Schwelm. . Professor Dr. Bernd Gottschalk, Ex-Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), spricht im Triebwerk über die Mobilität der Zukunft
Auf dem vollgeparkten Hof des Triebwerks in Schwelm in Blech gepresste, automobile Männerträume, meist mit auswärtigen Kennzeichen. Die Gäste sind überwiegend männlich und in den besten Jahren – im Jackett, die Krawatte meist im Schrank gelassen. Die Einladerin eher traditionell, eine der letzten unabhängigen Privatbanken – das Bankhaus Lampe mit Sitz in Düsseldorf und im Eigentum der Familie Oetker. Es dreht sich um die Mobilität der Zukunft, um Autos. Der Gastredner ein anerkannter Fachmann: Professor Dr. Bernd Gottschalk, 11 Jahre Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) und heute u.a. Mitglied des Wirtschaftsbeirates des Bankhaus Lampe.
Redner sieht massive Verwerfungen
„Die Gegenwart muss immer die Zukunft finanzieren. Das gilt auch für den Wandel hin zur E-Mobilität“, stimmt Dr. Bernd Gottschalk sein Publikum in der Kreisstadt auf seinen Vortrag ein. Alles zusammengenommen sei es ein guter Markt mit einem weltweit grenzüberschreitenden Handel mit Pkw von über 400 Milliarden Euro. Jedoch sieht der Professor diesen Markt vor massiven Verwerfungen.
Die Abgasmanipulationen spricht er nur am Rande an. Stattdessen bricht der ehemalige Lobbyist der Automobilindustrie, der heute noch im Aufsichtsrat verschiedener Zulieferer wie der Schaeffler AG sitzt, eine Lanze für den seiner Meinung nach zu Unrecht in Verruf geratenen Dieselmotor. „Wir erleben heute eine politische Diskussion gegen den Diesel. Aber wir brauchen den Diesel für die CO2-Bilanz.“ Alle seien angetreten, um die CO2-Frage in den Griff zu bekommen. Primär sei der Diesel ein deutsches, gesetzgeberisch ein europäisches Problem. Die jetzt beschlossene Reduzierung der Grenzwerte bis 2030 um -35 Prozent sei faktisch eine E-Auto-Quote.
Dr. Gottschalk spricht über die tonangebende Rolle Chinas, sinkende Batteriekosten in Zukunft, neue sich ergebende Geschäftszweige mit Mobilitätsdienstleistungen und er wagt eine Prognose für das Jahr 2030: 30 Prozent E-Fahrzeuge, 40 Prozent Hybride und 30 Prozent Verbrenner. „Wer zu früh ist, verliert sein Geld. Wer zu spät ist, verliert seine Kunden“, spricht Gottschalk das Dilemma an, in dem sich die Automobilhersteller befinden. Beim autonomen Fahren habe Deutschland aufgeholt, werde auch dort die Schlüsselrolle halten. Was einige Zuhörer vermissten: ein kritischer Blick des Professors in die Zukunft.