Ennepetal. . „Bekieken und Beküern“: So nennt der Heimatverein Milspe seine beliebte Veranstaltungsreihe. Nun waren die Milsper zu Gast in Rüggeberg.
„Bekieken und Beküern“: So nennt der Heimatverein Milspe seit Jahren seine beliebte Veranstaltungsreihe. Am Samstag waren die Milsper zu Gast beim Heimatverein Rüggeberg, und es gab viel zu sehen und zu besprechen.
Rüggebergs umtriebiger Vorsitzender Friedrich Rothenberg und Ehrenvorsitzender Werner Balke führten etwa 30 Frauen und Männer „aus der Milspe“ durch das Höhendorf. Die Führung hatte es in sich: Viel Information, viele schöne Gespräche und Überraschungen sorgten für einen entspannten Nachmittag. Start der kleinen Dorfführung war an der vor der Grundschule stehenden Kirchenglocke aus Gussstahl, die im ehemaligen Stahlwerk Bochumer Verein gegossen wurde. Drei solcher Glocken läuteten einst in Rüggeberg. Der Heimatverein hat eine vor der Schule als Denkmal stationiert, eine andere steht direkt neben der Kirche am Sturmweg.
Glockenklang aus Tschechien
Dort gab es auch eine Überraschung. Friedrich Rothenberg machte es spannend. Die dritte Glocke befindet sich in der Stadt Klösterle am Eger in Tschechien. Dort läutet sie seit Ostern 2015 zum Gottesdienst – und in Rüggeberg war ihr Geläut am Samstag wieder zu hören. Da wurde es ganz still, als Cordula Rothenberg ihr Tablet öffnete und die Rüggeberger Glocke in Klösterle an der Eger erklang. Das Internet machte es möglich.
Schon einige Minuten zuvor gab es Beifall von den Heimatfreunden in der Kirche. Dort sorgte Prof. Dr. Reinhard Döpp für eine schöne Überraschung. Der Vortrag von Werner Balke über die Kirchengeschichte war gerade beendet, da bat der Chef des Industriemuseums um Aufmerksamkeit. Döpp, ehemals auch Organist der Evangelischen Kirchengemeinde Milspe, stieg auf die Empore und intonierte auf der Orgel „Nun danket alle Gott“.
Zuvor hatte Werner Balke unter dem Motto „Rüggeberg –seit 1798 ein Kirchdorf“ über die Entstehung der Ev. Kirchengemeinde berichtet. Vor 1798 mussten die Menschen aus den Bauernschaften sonntags zum Gottesdienst nach Schwelm, mit Pferdewagen oder meistens auch zu Fuß hin und zurück. Schließlich wollten sie eine eigene Kirche. Schon vorher waren die Menschen aus den Bauernschaften gegenüber Schwelm aufmüpfig. Sie legten schon 1636 einen Friedhof an. Er ist heute noch erhalten (Nähe Haferkasten), nur der erste dort gelegte Grabstein sei nicht mehr auffindbar, erzählte später an Ort und Stelle Friedrich Rothenberg.
Quiz zur Dorfgeschichte
Was gab es noch zu sehen und zu erklären? Die Milchrampe an der Rüggeberger/Willringhauser Straße, der Schmittenbaum und das Ehrenmal auf dem Rüggeberger Marktplatz. Rothenberg und Balke hatten immer eine kleine Anekdote parat. Als die Dorfführung sich dem Haferkasten näherte, lag schon Kaffeeduft in der Luft. Frauen und Männer des Heimatvereins Rüggeberg hatten im Schatten des denkmalgeschützen Holzbaus Tischreihen und Bänke aufgestellt. Es gab Kaffee und Kuchen.
Doch damit endete noch nicht der gemeinsame Nachmittag der Heimatvereine. Friedrich Rothenberg verteilte Zettel mit Fragen zur Rüggeberger Geschichte. Das Quiz war speziell für die Milsper Gäste. Wer bei der Dorfführung gut zugehört hatte, war im Vorteil. Für alle Teilnehmer gab es Sonnenblumen-Samen. Gewinner wurde Klaus Rüggeberg, Schriftführer des Milsper Heimatvereins. Friedrich Rothenberg überreichte ihm zwei kleine, im Industriemuseum von Horst Berens samt Team gegossene Füchse, die Symboltiere der Stadt Ennepetal. Karl-Heinz Gockel, der 2. Vorsitzende des Heimatvereins Milspe, dankte den Rüggebergern für die Gastfreundschaft mit einer Flasche „Milsper Küerwater“.
„Quaatabänksken“ am Haferkasten
Wo man herrlich weit übers Land schauen kann, über die Ennepe hinweg bis nach Breckerfeld, genauer: bis zur Ortschaft Eicken der Hansestadt, da steht eine Ruhebank. Oft führt der Weg des Ehrenvorsitzenden des Heimatvereins Rüggeberg an dem „Bänksken“ am Haferkasten vorbei. „Fast immer sitzen dort Menschen und genießen den Blick über Wiesen und Wälder“, erzählt Werner Balke. Obwohl die Bank schon seit Jahrzehnten dort steht, hat er für sie einen Namen gefunden: „Quataa-Bänksken“.
„Quataa – ganz lang ausgesprochen“, sagte Werner Balke am Rande des Dorfspazierganges gegenüber dieser Zeitung. „Auf dieser Bank wird viel gequaatert“, weiß Werner Balke – erzählt über das Dorf, über die Menschen in Rüggeberg, aber auch immer wieder über den sich hinter der Bank befindlichen Haferkasten, der im Jahre 1717 vom Bauer Evert von Sebringhausen oder es könnte auch Jacob Wellenbeck gewesen sein, errichtet wurde. Er stand etwa 25 Meter westlich vom Bauernhaus und Kuhstall, weil im Falle eines Feuers auf dem Hof der Haferkasten und sein kostbarer Inhalt, das Korn, nicht abbrennen sollten.
Der Schaukasten des Heimatvereins Rüggeberg steht nun auf dem schmucken Marktplatz. Foto: Hartmut Breyer Schaukasten an neuem Standort
Einen wunderbaren Anblick bietet Besuchern und Einheimischen auch der Marktplatz. Hier hat die Stadt mit Blumen nicht gegeizt und auch die benachbarten Häuser stehen im Blumenschmuck. Auf dem städtischen Grundstück hat nun der Schaukasten des Heimatvereins Rüggeberg einen neuen Standort. Bisher war er an der Ecke Severinghauser/Rüggeberger Straße zu finden.