Schwelm. . Gregory Staats (48) betreibt seit 1994 eine Sicherheitsfirma. Seine Frau hat er beim Wendler kennengelernt.
Wenn Gregory Staats tief einatmet, spannt das Hemd am Oberkörper. Wer den 48-Jährigen sieht, stellt unweigerlich fest, dass der Mann Kraft hat. Die braucht er auch. Denn Gregory Staats verkauft Sicherheit – für VIPs und Flüchtlinge, für Gebäude und Veranstaltungen. Seit vielen Jahren betreibt der Ennepetaler seine Sicherheitsfirma, die mittlerweile ihren Sitz in Schwelm hat. Jahre von denen er mit strahlenden Augen erzählt – selbst wenn er davon berichtet, wie es sich anfühlt, in einen Pistolenlauf zu schauen.
Wie kam in Ihnen der Wunsch auf, andere Menschen mit ihrem eigenen Leben zu schützen?
Gregory Staats: Mein Vater ist Polizist gewesen, und seit frühester Kindheit wollte ich immer nur zur Polizei. Mit 16 Jahren habe ich die Aufnahmeprüfung absolviert und tatsächlich am 1. Oktober 1987 bei der Polizei begonnen. Ich war lange in der Wuppertaler Hundertschaft habe dort Personen- und Objektschutz mitgemacht. Ich habe beispielsweise bei Hans-Dietrich Genscher in Bonn im Garten gesessen.
Wieso haben Sie das aufgegeben?
Die Arbeit hat mir stets Freude bereitet, aber es kamen mehrere Dinge zusammen, weshalb ich irgendwann gekündigt habe. Zum einen waren da Entwicklungen bei der Polizei, die mir nicht gefallen haben. Andererseits hatte ich Anfang der 90er ein Fitnessstudio in Schwelm gekauft und auch noch viel als Türsteher gearbeitet – vor allem rund um die Bochumer Disco Prater. 1994 habe ich mit meinem ersten Geschäftspartner die Firma Staats und Niggemann gegründet. Das Fitnessstudio ist mittlerweile verkauft.
Was macht einen guten Mitarbeiter in dem Bereich aus?
Er muss ordentlich aussehen, pünktlich, zuverlässig und gepflegt sein. Wer am Eingang eines VIP-Bereichs oder am Roten Teppich einer Filmpremiere steht, muss einen erstklassigen Eindruck hinterlassen und einen perfekt sitzenden Anzug tragen. Andererseits sind wir auch im Objektschutz tätig und sorgen für Sicherheit rund um kommunale Flüchtlingsunterkünfte oder auf der Gevelsberger Kirmes, so dass unsere Mitarbeiter immer wieder auf andere Leute treffen. Einen betrunkenen Obdachlosen spreche ich anders an als den pöbelnden Wirtschaftsboss. Wichtig ist, sich nicht selbst als Promi zu fühlen, sondern immer bestimmt, aber freundlich zu bleiben und die Fähigkeit zu haben sich durchzusetzen – auch körperlich.
Welchen Gefahren setzen sie sich und ihre Mitarbeiter aus?
Ganz generell passiert so gut wie nie etwas und wir lösen Ärger schnell und friedlich auf. Unsere Mitarbeiter gehen nirgendwo allein hin, wo mein Geschäftspartner Sven Lange und ich nicht auch unseren Dienst allein versehen. Wichtig ist, dass unsere Einsätze gut konzeptioniert und durchgeführt werden. Trotzdem kommt es natürlich immer wieder mal zu körperlichen Konfrontationen.
An welche Augenblicke erinnern Sie sich diesbezüglich?
Schon öfters haben Menschen ein Messer gezückt oder ich habe in einen Pistolenlauf geschaut. Auf den kölschen Wiesen beispielsweise war alles friedlich, die Veranstaltung schon vorbei. Plötzlich ist ein VIP mit einem Messer auf den Caterer losgestürmt, weil der das Buffet geschlossen hat. Rap-Konzerte sind auch besonders. Vor der Bühne kreischen die Mädels und Backstage tummeln sich Leute mit Pistole im Gürtel. Für mich persönlich war es am gefährlichsten im Jahr 2000 am Prater. Vor den Augen der Polizei hat ein Mann ein Dönermesser gezogen und damit nur Millimeter an meinem Kopf vorbeigeschlagen. Er drohte dann, sich selbst umzubringen, bis ein Kumpel ihn zum Aufgeben überredet hat. So etwas ist die absolute Ausnahme, in der gesamten Firmenhistorie ist nur einmal ein Kollege angeschossen worden.
Sie sprachen gerade schon die VIPs an. Sind sie oft als Bodyguard für Promis unterwegs?
Meist nur, wenn wir für komplette Veranstaltungen, Filmpremieren oder Konzerte gebucht werden. Prominente stellen meist selbst Leute ein, die die Familie schon länger kennen. Sehr intensiv habe ich nur für den Wendler gearbeitet, war zwischenzeitlich auch sein Tourmanager. Über diese Arbeit habe ich auch meine Ehefrau Maureen kennengelernt, die gemeinsam mit ihrer Mutter dem Wendler hinterher gereist ist. So kamen wir uns näher.
Wie hat sich Ihre Arbeit verändert?
Es ist schwieriger, roher geworden. Früher ist bei einer Schlägerei einer umgefallen und dann war gut. Heute wird noch dreimal reingetreten. Außerdem sind immer mehr Menschen bewaffnet unterwegs.
Welche Ziele haben Sie mit der Firma?
Wir forcieren weiter den Objektschutz, Events und Großveranstaltungen sowie die hochwertigen Sachen. Der Disco- und Gastrobereich hat ohnehin schon seit Jahren abgenommen.