Ennepetal.. Der Kinderschutzbund sucht Menschen, die Kindern aus armen Familien ermöglichen, täglich eine warme Mahlzeit in Schule oder Kita zu erhalten.
Der Kinderschutzbund Ennepetal sucht Paten: Mit 1,50 Euro am Tag können Spender dafür sorgen, dass in Ennepetal und Breckerfeld ein Kind, dessen Eltern das Geld dafür fehlt, ein warmes Mittagessen in der Schule oder im Kindergarten bekommt.
Die Aktion „Jedem Kind eine Mahlzeit“ gehört seit mehr als zehn Jahren zum festen Unterstützungsprogramm des Kinderschutzbunds. Jetzt führt der Verein dafür ein Patenschaftsmodell ein. Zum einen reagieren die Verantwortlichen damit auf den gestiegenen Bedarf, zum anderen kommen sie dem Wunsch zahlreicher Menschen nach, die für ein konkretes Projekt spenden möchten.
Zwölf Kinder derzeit unterstützt
Bisher übernimmt der Kinderschutzbund aus dem allgemeinen Spendenaufkommen unbürokratisch die Kosten für die tägliche warme Mittagsmahlzeit für Kinder, wenn die Fachkräfte vor Ort dies für geboten halten. „Die Kosten variieren etwas zwischen Schule und Kita, belaufen sich im Mittel aber auf circa 25 Euro pro Monat“, erklärt Petra Backhoff vom Vorstandsteam des Kinderschutzbunds. Die Zahl der unterstützten Kinder ist zuletzt deutlich angestiegen. Waren es 2016 vier Kinder (eins in der Schule, drei im Kindergarten), stieg die Zahl 2017 auf sieben (nur Kindergartenkinder) an. 2018 unterstützte der Verein zwölf Kinder (je sechs in Schule und Kindergarten). Im laufenden Jahr sind es aktuell weiterhin zwölf Kinder (sieben/fünf) – „wobei im Laufe des Jahres oft noch Nachmeldungen oder weitere Anfragen dazu kommen“, so Backhoff.
„Wir wissen bald nicht mehr, wie es zu finanzieren ist“, erklärt sie. Mit dem Patenschaftsmodell erhofft sich das Vorstandsteam nun weitere Einnahmen. „Es gibt viele Menschen, die einer Familie und einem Kind konkret helfen wollen“, sagt sie. Aus derartigen Anfragen sei nicht zuletzt die Weihnachtswunschbaumaktion entstanden, bei der Kinder aus finanziell schwachen Familien einen Wunschzettel abgegeben können und Spender den vermerkten Wunsch erfüllen.
Mit dem Angebot, eine Patenschaft zu übernehmen, wolle man nun bei „Jedem Kind eine Mahlzeit“ in eine ähnliche Richtung gehen, so Backhoff. Der Kinderschutzbund sucht daher Menschen, die Kindern, die von Armut betroffen sind, ein tägliches warmes Mittagessen in den Einrichtungen sichern möchten. Dabei können die Paten wählen, ob sie eine volle Patenschaft (30 Euro im Monat) oder eine halbe (15 Euro) übernehmen möchten. Auch die Dauer des Engagements kann gewählt werden: sechs oder zwölf Monate. Das unterstützte Kind bleibt anonym, die Paten haben aber die Gewissheit, dass ihre Spende zielgerichtet für die Finanzierung des täglichen Mittagessens eines Kindes eingesetzt wird.
Sorge über Ganztagsabmeldungen
Laut einer Bertelsmann-Studie seien „beengtes Wohnen, wenig Geld für gesundes Essen, Bildung, Hobbys und Erholung für rund zwei Millionen Kinder und ihre Familien in Deutschland bittere Realität“, heißt es von Seiten des Kinderschutzbundes. Hinzu komme, dass die Anzahl der Familien, die auf staatliche Grundsicherung angewiesen sind, stetig zunimmt. An dieser Stelle setze das Projekt „Jedem Kind eine Mahlzeit“ in Ennepetal und Breckerfeld an. In einigen Fällen würden Kinder mittags gar nichts zu essen bekommen, wenn sie nicht am Mittagessen im Ganztag teilnehmen könnten.
„Bildung darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen“, sagt Petra Backhoff mit Nachdruck. Die Einführung der Patenschaften für „Jedem Kind ein Mittagessen“ gehe Hand in Hand mit der Stellungnahme zu den Elternbeiträgen für die Offene Ganztagsbetreuung an den Grundschulen, erklärt sie. In dem an die Verwaltungsspitze gerichteten Schreiben hatte der Kinderschutzbund die Sorge geäußert, dass Grundschulkinder aus finanziellen Gründen vom Ganztag abgemeldet würden (wir berichteten). Die Neustrukturierung des Angebots mit dem Wegfall günstigerer Betreuungsmöglichkeiten sowie die vorgenommene Reduzierung der Einkommensklassen samt Gebührenerhöhung stelle einige Familien aus den unteren Einkommensklassen vor große Probleme.