Schwelm. . Wo früher schöner grüner Rasen blüte, sind heute nur noch Kraterlandschaften. Auf der Suche nach Futter pflügen Wildschweine Schwelmer Gärten um.

Sie kommen, um zu wühlen. Auf der Suche nach Nahrung hinterlassen sie Kraterlandschaften. Wildschweine sind auch in Schwelm auf dem Vormarsch und machen auch nicht vor Gärten Halt.

„Man ist machtlos“, sagt Sonja Kappel. Die 44-Jährige wohnt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern im Falkenweg. Sie zeigt ihren Garten. Das Grundstück liegt abschüssig und grenzt an einen kleinen Streifen Wald, der von der Steinhauser Bergstraße durchschnitten wird. Seit dem vergangenen Sommer ist der ehemals grüne Rasen nicht wiederzuerkennen. Seitdem kommen die Wildschweine regelmäßig. „Die Tiere suchen nach Würmen und Käfern“, sagt Kappel. „Die Kinder wollten eigentlich gern im Sommer mal im Garten zelten.“ Daraus wird nichts. „Mein Sohn ist 18 Jahre alt. Wenn der nachts von einer Party kommt, habe ich schon etwas Sorge.“

Frischling wartet vor Garage

Wildschweine durchwühlen einen Garten an der Steinhauser Bergstraße in Schwelm.
Wildschweine durchwühlen einen Garten an der Steinhauser Bergstraße in Schwelm. © Anwohnerin

Auf der anderen Seite der Steinhauser Bergstraße sieht es nicht besser aus. Eine Anwohnerin zeigt ihr Grundstück. Auch hier das gleiche Bild: statt eines gepflegten Rasens reihen sich Erdhügel aneinander, die an die Bauten von Maulwürfen erinnern. Die Besitzerin erzählt, wie zahm die Wildschweine sind: „Ich habe insgesamt etwa 30 Tiere gezählt. Die gucken einen doof an, wenn man aus dem Fenster schaut.“ Einmal sei ihr sogar vor der Garage ein Jungtiere über den gepflasterten Weg gelaufen. „Es hat zusammen mit mir geguckt, wie das Garagentor langsam runter geht“, sagt die Anwohnerin. „Ich habe nur gehofft, dass es nicht nach der Bache schreit.“

Tiere suchen nach Futter

Wildschweinjagd ausgeweitet

Um einer Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest nach Nordrhein-Westfalen vorzubeugen, hat das NRW-Landwirtschaftsministerium die Schonzeit für Wildschweine bis zum 31. März 2021 aufgehoben. Ausgenommen sind Muttertiere mit Frischlingen unter etwa 25 kg.

Durch eine intensivere Bejagung der Wildschweinbestände soll das Risiko einer Ausbreitung der Krankheit verringert werden.

André Kohlstadt, Leiter des Schwelmer Hegerings, sagt: „Wir haben festgestellt, dass die Wildschweine immer cleverer werden und in die Städte ziehen. Dort ist für sie die Gefahr nicht so groß, geschossen zu werden.“ Gärten in Wohngebieten seien ein „Eldorado“ für Schwarzwild. Dort finden sie Pilze, gut gedüngten Rasen und manchmal sogar Katzenfutter.

Jäger haben in diesen Fällen keine Chance. „Schießen können Sie völlig vergessen“, sagt der Kohlstadt. Zu groß sei die Gefahr eines Querschlägers. Im Herbst jagt der Hegering etwa drei Mal, zum Beispiel im Martfelder Wald. „Das ist ein Riesenaufwand. Wir müssen die Jäger, Treiber und Hunde organisieren und das Gebiet absperren. Trotz der Markierungen laufen uns manchmal Leute durch die Jagd“, sagt Kohlstadt.

Stadt Schwelm sind Hände gebunden

Die Stadt Schwelm reagierte auf Nachfrage dieser Redaktion mit Bedauern: Die Situation ist der Stadt bekannt, und es habe bereits Gespräche zwischen Betroffenen und dem Ordnungsamt gegeben. Leider seien den Kommunen aber die Hände gebunden.

Wildschweine haben den Garten von Familie Kappel in Schwelm verwüstet und den Zaun zum Nachbargarten demoliert.
Wildschweine haben den Garten von Familie Kappel in Schwelm verwüstet und den Zaun zum Nachbargarten demoliert. © Stefan Meinhardt

Laut Jens Nebel vom Forstamt NRW in Ennepetal gibt es in inzwischen deutlich weniger Tiere als noch vor zwei Jahren. Die Nahrungsgrundlage für die Tiere sei aber weiter optimal: „Je mehr Eicheln und Buchenmast es in den Wäldern gibt, desto höher ist bei den Wildschweinen der Bedarf nach tierischem Eiweiß.“

Ein Elektrozaun soll es werden

Er betont: „Wildschweine sind überhaupt nicht gefährlich, außer wenn die Bache denkt, ihre Jungtiere beschützen zu müssen.“

Bei Wildschäden auf landwirtschaftlichen Flächen müssen die Jagdpächter Schadenersatz zahlen. Für Privatpersonen gilt dies nicht.

Sonja Kappel überlegt jetzt, einen Elektrozaun um ihr Gelände zu ziehen. Die Kosten schätzt sie auf ungefähr 400 Euro. Schwerer wiegt der Aufwand. Für den Zaun müssten die Kappels extra eine Stromleitung quer durch ihren Garten legen. „Das ist hier eigentlich eine schöne Wohngegend, sehr ruhig“, sagt Kappel. „Nur die Schweine versauen es.“

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