Ennepe-Ruhr. . Die AHE ist bei der Abfuhr des Verpackungsmülls nun für den gesamten EN-Kreis zuständig. Kreis und Städte verhandeln mit den Dualen Systemen.

Der Gelbe Sack sorgt für Diskussionen in der Stadt Schwelm. Doch dahinter verbirgt sich ein wesentlich größeres Thema, das die Abfallentsorgung im gesamten EN-Kreis möglicherweise verändern könnte. Denn: Die neun Dualen Systeme Deutschlands werden wegen des ab Januar in Kraft tretenden neuen Verpackungsgesetzes im kommenden Jahr mit den Kommunen und dem Kreis ihre Abstimmungsvereinbarungen neu verhandeln müssen. Aktuell positionieren sich die Interessensvertreter.

Eine oft diskutierte Frage in diesem Zusammenhang lautet: Gelber Sack oder Gelbe Tonne? Johannes Einig, Geschäftsführer der AHE, die die EU-weite Ausschreibung für sich entschieden hat, in allen neun EN-Städten von 2019 bis 2021 den Verpackungsmüll einzusammeln, hat eine klare Meinung: „Ich begrüße den Vorstoß aus der Wittener Politik, den Leuten freizustellen, ob sie in Säcken oder Tonnen entsorgen wollen, sehr.“ Wüssten vielen Menschen in den Innenstädten nicht, wo sie weitere Tonnen in die Mehrfamilienhäuser stellen könnten, wünschten sich Bürger in den Außenbezirken eben dies, weil die Säcke beispielsweise von Tieren aufgerissen würden, und sich so der Müll in der Landschaft verteile. „Außerdem sind die Säcke aus meiner Sicht ökologischer Wahnsinn“, sagt er und verweist darauf, dass im Ennepe-Ruhr-Kreis jährlich 10 Millionen Gelbe Säcke befüllt werden.

Eventuell weniger Glascontainer

Der AHE-Chef will in Schwelm Abhilfe bei einem ganz konkreten Kritikpunkt schaffen, der auch von Lesern dieser Zeitung immer wieder angemahnt wird: Die Säcke sind derart dünn, dass sie oft schon reißen, wenn man sie auseinandertrennt. „Wir wollen nach Absprache mit den Technischen Betrieben stärkere Säcke auf unsere Kosten liefern“, verspricht er. Der Verbraucher bezahlt die Säcke über seine Einkäufe mit, die Stärke ist vertraglich geregelt.

Doch ist das bald obsolet, weil die Gelbe Tonne kommt? Elisabeth Henne, für die Abfallthemen beim Kreis zuständig, drückt auf die Bremse: „Die Verhandlungen laufen zwischen den Kommunen, dem Kreis und den Dualen Systemen, da sitzt die AHE nicht mit am Tisch.“ Außerdem habe eine Umfrage des Kreises ergeben, dass von 1642 Bürgern der neun Städte 606 am liebsten stärkere Säcke hätten. Das sei bei den vier Antwortmöglichkeiten, bei denen auch die Tonne enthalten war, die mit Anstand häufigste Antwort gewesen.

Generell geht sie ohnehin nicht von einem schnellen Ergebnis aus, zu gut sind ihr noch die Verhandlungen zur Abstimmungsvereinbarung vor 25 Jahren im Gedächtnis, die sich zweieinhalb Jahren hinzogen. Denn neben der Frage „Säcke oder Tonne?“ gilt es vieles Weiteres zu klären. So haben die Glascontainer aktuell eine Stelldichte von 500 Einwohnern pro Standort. „Dies wollen die Dualen Systeme gern verringern beispielsweise auf 1500 Einwohner pro Container.“

Ein größeres Stück wollen sie hingegen vom Altpapierkuchen abhaben. Derzeit bekommen sie 25 Prozent des rentabeln Recyclingmaterials. Ebenso geht um die Zahlungen an die Städte für die Reinigung der Containerstandorte und die Abfallberatung, die die Kommunen als deutlich zu niedrig ansehen.

Noch keine Vertreter benannt

Elisabeth Henne hat ein Ziel: „Der 31. Dezember ist der letzte Arbeitstag vor meiner Rente. Spätestens am 30. will ich die Vereinbarung unterschreiben.“ Ob das klappt? Bislang haben die Dualen Systeme trotz schriftlicher Aufforderung noch nicht ihre Vertreter für die Verhandlungen benannt. So oder so bleibt noch Zeit, Argumente für den Sack oder die Tonne auszutauschen.