Ennepetal. . Schon jetzt werden die Vorgaben der Schutzverordnung für das Kluterthöhlensystem als Nationales Naturmonument weitgehend erfüllt.
Wenn Ursula Heinen-Esser, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, die Schutzverordnung unterzeichnet und anschließend Bundesumweltministerin Svenja Schulze die Ausweisungsurkunde für das Kluterthöhlensystem als Nationales Naturmonument ausgestellt hat, dann endet für die Beteiligten des Verfahrens ein etwas längerer Weg – in der Geschichte des etwa 385 Millionen Jahre alten Korallenriffs, das in der Höhle zu bewundern ist, ist das allerdings nicht einmal ein Wimpernschlag.
„Das Korallenriff ist ein Wunder“, sagt Höhlenforscher Stefan Voigt. Damit meint der Vorsitzende des Arbeitskreises Kluterthöhle nicht nur das einzigartige Dokument der Erdgeschichte an sich, sondern auch, dass der riesige Korallenreichtum in den kilometerlangen Gängen erst vor wenigen Jahren bei Reinigungsarbeiten an den Wänden auf geradezu wundersame Weise zum Vorschein gekommen war.
Investitionen schaffen Grundlage
Durch eine neue, effektvolle LED-Beleuchtung, deren abschnittweise Installation im vergangenen Jahr abgeschlossen wurde, ist der große Schatz in Szene gesetzt worden. „In dem Zustand, wie die Höhle vor zehn Jahren war, wäre sie kein nationales Monument geworden“, betont Voigt die Bedeutung der Investition von Geld und Zeit in die Höhle.
Das Kluterthöhlensystem sei seit 1933 Naturschutzgebiet, erklärt Stefan Voigt durch die Aufwertung zum Naturmonument werde das einbezogene Gebiet noch einmal vergrößert. Neben der Kluterthöhle selbst mit bisher 5,8 Kilometer bekannten Gängen zählen zahlreiche weitere Höhlen mit Ganglängen von wenigen Metern bis mehr als 1,4 Kilometern zu dem System. „Im Grunde ist das Naturmonument wie ein kleiner Nationalpark“, so Voigt. Die Schutzverordnung, deren Entwurf nun öffentlich ausliegt, setzt den Rahmen für das, was in den Höhlen erlaubt ist.
Arbeitskreis liefert Expertise
Bei der Ausarbeitung habe der Arbeitskreis maßgeblich mitwirken können, so Stefan Voigt. „Es war das erste Mal, dass überhaupt Laien dabei integriert wurden“, erklärt Stefan Voigt. „Das fand ich schon eine große Ehre. Eine Verordnung ist ja quasi ein Gesetzestext.“ Normalerweise schreibe man einen Antrag und das Ministerium kümmere sich um die Gutachten. Doch die habe man in diesem Fall als Experten gleich mitgeliefert, erklärt Voigt. Nach intensiven Abstimmungsgesprächen mit der Bezirksregierung und im NRW-Umweltministerium stand schließlich der Verordnungstext samt der ausführlichen Begründung. Auch wenn die Signale positiv gewesen seien, habe man natürlich darauf achten müssen, im Verfahren keine Fehler zu machen, sagt Bürgermeisterin Imke Heymann.
Besondere zusätzliche Einschränkungen gebe es eigentlich nicht, meint Stefan Voigt. „Die Regularien halten wir schon ein.“ Florian Englert, Geschäftsführer der Kluterthöhle und Freizeit GmbH & Co. KG, erklärt, dass es bei Veranstaltungen gegebenenfalls einen etwas höheren Abstimmungsbedarf gebe. Englert weist darauf hin, dass mit der Ausweisung auch ein Monitoring verbunden sei, um die formulierten Schutzziele noch zu verbessern – mit finanzieller Unterstützung durch öffentliche Mittel.
Überhaupt sehen die Verantwortlichen neben dem Marketingwert eines „Nationales Naturmonuments“ auch die Chance, leichter an Fördertöpfe von Land Bund und Europäischer Union zu kommen, vor allem für Optimierungsmaßnahmen im Sinne der Schutzziele. „Wir sind dann Champions League“, sagt Florian Englert. Auch auf Mittel aus privaten Stiftungen hoffen sie. Nicht zuletzt sei die NRW-Stiftung schon ein wichtiger Partner. Sie hatte die Renaturierung der Kluterthöhle finanziell unterstützt. Man suche zudem nach Wegen, künftig in Schulprojekte – auch landesweite – hineinzukommen“, so Englert. Das sei schwierig, da in der Regel Museen Partner seien und keine Höhle.
Autobahnschilder schon genehmigt
Einen riesigen Besucherstrom in die Kluterthöhle wird es aber auch künftig nicht geben. Um das Höhlenklima nicht zu gefährden, hatte man ohnehin schon 50 000 Besucher im Jahr als absolute Höchstzahl festgelegt. In Spitzenzeiten kamen 40 000. „In den letzten Jahren waren es zwischen 20 000 und 30 000“, erklärt Florian Englert. Nach den zuletzt durchgeführten Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung verzeichne man derzeit aber einen spürbaren Anstieg. Die Zielrichtung liege künftig bei etwa 40 000 Besuchern, „dann hätten wir noch einen Puffer“, so Englert.
Wenn die Urkunde ausgestellt ist, dann sollen übrigens kurz darauf zigtausende Autofahrer auf die Kluterthöhle aufmerksam gemacht werden. Unabhängig vom Verfahren hat die Stadt bereits die Zusage eingeholt, an der A1 Hinweisschilder in beiden Richtungen aufstellen zu dürfen. Man habe damit noch auf den offiziellen Titel warten wollen, so Bürgermeisterin Imke Heymann. Bald könnte also auf der viel befahrenen Nord-Süd-Verbindung neben dem „Weltkulturerbe Kölner Dom“ auch auf das „Nationale Naturmonument Kluterthöhlensystem Ennepetal“ hingewiesen werden.