Ennepetal. . Anwohner klagen über Krach und schlaflose Nächte. Bodenwellen und abgesenkte Gully-Schächte machen den Lkw-Lärm auf der Loher Straße unerträglich
Es rumpelt, es kracht, und nachts bekomme man kein Auge mehr zu. Anwohner der oberen Loher Straße sind von dem Lärm vor ihrer Haustür so genervt, dass sie jetzt für den Abschnitt zwischen Lindenstraße und Lohernockenstraße eine dauerhafte Ausbesserung der Durchgangsstraße fordern. Hinter der Forderung stehen 144 Menschen, deren Unterschriften am Mittwoch im Rathaus übergeben wurden.
Entgegengenommen wurden die Unterschriften von Bürgermeisterin Imke Heymann. Die Stadt sei zwar nicht zuständig, sie nehme das Beschwerdeschreiben mitsamt Forderung und Unterschriftenliste aber gerne entgegen und werde es weiterreichen an den Landesbetrieb Straßen NRW, der für Zustand und Unterhaltung der Loher Straße, die eine Landesstraße ist, verantwortlich ist. „Ich freue mich, wenn Bürger sich so engagieren“.
90 Dezibel gemessen
Warum das aus Sicht der Anwohner dringend nötig ist, können Meinhild und Klaus Steinhoff sowie Roland Seemann, die die Listen im Rathaus überreichten, aus leidvoller persönlicher Erfahrung sagen. Sie berichten vom Lärm, mit dem sie täglich leben müssen. Ein Zustand, der mehr als nur nervt. „Wenn man draußen im Garten sitzt, hält man es nicht aus“, erzählt Meinhild Steinhoff. Der Lärm sei so laut, den höre man sogar bis zur Milsper Straße. Das hätten ihr kürzlich Bekannte bestätigt. Man habe mal mit der Handy-App nachgemessen. 90 Dezibel seien dabei herausgekommen. Das entspricht in etwa der Lautstärke eines Orchesterkonzertes.
Hauptverursacher für den Lärm sind laut Anwohner die Lkw auf der Loher Straße beziehungsweise das Poltern und Scheppern, wenn die Schwerlastfahrzeuge über die Bodenwellen und abgesenkten Gully-Schächte „brettern“, die es dort an vielen Stellen gibt.
Ohne Ladung noch lauter
Besonders laut sei es, wenn sie ohne Ladung fahren. Dann kracht’s richtig, wenn die Ladefläche hüpft und auf den Asphalt aufschlägt. Davon sollen sogar die Wände wackeln, war in dem Gespräch zu hören.
„Nachbarn haben uns erzählt, dass die ersten Lkw morgens um 2 oder 3 Uhr unterwegs sind“, berichtet Meinhild Steinhoff. „Wir können nachts teilsweise gar nicht mehr schlafen“, sagt Roland Seemann. Besonders schlimm sei es kurz vor der Kreuzung Lindenstraße, dort, wo es eine besonders tiefe Bodenwelle gibt, erzählt er im Anschluss an den Rathaus-Termin. Dort sei der Lärm am schlimmsten.
Anwohner verdammen nicht die Lkw
Die Anwohner wollen nicht den Lkw-Verkehr von der Loher Straße verdammen. Sie akzeptieren, dass der für die umliegenden Betriebe nötig ist. Sie wollen, dass die Durchgangsstraße endlich angemessen hergerichtet wird.
Jahrelang sei doch nur geflickt worden, erzählt Klaus Steinhoff. Schlaglöcher seien immer nur provisorisch verfüllt, aber nie beseitigt worden. „Da brauchte nur ein Lkw drüberfahren und das war’s dann wieder.“
Beschwerdeführer sprechen von Sanierungsstau
Im Laufe der vergangenen Jahre sei alles nur noch schlimmer geworden. Die Beschwerdeführer sprechen von einem „offensichtlichen Sanierungsstau“. Es werde höchste Zeit, dass die Loher Straße vernünftig saniert werde. Genau dies fordern die Anwohner jetzt für den Abschnitt Lindenstraße bis Lohernockenstraße. Und sie fordern, auf dem Abschnitt auch eine Tempo-30-Zone einzurichten. Auch dies ist ihrer Meinung nach ein geeignetes Mittel, den Lärm zu reduzieren. Aktuell sind dort 50 Stundenkilometer erlaubt.
Im Streitfall gut zu wissen
Maßnahmen gegen Lärm sind für Beschwerdeführer häufig schwer durchsetzbar.
Der Grund: Lärmbelastung wird für einen Zeitraum berechnet und nicht punktuell gemessen. Das kann bedeuten, dass einzelne Lärmspitzen den Belastungswert kaum beeinflussen, wenn der Lärmpegel nicht permanent hoch ist.
An Autobahnen ist (zumindest tagsüber) von einem hohen Lärmpegel auszugehen. Bei Durchgangsstraßen wie der Loher Straße könnte es schwierig werden, Lärmschutz-Maßnahmen einzufordern.
Ob die Geschwindigkeitsdrosselung auf Tempo 30 überhaupt möglich ist, erscheint fraglich. Stephan Langhard, Leiter des Fachbereichs Bürgerdienste und Stadtentwicklung, will das zwar nicht aussschließen. Er verweist aber auf die Vorgaben, die das auf einer Landesstraße eigentlich nur im Bereich von Schulen, Kindergärten oder Altenheimen vorsehen. „Da gibt es doch einen Weg zum Kindergarten hin. Vielleicht ist das ja ein gutes Argument für Tempo 30“, erklärte Meinhild Steinhoff.
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