Gevelsberg. Gevelsberger Christdemokraten bringen für Städtebau-Konzept „Gevelsberg 2030“ neue Idee ins Spiel

Nicht die Rupprecht-Immobilie, sondern das Rathaus sollte im Mittelpunkt des Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept (IEHK) stehen, so sieht es die CDU der Stadt Gevelsberg und will eine politische Diskussion in Gang bringen und eine groß angelegte Bürgerbeteiligung starten. Grund dafür sind die aus Sicht der CDU „ viel zu hohen Kosten“ in Höhe von 26 Millionen Euro für Ankauf und Sanierung des ehemaligen Kaufhauses. Mit diesem Geld könnte man für die Bürger aus dem Rathaus ein soziokulturelles Zentrum schaffen. Die Christdemokraten möchten, dass die für Anfang des Jahres geplante Entscheidung über das städtebauliche Maßnahmenpaket „Gevelsberg 2030“ vertagt wird. Für Wieland Rahn steht fest: „Das hier vorgelegte Tempo, mit welchem die Beschlüsse gefasst werden sollen, ist nicht gut für Entscheidungen dieser Tragweite.“

Im Juni 2017 machte sich die Stadt mit Unterstützung des Büros ASS auf den Weg zu einem Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept. Es beinhaltet städtebauliche und verkehrliche Maßnahmen und Projekte, die den gesamten Innenstadtbereich in den Blick nehmen.

Prozess seit Juni 2017

Die Ideen wurden in mehreren Workshops entwickelt. Eineinhalb Jahre später legte das Büro zu den Ideen nun konkretere Planungen und erstmals Kostenschätzungen vor, die Ende November der Politik und Anfang Dezember in einer Bürgerversammlung erläutert wurden. „Da erst jetzt Zahlen vorliegen, kann man erst jetzt über die Projekte diskutieren“, sagt Rahn und betont, wünschenswert sei vieles in dem IEHK. Auch das Vorhaben, das Rupprecht-Haus zu sanieren und Musikschule und Stadtbücherei einziehen zu lassen, sei gut. Die Kosten sorgten bei der CDU allerdings für Bauchschmerzen.

CDU-Chefin Babett Bolle sieht große Risiken auf die Stadt zukommen. Ankauf, Sanierung im Bestand, steigende Handwerkerkosten: „Die letzten Projekte wurden immer teurer als zuvor veranschlagt“, sagt sie und verweist auf die vergangene Ratssitzung, in der überplanmäßige Ausgaben für die Sanierung des Breddeparks freigegeben wurden.

Der Ankauf und die Sanierung des Rupprecht-Hauses würde 26 Millionen Euro kosten und soll unten Einzelhandel und oben städtische Angebote beherbergen.
Der Ankauf und die Sanierung des Rupprecht-Hauses würde 26 Millionen Euro kosten und soll unten Einzelhandel und oben städtische Angebote beherbergen. © Carmen Thomaschewski

Dass das Rathaus irgendwann saniert werden müsse, das sei sicherlich jedem klar, sagt auch CDU-Fraktionsvorsitzender Hans-Günther Adrian. Das Gebäude sei aus den 1960ern, „ist eine Energieschleuder“ und könnte für die Bürger viel mehr als die Verwaltungszentrale sein. Der CDU schwebt eine Sanierung vor, mit Anbau und Platz für Veranstaltungen. Vielleicht sei es möglich, weitere Etagen auf das Gebäude zu setzen. Offen lassen die Christdemokraten die Frage, ob Musikschule und Stadtbücherei vielleicht ja sogar in das soziokulturelle Bürgerzentrum einziehen sollen.

Vorher Tabu-Thema

Warum die CDU erst jetzt mit dieser Idee an die Öffentlichkeit kommt? Weil es ein millionenschweres Projekt sei und es die CDU aus Kostengründen als Tabu-Thema betrachtet hätte, sagt Wieland Rahn. Die vom Planungsbüro veranschlagten 26 Millionen Euro für Ankauf und Sanierung der Rupprecht-Immobilie sorgten für eine andere Ausgangslage in der Diskussion.

Alleine für das ehemalige Kaufhaus sei die Hälfte der Ausgaben für das IEHK geplant. „Warum lässt man das Gebäude nicht einen privaten Investor entwickeln?, fragt Rahn und betont, dass er sich da explizit ausnimmt. „Ich würde das nicht machen.“ Aber er habe die Erfahrung gemacht, dass ein privater Investor ganz andere Möglichkeiten habe. „Und wenn die Stadt Gevelsberg dann die beiden oberen Etagen langfristig anmietet, wäre das ein gutes Signal für den privaten Investorenbereich.“ Nach Auffassung der CDU „vergibt Gevelsberg hier eine große Chance, wenn jetzt im Schnellverfahren Fakten geschaffen werden.“ Die CDU fordert, dass die Konzepte Rupprecht oder Rathaus mit den Bürgern „breit diskutiert werden und gegebenenfalls auch ein Votum abgefragt wird.“