Ennepetal.. Ennepetal hat ein Nationales Naturmonument. Als erst viertes Gebiet in Deutschland erhielt das Kluterthöhlensystem diesen Titel.
Ennepetal hat ein Nationales Naturmonument. Als erst viertes Gebiet in Deutschland erhielt das Kluterthöhlensystem diesen Titel. Damit wird dessen herausragende wissenschaftliche und naturgeschichtliche Bedeutung und desen Einzigartigkeit gewürdigt. Im Beisein von NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser wurde das Ereignis gestern im Haus Ennepetal mit etwa 150 geladenen Gästen gefeiert.
„Was für ein Tag für Ennepetal“, sagte eine strahlende Bürgermeisterin Imke Heymann. „Das ist ein besonderer historischer Moment.“ Ihren Dank richtete sie zuallererst an den Arbeitskreis Kluterthöhle um dessen Vorsitzenden Stefan Voigt, auf dessen Initiative hin man sich um diese höchste Auszeichnung beworben habe, die ein Naturdenkmal in Deutschland erhalten kann.
Zweites in Nordrhein-Westfalen
„Das Kluterthöhlensystem ist schon das zweite Nationale Naturmonument unseres Bundeslandes“, sagte Ministerin Ursula Heinen-Esser. 2017 waren bereits die Bruchhauser Steine in Olsberg, eine Felsformation im Rothaargebirge, in die Liste aufgenommen worden. Darauf stehen bislang außerdem die Ivenacker Eichen (2016) in Mecklenburg-Vorpommern, ein Park mit bis zu 1000 Jahre alten Eichen, und das Grüne Band in Thüringen (2018), der Grüngürtel entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze.
„Die Vorstellung, dass es hier mal ein Meer gegeben hat, ist kaum fassbar“, sagte Heinen-Esser. Es mache einen demütig gegenüber dem, was die Natur und die Geschichte bieten. Das Kluterthöhlensystem sei ein echter Schatz der Natur, der für die künftigen Generationen erhalten bleibt. Sie freue sich sehr, dass die Kluterthöhle der Öffentlichkeit weiter zugänglich bleibe, so dass Naturschutz und Tourismus miteinander in Verbindung gebracht werden könnten. Die Ministerin wies auch darauf hin, dass die NRW-Stiftung, die die Renaturierung finanziell unterstützte, ein verlässlicher Partner gewesen sei.
Florian Englert, Geschäftsführer der Kluterthöhle und Freizeit GmbH & Co. KG, sah die Auszeichnung als nachträgliches Geburtstagsgeschenk für die Stadt, die am 1. April vor 70 Jahren gegründet worden war. Er nahm die Gäste mit auf eine gedankliche Reise einige tausend Kilometer entfernt und 385 Millionen Jahre zurück. „Es ist heiß und trocken, es gibt keine Häuser, keine Industrie und keine Menschen – nur Wasser und Lebewesen völlig unterschiedlicher Art.“ Er habe keine Zeitmaschine, so Englert, aber die Kluterthöhle biete die Möglichkeit, in die damalige Zeit zurückzukehren. Sie zeige ein Korallenriff und damit die damalige Unterwasserwelt.
Zufallsfund ebnet den Weg
Englert blickte zurück auf den Zufall, der die Bewerbung, die vor rund zwei Jahren eingereicht worden war, möglich gemacht hatte. „Die Höhle sollte neu beleuchtet werden“, erzählte er. In diesem Zuge habe man sie von der Staub- und Schlammschicht befreit. Etwa 3000 Schubkarren voll mit Bauschutt, Erdreich, Kabel und Müll seien – nicht zuletzt durch die Aktiven des Arbeitskreises Kluterthöhle – hinausbefördert worden. „Dass die Stadt mit der Höhle ein besonderes Gut hat, war den Bürgern schon bewusst“, so Englert. Doch das, was bei den Renaturierungsarbeiten entdeckt wurde, „übertraf das bisher Dagewesene um Längen und ebnete den Weg zum Nationalen Naturmonument“, so Englert. Ein riesiges Korallenriff war zum Vorschein gekommen, einzigartig in seiner Vielfalt und Größe.
Stefan Voigt betonte, dass das Miteinander aller Beteiligten die erfolgreiche Bewerbung ermöglicht habe. Er erläuterte, dass die Kluterthöhle eine „Opferhöhle“ sei. Man mache solche Höhlen zugänglich, um den Menschen Tore in die Vergangenheit zu öffnen. Er machte in diesem Zusammenhang deutlich, dass auch die Ennepetaler ihre Höhle nicht immer gut behandelt hätten. „Die Kluterthöhle hatte Mensch“, sagte Voigt. Sie sei komplett ausgeplündert und lange ein hässliches Entlein gewesen. „Wir haben die verdammte Pflicht, unsere Natur zu schützen“, so der Höhlenforscher.
Schutzstatus, kein Werbemittel
Für das Kluterthöhlensystem gilt dies nun in besonderem Maße. Die Ernennung zum Nationalen Naturmonument ist die höchste Schutzkategorie, die das Bundesnaturschutzgesetz vorsieht. Oder, wie es Dr. Heike Döll-König, die Geschäftsführerin von Tourismus NRW, in der Feierstunde formulierte: „Die Auszeichnung ist kein Werbemittel, sondern ein Schutzstatus.“ Doch man versuche in Nordrhein-Westfalen den Spagat zwischen Naturschutz und Tourismus hinzubekommen. Im Anschluss an die Feierstunde machte sich die große Gästeschar auf zum Vorplatz der Kluterthöhle, wo schließlich die Hinweistafel enthüllt wurde und danach Führungen angeboten wurden.