Schwelm. . Die Craft-Beer-Bewegung erreicht immer mehr Menschen. In Schwelm präsentieren Brauer aus NRW ihr Können. Da schmeckt das Bier schon mal nach Tee.
Bier ist nicht gleich Bier – Biertrinker schmecken den Unterschied zwischen den einzelnen industriell hergestellten Sorten der großen Brauereien. Doch was aus Bier noch alles rauszuholen ist, zeigte nun die vierte Brauschau des Vereins für Erhalt und Förderung Schwelmer Brautradition e.V (VfEuFSB). Zehn Hobbybrauer aus ganz Nordrhein-Westfalen präsentierten ihre kurios kreativen Biersorten und luden zum Probieren ein. Das LA-Diner, wo die Schau stattfand, bot zudem eine perfekt stimmige Atmosphäre.
Nach sechs Wochen trinkbar
Wasser, Malz, Hopfen, Hefe und eine Anleitung zum Beispiel aus dem Internet – mehr Bedarf es eigentlich nicht, um sich sein eigenes Bier für den Eigenverbrauch zu brauen. „Das ist echte Handarbeit von Anfang an. Zuerst wird die Maische angesetzt. Bis das Bier trinkbar ist, vergehen bis zu sechs Wochen“, erklärte Claus Kaiser Schriftführer vom VfEuFSB. Der Verein schloss sich nach der Schließung der Schwelmer Privatbrauerei 2011 mit dem Ziel, die Schwelmer Brautradition zu erhalten, zusammen.
Mit ein wenig Interesse und Wissen kann also jeder zum Brauer werden, wie es auch der VfEuFSB machte. In der eigenen Küche experimentieren die Mitglieder mit verschiedenen weiteren Zutaten. Denn schließlich muss sich der Hobbybrauer nicht an das Reinheitsgebot halten und hat demnach mehr Möglichkeiten als die industriellen Brauereien. Um die 20 Liter stellen die meisten der Aussteller her und das in den eigenen vier Wänden.
Eine Kreation mit Erdbeeren und einem Alkoholgehalt von fünf Prozent kam bei dem VfEuFSB in diesem Jahr beim Experimentieren heraus. „Die Erdbeeren werden wirklich beim Brauen hinzugegeben und sind nicht nur nachgefügte Aromen“, so Claus Kaiser und sein Vereinskollege Roman Voss. Insgesamt 20 verschiedene Sorten boten die Craft-Beer-Brauer bei der Schau an. Darunter die verrücktesten Mischungen. So gab es zum Beispiel bei Michael aus Bochum ein Bier mit Honig und ein weiteres Bier mit englischem schwarzen Tee. „Den Honig schmeckt man nicht so deutlich raus, aber den Tee merkt man schon beim Riechen“, erzählte Michael. Seit knapp drei Jahren betreibt er schon das Hobby und im letzten Jahr gewann er sogar mit seiner Kreation die Brauschau in Schwelm. „Ich möchte Bier herstellen, dass man nicht im Laden kaufen kann. Es gibt so viele Aromen und Geschmäcker, die man auch für Bier nutzen sollte“, berichtete Michael über seine Motivation, selbst Bier zu brauen.
Ebenso kurios schmeckte das Craft-Beer von Thorsten Guddas und Jörn Schneider aus Hagen und Köln namens „Schlückchen Gurke“. Zwei Kilo Bio-Salatgurke verwendeten die beiden beim Brauen und verliehen ihrem Bier somit einen frischen Geschmack. Ihr anderes Bier, welches mit Haferflocke gebraut wurde, kam etwas bitterer im Geschmack daher und hat deutlich mehr Schaum. „Es hat einen höheren Eiweißgehalt und ein weiches Mundgefühl durch den Schaum“, erklärten die beiden. Wichtig für Thorsten Guddas und Jörn Schneider ist, dass ihr Bier keine Zusatzstoffe und Chemie enthält, wie die industriell gebrauten Biere. „Wir haben schon um die 60 Geschmacksrichtungen wie Rhabarber-Vanille oder Kürbis ausprobiert und haben noch so viele Ideen“, so Schneider und Guddas.
Wer es dann doch etwas traditioneller ohne außergewöhnliche Geschmacksrichtungen wollte, der wurde bei der Brauschau auch fündig. Dunkles Hefeweizen, Westfälisches Alt oder ein Helles waren ebenso im Angebot, wie Bier mit Ingwer, Himbeeren oder Wein. „Wir sind echt super zufrieden mit der Messe. Jung und Alt kommen hier zusammen und jeder hat Spaß“, freute sich Vereinsvorsitzender des VfEuFSB Thomas Wehner.
Jeder Besucher konnte zudem für drei Biere abstimmen, und der Gewinner wurde am Abend geehrt. Nach der Brauschau lud der VfEuFSB noch zum gemeinsamen Feiern mit der Schwelmer Band „Schicht im Schacht“ ein.