Ennepetal. . In ZahlEN: Wie viel Müll produziert jeder Bürger des EN-Kreises im Jahr? Außerdem hat unser Reporter einen Streuwagen im Schnee begleitet.
„Man kennt die Ecken mittlerweile“, sagt Uwe Meyer während er den Unimog rückwärts aus der Stichstraße herausmanövriert. Das Streusalz rieselt auf den gefrorenen Asphalt. Der 53-Jährige arbeitet seit 1991 beim Ennepetaler Bauhof. Zusammen mit Jörg Zaborowski ist er an diesem Tag in den Außenbezirken Ennepetals unterwegs. Seit 4 Uhr in der Früh machen sie die Straßen für alle anderen befahrbar. Als der Reporter zusteigt, ist das Gespann schon seit fünf Stunden im Dienst.
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„Die Straßen sind gut zu fahren“, sagt Meyer. Über Nacht sind etwa drei Zentimeter Schnee gefallen. Das ist zwar nicht viel, birgt aber andere Risiken. Beifahrer Zaborowski erklärt: „Eine geringe Schneedecke fährt sich schnell glatt.“ Während Meyer fährt, notiert Zaborowski, in welchen Straßen die beiden schon waren. Kommt es zu einem Unfall, fordert die Polizei dieses Protokoll manchmal an, um zu ermitteln, ob die Straße bereits geräumt war.
Als erstes müssen Busstrecken geräumt sein
Die Straßen im Stadtgebiet sind in verschiedene Kategorien unterteilt. Als erstes müssen die „A-Strecken“ geräumt werden. Das sind die Hauptverkehrswege, auf der ab kurz nach 4 auch die Busse der VER fahren.
So ist die Müllabfuhr geregelt
Rest-, Bio- und Sperrmüll holen die Kommunen selbst ab. Ausnahme ist Ennepetal. Dort kümmert sich die Firma Fischer um die Abfuhr.
Die gelben Säcke werden in allen fünf Kommunen vom privaten Anbieter AHE eingesammelt. AHE übernimmt in diesen Städten auch die Abfuhr von Glas und Papier. In Schwelm leert der Stadtbetrieb die Papiertonnen.
Ein Problem sind in den Innenstädten die zugeparkten Straßen. Dort haben es insbesondere die großen Streuwagen schwer. Das Schlimmste, was dem Streuteam passieren kann, ist plötzlicher Schneefall im Berufsverkehr zwischen 6 und 7 Uhr morgens, sagt Meyer. „Dann stehen wir genauso im Stau wie alle anderen.“
Der Unimog arbeitet sich die Hügel in Richtung Volkssternwarte hoch. „In den Außenbezirken versuchen wir weniger zu streuen wegen der Umwelt“, sagt Meyer. Alle zwei bis drei Stunden müssen die beiden zum Bauhof zurückkehren und neues Streusalz laden.
Fingerspitzengefühl in der Zentrale
Dort in der Zentrale sitzt Martin Voß, stellvertretender Leiter des Betriebshofs. Er koordiniert die Fahrzeuge. „In der Zentrale braucht man Fingerspitzengefühl“, sagt er. „Wenn es schneit, rufen täglich bis zu 80 Leute an und fragen, wann wir bei ihnen vorbeikommen.“ Das könne er nachvollziehen. Es gäbe jedoch einen festen Fahrplan, an den sich die vier Autos halten müssen.
Immer wieder winken Anwohner dem orangenen Gefährt zu. Meyer winkt zurück und bedankt sich bei den Autos, die warten, um den Unimog durchzulassen. „Im Winterdienst ist es immer gut, viele Leute zu kennen. Wenn man sich festfährt, muss man wissen, wer einen rausziehen kann.“ Bei extremem Schneefall würden Bauern auch ihre Hilfe anbieten.
Landschaft hat sich verändert
Über die Landstraße geht es in die nächste Ortschaft. „Hier war mal eine Kneipe“, sagt Meyer. „Das ist aber auch schon über zwanzig Jahre her“, entgegnet ihm Zaborowski. Meyers Vater sei früher selbst beim Bauhof gewesen, erzählt der 53-Jährige. „Die älteren Kollegen kannten noch alle Kneipen. Das geht heutzutage natürlich nicht mehr.“ Auch sonst habe sich das Landschaftsbild verändert, erzählt Meyer: „Als wir beim Bauhof anfingen, gab es hier noch überall Bauernhöfe. Die kleinen Betriebe gehen nacheinander alle pleite. Hier und da macht vielleicht mal ein neuer Pferdehof auf.“
Wenn kein Schnee liegt, übernehmen Meyer und Zaborowski die Arbeiten, die sonst am Bauhof anfallen: Grünschnitt, Straßenunterhaltung, Asphaltarbeiten oder das Anlegen eines neuen Spielplatzes. „Wir haben auch viel mit Veranstaltungen wie zum Beispiel Straßenfesten zu tun“, sagt Meyer. Dort übernimmt der Bauhof die Beschilderung.
Weihnachten auf dem Streuwagen
Den beiden macht die Arbeit Spaß. „Ich bin froh, seit fast 30 Jahren so einen abwechslungsreichen Job machen zu dürfen.“ Aber sie bringt auch Einschränkungen mit sich, wie Meyer erzählt: „Ich habe auch schon mal Weihnachten auf dem Streuwagen gefeiert. Meine Frau saß dann allein zuhause. Da hatte ich schon ein schlechtes Gewissen.“
Früher hat er etwas weiter außerhalb gewohnt. „Da bin ich nachts auch schon mal mit dem Trecker zum Bauhof gefahren. Manchmal musste ich auch durch den Schnee laufen.“
Trotz all der Technik, die heutzutage im Unimog verbaut ist, gilt weiterhin: „Wir haben auch immer einen Eimer und eine Schüppe dabei.“
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