Gevelsberg. . Destillateure und Brenner stellen sich in Italien dem internationalen Geschmacks-Vergleich: Höchste Auszeichnung, die in einer Kategorie möglich ist

Viel Platz ist an den Wänden im Eingangsbereich zur Destillerie & Brennerei Habbel nicht mehr. Urkunden und Medaillen reihen sich eng aneinander, Auszeichnungen, die die Familie für ihre Schnäpse, Liköre und Whiskys international abgeräumt hat. Jetzt freuen sich Michaela und Michael Habbel über eine ganz besondere Ehrung, den World Spirits Award – in der Kategorie Whisky Worldwide. „Mehr geht nicht, das ist die höchste Auszeichnung, die in dem Bereich möglich ist“, freut sich Michael Habbel. „Auf diesen Preis waren wir schon lange scharf.“

Geklappt hat es für den Familienbetrieb an der Stadtgrenze zu Sprockhövel in Italien, in Bassano del Grappa genau genommen. Dort traf sich in diesem Jahr die Fachjury des Verbandes. Barkeeper, Journalisten, Destillateure und Kenner, die sich durch mehr als 500 Produkte von dutzenden Brennereien und Destillerien aus der ganzen Welt probierten. Aber nicht nur der Geschmack ist ausschlaggebend, sondern auch Zusammensetzung und Qualität des Getränks, die im Labor untersucht wird.

Zwei Mal Doppelgold

Zwei Mal Doppelgold und fünf Mal Gold haben die Habbels für sieben verschiedene Whisky-Sorten erhalten. Die große Anzahl der Goldgewinne gab letztlich den Ausschlag für den World Spirits Award. Michael Habbel bewertet diesen Preis als große Ehre. „Der zeigt, dass wir mit den Whiskys aus Schottland und Irland mithalten können.“ Niemand hätte Deutschland vor einigen Jahren noch mit Whisky in Verbindung gebracht.

Michael Habbel setzte schon früh darauf, begann in den 70er Jahren mit dem Einlagern. Damals waren Schnäpse und Liköre gefragt, heute gehört der Whisky zu den Hauptprodukten des Familienunternehmens.

Neu im Programm und gleich mit Gold bewertet wurde eine Abfüllung, die in den vergangenen Jahren im Bergbaumuseum Bochum unterirdisch gelagert wurde. An einer neuen Kreation mit Orangen wird auch gerade gearbeitet. Noch ist Michael Habbel mit der endgültigen Rezeptur nicht zu frieden und arbeitet weiter an der perfekten Mischung. Der Seniorchef ist der Mann für das Kreative, Tochter Michaela kümmert sich mittlerweile mehr um das Geschäftliche. Auch sie setzt den Schwerpunkt auf Whisky, ist Vorsitzende des Verbandes Deutscher Whiskybrenner, und sieht, dass der Verbrauch an Spirituosen zwar gesunken sei, die Ausgaben dafür aber steigen. „Weil mehr Wert auf hochwertige Produkte geleget wird.“

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Die Familie Habbel blickt auf eine lange Tradition zurück und wird in der vierten Generation geführt.

1878 wurde die Brennerei an der Gevelsberger Straße 127 an der Stadtgrenze zu Sprockhövel gebaut. 1912 kehrte Josef Habbel dem Sauerland den Rücken, übernahm nicht nur die Brennerei, sondern auch den Bauernhof. „Die Schlämpe, das Abfallprodukt bei der Brennerei, fütterte er an die Tiere, der Schnaps wurde verkauft“, sagt Michael Habbel.

1953 übernahm Josefs Sohn Heinrich den Betrieb und baute ihn weiter aus. Nach seinem plötzlichen Tod im Dezember 1969 übernahm seine Ehefrau Cecilia das Unternehmen, Sohn Michael stieg mit ein. „Eigentlich wollte ich was anderes machen, war schon fast auf dem Weg nach München“, sagt er. Was als Verpflichtung begann, wurde im Laufe der Jahre zur Leidenschaft. Er baute weiter an, erweiterte das Sortiment, nahm den Whisky hinzu.

Tochter Michaela arbeitet schon seit Jahren mit und übernimmt den Betrieb.