Ennepetal/Sprockhövel/Hagen. . Kurz nach Ladenschluss ist die 41-Jährige von drei Männern überfallen worden. Im Prozess gegen einen 19-Jährigen berichtet sie von dem Überfall.

Im Prozess gegen einen 19-jährigen Ennepetaler um Raubüberfälle auf Supermärkte in Sprockhövel, Wetter und Breckerfeld vor dem Hagener Landgericht hat eine Mitarbeiterin des Rewe-Marktes in Sprockhövel ausgesagt. Sie musste mit dem Räuber damals in den Tresor gehen. Den Überfall noch einmal vor den Hagener Richtern beschreiben zu müssen, wühlte die 41-Jährige sichtlich auf.

Arbeitsplatz mittlerweile gewechselt

Mittlerweile arbeitet die Frau woanders. „Jetzt habe ich meinen Arbeitsplatz in einem Hochsicherheitstrakt“, sagte sie. Der Wechsel des Arbeitsplatzes hat mit den traumatischen Erlebnissen am 11. Mai vergangenen Jahres zu tun, als sie kurz nach Ladenschluss von drei Männern überfallen wurde.

Als sie im Zeugenstand Platz genommen hatte, kamen die Erinnerungen hoch – und die Tränen. Dann erzählte sie: „Ich habe noch im Büro die Kasse abgerechnet. Draußen wurde es laut. Ich dachte, da streiten sich Kunden. Aber dann wurde die Tür eingetreten und ein maskierter Mann stand vor mir.“ Dann habe der Mann sie angebrüllt: „Du alte Schlampe, mach den Tresor auf!“ Und noch schlimmer: Der aggressive Mann hatte eine Pistole bei sich, die täuschend echt aussah. Er habe sogar mehrmals abgedrückt, was die Angst der 41-Jährigen fast ins Unermessliche trieb. „Ich habe mich erst einmal furchtbar erschrocken. Es hat kurz ‚Peng‘ gemacht.“

Urteil möglicherweise schon beim nächsten Termin

Die Richter haben zahlreiche Zeugen abgeladen, da ihre Aussagen dank der Geständnisse der Ennepetaler nicht mehr nötig sind. Am 21. Februar sollen die Vorstrafen erörtert und die Jugendgerichtshilfe gehört werden. Es kann sogar mit einem Urteil gerechnet werden.

Die Überfälle fanden statt am 27. Januar 2018 in Breckerfeld, am 2. Mai in Wetter und am 11. Mai in Niedersprockhövel. Vor der vierten Tat in Lüdenscheid wurden die beiden Ennepetaler am 8. August verhaftet.

In ihrer Panik gab sie die PIN für das Tresorschloss ein und der Räuber bekam das Geld. Rund 14.000 Euro habe die Beute betragen, sagte die Zeugin aus. Besonders gesprächig sei der Räuber nicht gewesen. „Er hat sonst gar nichts mehr gesagt und ist sang- und klanglos verschwunden. Ich war fix und fertig und wusste gar nicht, was ich machen soll. Die Kollegen haben die Polizei gerufen.“

Die Polizeibeamten fanden eine aufgeregte und traumatisierte Belegschaft vor. „Die Zeugen wirkten sehr aufgelöst und ängstlich“, berichtete ein Polizeibeamter von der Wache in Hattingen.

Die Zeugin beschrieb weiter, dass sie unmittelbar nach der Tat nicht mehr im Büro arbeitete und auch abends nicht. Aber sie gab sich kämpferisch: „Ich ging am Montag wieder arbeiten. Man sollte solchen Schwachköpfen nicht die Genugtuung geben.“ Dementsprechend unwirsch reagierte sie auch auf den Entschuldigungsversuch des angeklagten Ennepetalers (19): „Das sollte man sich überlegen, bevor man so etwas macht. Ich nehme nicht an!“

Geständnis am ersten Prozesstag

Der angeklagte Ennepetaler hat am ersten Prozesstag gestanden, an den Überfallen auf zwei weitere Rewe-Läden im Ennepe-Ruhr-Kreis beteiligt gewesen zu sein. Er sieht sich mehr als derjenige, der Leute in Schach gehalten hat. Die Mittäter hat er nicht genannt. Die Mitarbeiter der anderen Filialen in Breckerfeld und Wetter haben eigenen Angaben zufolge die Überfälle besser weggesteckt.

Mit dem 19-Jährigen sitzt ein weiterer Mann (21) auf der Anklagebank, ebenfalls aus Ennepetal. Mit ihm zusammen soll er einen Überfall auf eine Lüdenscheider Filiale der Supermarktkette geplant haben. Kurz bevor die beiden zuschlagen wollten, schnappte sie die Polizei, die den 19-Jährigen schon observiert hatte.