Gevelsberg. . Die Gevelsberger Gruppe „Allein nein – Aufbruch ja! Begegnung kennt keine Altersgrenze“ sucht Mitstreiter. Sie bietet Halt in schweren Zeiten.

Am Anfang sind sie alle da. In den düsteren Stunden nach dem Tod des geliebten Partners, in den schweren Tagen danach, wenn so viel geregelt werden muss. Wochen vergehen. „Und dann kommt das Loch“, sagt Angelika. „Man ist allein.“ Während sich die Welt für die anderen weiter dreht, bleibt das Leben des Zurückgelassenen stehen. „Ich wusste, dass es auch für mich weiter gehen muss, aber ich wusste nicht wie“, sagt Gerd, der vor etwa zweieinhalb Jahren die Selbsthilfegruppe „Allein nein - Aufbruch ja! Begegnung kennt keine Altersgrenze“ in Gevelsberg gegründet hat.

Unverbindliche Einladung an alle Interessierten

Wer Lust hat, unverbindlich bei der Gruppe „Alleinsein nein - Aufbruch ja - Begegnung kennt keine Altersgrenze“ vorbei zu kommen, der sollte vorher bei der KISS EN-Süd anrufen. Kontakt: 02332/664029.

Der Veranstaltungsplan der Gruppe ist groß. Gastvorträge, Ausflüge und gemeinsame Aktionen gehören zum festen Programm, das gemeinsam jeweils für ein Halbjahr festgelegt wird.


Treffpunkt ist immer der zweite und vierte Montag im Monat um 16.30 Uhr.


Auch heute hat er keine Ahnung, wie er ohne seine Frau klar kommen soll. Seiner großen Liebe, mit der er 50 Jahre verheiratet war, bis eine schwere Krankheit sie für immer voneinander trennte.

Trost geben ihm Menschen wie Angelika, die sein Schicksal teilen und die wie er, zwar alleine sind, aber nicht mehr einsam sein möchten.

Der Wunsch heraus zu kommen aus der Isolation hat auch die anderen zur Selbsthilfegruppe in die Räume der KISS geführt. Sie treffen sich an jedem zweiten und vierten Montag im Monat, immer um 16.30 Uhr an der Kölner Straße 25. Es wird viel gelacht, geredet und man ist füreinander da.

Unterstützung durch die Kiss

Heute ist die Gruppe nicht komplett. Jemand ist im Krankenhaus, Heinz berichtet, wie es ihr geht, es wird sich abgesprochen, wer sie wann besucht. Damit nicht alle auf einmal in ihrem Zimmer stehen. Viele sind sich vor der Gruppe nie begegnet.

Andere kennen sich aus der Schule und trafen sich Jahrzehnte später hier wieder, andere haben sich in der Stadt gesehen, ohne etwas voneinander zu wissen.

Nachnamen spielen hier keine Rolle, die Lebensgeschichte nur eine kleine. „Wir wollen nach vorne blicken“, sagt Gerd. „Wir sind eine kontaktfreudige und keine Trauergruppe“, sagt Gerd, auch wenn der erlittene Verlust sie zusammengebracht hat.

Gerd ist froh, dass die Leiterin der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe, Susanne Auferkorte, ihn dabei unterstützt hat, dies Angebot ins Leben zu rufen.

Er zeigt den Flyer der Gruppe. Eine Baumscheibe mit vielen Lebensringen, durch einen Spalt sucht sich eine grüne Pflanze den Weg nach oben. „Ein Bild, das unsere Gruppe charakterisieren soll.“ Davon angesprochen wurde auch Rosel die den Flyer von ihrem Arzt erhielt. „Wenn man in Not ist, dann wirft man alle Bedenken über Bord“, sagt sie.

Die hätte sie natürlich gehabt, als sie das erste Mal zu einem Treffen kam. Sie wollte wieder unter Menschen sein, ohne aber zuviel erklären zu müssen. Sie wissen alle, wie es sich anfühlt, den Tod eines geliebten Menschen zu erleben und wie schwer es ist, dies zu verkraften.

Gemeinschaft und Unterstützung

Gerd und Siegfrid sind sich regelmäßig auf dem Friedhof begegnet. Jetzt sitzen sie nebeneinander in dem Raum der KISS. Siegfried wurde von drei Frauen aus dem Vivaldi-Park mitgenommen. Ein Zufall, der allen gut tut. Sie sehen sich immer noch an den Gräbern ihrer Ehefrauen, jetzt fühlen sie sich weniger einsam dabei.

„Ein schönes Gespräch tut gut“, sagt Gerd, der in vielen Stunden zu viel Stille um sich hat. Außer in der Zeit der Gruppe. Sie haben sich zu einem gemeinsamen Frühstück außer der Reihe verabredet.

Drei Frauen aus der Gruppe haben sich angefreundet, sind jetzt die Drei mit Haustier. „Es tut gut, wenn man begrüßt wird, wenn man in der Haustür steht“, sagt eine der Drei und lacht.

Sie würden sich weitere Mitstreiter in ihrer Gruppe wünschen. Weil es gut tut, weil Freundschaft und Gemeinschaft entstehen. „Und weil wir einen Frauenüberhang haben“, sagt Gerd. Was deutlich werden soll.

Keine Singles-Gruppe

Dies sei keine Singles-Gruppe. Es sind auch nicht nur Trauernde eingeladen. Jeder sei willkommen, der Anschluss sucht, auch das Alter spielt keine Rolle, auch wenn die meisten ihre Lebensmitte bereits überschritten haben.

Es ist keine gedrückte Stimmung bei dem Treffen, selbst als sie ihre Geschichten erzählen, ist der Aufbruch tatsächlich spürbar. „Es ist beschissen, einsam zu sein“, sagt Erika.

Viele nicken, kurze Stille. „Hier sind wir das aber nicht und auch außerhalb dieser Gruppe immer weniger“, sagt Bianca. Diesmal nicken alle.

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