silscheder Tunnels führen. Bürgermeister Claus Jacobi und Stadtplaner Björn Remer (rechts) freuen sich, dass der Weg durch den Tunnel nun die erste Option ist.
Steil rechts hoch würde die Umfahrung des Silscheder Tunnels führen. Bürgermeister Claus Jacobi und Stadtplaner Björn Remer (rechts) freuen sich, dass der Weg durch den Tunnel nun die erste Option ist.

Bürgermeister Claus Jacobi bedankt sich dafür, dass der Silscheder Tunnel wieder Bestandteil der Planung des Landesbetriebes ist. „Das ist ein wichtiger Verfahrensschritt.“ Er bedankt sich zudem beim Land und beim FDP-Abgeordneten Bodo Middeldorf, der die Wege ins Ministerium geöffnet habe und sich sehr für die Sache eingesetzt habe. Seit 30 Jahren sei es der Wunsch der Stadt, den Bereich der ehemaligen Elbschebahntrasse in einen Radweg zu verwandeln, noch nie sei sie so nah dran gewesen wie jetzt.

Es sei die richtige Entscheidung gewesen, eine Alternative in Vorleistung zu entwickeln, sagt Jacobi. 10.000 Euro seien in die Planung investiert worden. Die sieht verankerte Rundbögen von 5,90 Meter Breite und 4,75 Meter Höhe vor, die aus Draht gespannt wurden. Eine zusätzliche Sicherung des Hanges und damit ein Eingreifen in den schützenwerten Hangschluchtwald wäre nicht mehr notwendig. Die Kosten für die Radwegeinhausung betragen etwa 200.000 Euro je 100 Meter. Der Hangschluchtwald erstreckt sich über eine Länge von etwa einem Kilometer. Bau- und Kostenträger ist der Landesbetrieb.

Für den Radweg, der Gevelsberg und Schwelm verbindet, hat die Stadt Gevelsberg Planungskosten in Höhe von 150.000 Euro in den Haushalt eingestellt und für 2020 Baukosten in Höhe von 1 Million Euro.

Die Schwelmer Verwaltung geht von Kosten in ihrem Stadtgebiet von 1,3 Millionen Euro aus. Bis zum 31. Mai müssen beide Kommunen die Förderanträge gestellt haben.

Kommentar

Carmen Thomaschewski
Carmen Thomaschewski © Henryk Brock

Ich hätte nicht gedacht, dass der Silscheder Tunnel für Straßen NRW tatsächlich eine Planungsoption wird. Schließlich ist diese Lösung viel teurer als die Umfahrung. Ich bin froh, dass ich falsch liege und der Nutzen einer Maßnahme nicht immer nur als Kostenfaktor betrachtet wird. Die Mehr-Investition werden sich rechnen, da bin ich mir sicher. Das gilt vielleicht nicht für das Monetäre, aber vor allem für die Umwelt, die geschützt und auch entlastet wird. Ich glaube, dass sich mehr Bürger auf ihre Räder schwingen und die Autos stehen lassen, wenn die Wege komfortabler ausgebaut sind. Auch der Sicherheitsaspekt für Radfahrer spielt eine entscheidende Rolle. Ich hoffe, dass der Landesbetrieb keinen Rückzieher macht. In Fällen wie diesem zahlt es sich aus, nicht immer nur auf Geld zu achten.