Gevelsberg. Matthias Gerschwitz berichtet über seine Krankheitsgeschichte zum 20-jährigen Bestehen der AIDS-Initiative des EN-Kreises in der Bücherei.

Mehr als 30 Jahre sind seit der Entdeckung des HI-Virus vergangen und noch immer scheint das Thema AIDS und HIV von Vorurteilen und Abneigung beherrscht zu sein. Doch ein Leben mit HIV ist schon lange kein Todesurteil mehr und ein normaler Alltag ist für viele Betroffene möglich. So auch für Matthias Gerschwitz, der seit mehr als 20 Jahren mit der HIV-Infektion lebt und in seinem Buch „Endlich mal was Positives“ über den Umgang mit der Immunschwäche spricht. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der AIDS-Initiative EN lud diese zu einer Lesung mit Matthias Gerschwitz in die Stadtbücherei Gevelsberg ein, um mit einer ehrlichen und sogleich informativen Offenheit an das Thema heranzuführen.

Realität versus Wahrnehmung

„Endlich mal was Positives“, ist der Titel des Buchs von Matthais Gerschwitz und damit erstes Indiz für seine unverkrampfte Art, mit seiner Infektion umzugehen. „So ein sperriges, ungreifbares Thema lebt davon, mit einem Lachen betrachtet zu werden“, erzählte Ralf Terjung, vom Vorstand der AIDS-Initiative EN und auch Stefanie Kron, Leiterin der Stadtbücherei, ist überzeugt davon, dass ein offener, humorvoller Umgang mit diesem Thema hilft, die Hemmungen zu verlieren. Denn HIV ist wohl eine der wenigen Krankheiten, bei der die gesellschaftliche Wahrnehmung und die medizinische Realität weit auseinanderdriften. Während sich innerhalb der vergangenen drei Dekaden, in denen die Immunkrankheit bislang bekannt ist, auf medizinsicher Ebene einiges getan hat, scheint es, als seien Vorurteile in der Gesellschaft unauslöschbar.

„Die Diagnose traf mich wie ein Donnerschlag, doch ich lernte damit zu

Viele Zuhörer waren in die Gevelsberger Stadtbücherei gekommen, um Matthias Gerschwitz zuzuhören.
Viele Zuhörer waren in die Gevelsberger Stadtbücherei gekommen, um Matthias Gerschwitz zuzuhören. © Laura Dicke

leben und dank Medizin ist mir dies seit 26 Jahren möglich“, berichtete Mattias Gerschwitz. Von seiner Infektion mit HIV erfuhr er nur zufällig und schnell stellte sich die Frage: „Was nun?“ Dank medizinischer Behandlung mit täglich einzunehmenden Medikamenten, die die Verbreitung des Virus’ im Blut verhindern, ist ihm heute ein normaler Alltag ohne eine Erkrankung an AIDS möglich. „Die Medikamente haben Nebenwirkungen und nach 26 Jahren kann ich nicht einordnen, welche Wehwehchen Infektion, Nebenwirkungen oder Alter sind“, sagt Matthias Gerschwitz.

Zunächst mieden Leute die Initiative

Eine AIDS-Erkrankung findet nämlich nur dann statt, wenn die HIV-Infektion unbehandelt bleibt und durch die Viren lebensbedrohliche Krankheiten, wie schwere Lungenentzündungen auftreten. Trotz medikamentöser Behandlungsmöglichkeit erkranken etwa 1000 Menschen in Deutschland jährlich an AIDS. Oftmals, weil eine Infektion viel zu spät festgestellt wurde.

Matthias Gerschwitz schrieb darum sein Buch – nicht um seine eigene Infektion zu verarbeiten, sondern um über das Thema aufzuklären und es in die Gesellschaft zu bringen. Besonders in Schulen ist er mit seinem Buch, das sowohl seine Geschichte erzählt als auch wichtige sachliche Informationen zu der Infektion bietet, unterwegs. „Mir ist es wichtig, den Schülern die Möglichkeit zu geben Fragen zu stellen, egal welche“, erklärt er.

Aufklärung, Beratung und Hilfeleistung sind auch die obersten Anliegen der AIDS-Initiative EN. Seit 1998 beraten, informieren und stehen die ehrenamtlichen Mitarbeiter in den neun Städten des EN-Kreises bei. „An unserem ersten Stand vor 20 Jahren wurde ein großer Bogen um uns gemacht. Heute werden wir offen auf- und angenommen“, sagte Ralf Terjung. Gute Netzwerkarbeit mit den Städten, der Politik und den Vereinen ermöglicht, das Thema positiv in die Gesellschaft zu bringen.

INFOBOX

Ein Großteil der Arbeit ist die Beratung und Information an Infoständen bei verschiedenen Veranstaltungen.

Ebenso das Hospiz Emmaus wird von der Initiative unterstützt und in vielen Städten des Kreises wurden Kondom- und Spritzenautomaten aufgestellt.

In Zusammenarbeit mit den Stadtbüchereien werden immer wieder neue Medienlisten zu den Thema AIDS und HIV angefertigt und Lesungen veranstaltet.

www-aids-initiative-en.de