Ennepe-Ruhr. . Das Berufskolleg in Ennepetal beginnt zähneknirschend eine halbe Stunde früher. Die VER spart mindestens drei Busse. Weitere Schulen folgen nun.
Um die große Baustelle der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr zu erkennen, muss man nicht Betriebswirtschaft studiert haben: Die Erträge sind in Relation zum Aufwand zu niedrig. Seit Peter Bökenkötter seinen Posten als Geschäftsführer zu Jahresbeginn antrat, ist es seine Aufgabe, dieses Verhältnis zu ändern. Seitdem dreht er jeden Stein im Unternehmen um, hat zahlreiche Maßnahmen initiiert, um das große Ziel, den ÖPNV rentabler und zukunftsträchtiger zu gestalten, zu erreichen. Das mit Abstand größte Einsparpotenzial hat er in der Neustaffelung der Schulzeiten im Ennepe-Ruhr-Kreis ausgemacht. Jetzt ist klar: Das Berufskolleg in Ennepetal macht am 1. Februar kommenden Jahres den Anfang und beginnt eine halbe Stunde früher als bislang.
Druck durch die Politik erzeugt
Der Jubel am Berufskolleg hält sich hingegen in engen Grenzen, denn die Schulkonferenz hatte sich nach der Anfrage von Peter Bökenkötter und Kreiskämmerer Daniel Wieneke geschlossen gegen eine Veränderung ausgesprochen. „Zur Debatte standen 7 Uhr, 7.15 Uhr und 8.30 Uhr“, sagt der VER-Chef. Ein späterer Anfang war nicht möglich, weil viele Schüler nach der Schule noch in die Betriebe gehen. „Ein früherer Beginn hat vor allem bei unseren vielen Lehrerinnen mit Kindern dafür gesorgt, dass sie Betreuungsprobleme bekommen“, sagt Gerhard Glienke, stellvertretender Schulleiter des Berufskollegs in Ennepetal. Es folgte das ablehnende Votum der Schulkonferenz, alles sollte so bleiben wie es war.
Für den VER-Chef war das jedoch die denkbar schlechteste Alternative. „Wir sparen – ganz vorsichtig geschätzt – pro Fahrzeug 100 000 Euro im Jahr. Allein durch die neue Anfangszeit in Ennepetal sparen wir drei, wenn nicht vier Fahrzeuge, die wir komplett verkaufen können“ sagt der VER-Chef.
Meilenstein für Finanzierung
Bökenkötter bat die Fraktionsvorsitzenden im Kreis sowie die Verwaltung um Unterstützung. „Da mit weiterem Widerstand der Schulen zu rechnen ist, ist es dringend erforderlich, den Rahmen von vornherein klar abzustecken und auch an das Berufskolleg EN noch einmal eindringlich zu appellieren, sich für einen der drei vorgeschlagenen Zeiten zu entscheiden“, schrieb Bökenkötter an die Politiker. Mit dem Rückhalt des Schulträgers für die VER-Pläne stimmte das Berufskolleg diesen schließlich zu. Die Schule soll ab dem 1. Februar nun bereits um 7.30 Uhr beginnen, die Busse der VER werden so getaktet, als sei um 7.15 Uhr Schulbeginn. „Das betrifft ungefähr 500 bis 600 unserer insgesamt 1500 Schüler“, sagt Gerhard Glienke. „Man sagte uns, bei der Sekundarstufe II könnten wir nicht widersprechen, da könne der Schulträger die Startzeit selbstständig ändern“, fährt der stellvertretende Schulleiter fort.
Für Peter Bökenkötter ist dies im Hinblick auf die EU-konforme Finanzierung des ÖPNV im Ennepe-Ruhr-Kreis ein Meilenstein. „Das verschafft uns unglaublich viel Luft. Außerdem haben die Erfahrungen der Vergangenheit gezeigt, dass die Qualität oft dahingehend steigt, dass nicht mehr so viele Schüler auf einmal in einem Bus sind.“ Der Vorteil der Neuregelung der Schulzeiten: „Wir müssen nicht mehr überall gleichzeitig sein und deshalb unglaublich viele Busse und Fahrer vorhalten für nur jeweils eine Stunde an nur 190 Tagen im Jahr.“
In Gevelsberg geht es weiter
Denn das Berufskolleg in Ennepetal ist nur der Anfang. Die VER hat den Kreis in 14 Cluster aufgeteilt. Nun folgen Anpassungen an der Gesamtschule in Haßlinghausen sowie an allen weiterführenden Schulen in Gevelsberg und Wetter. Wie hoch die Einsparungen am Ende liegen, vermag der VER-Chef nicht zu beziffern. „Dies werden erhebliche Beträge sein, diese können aber nicht exakt vorausgeplant werden“, sagt er.