Ennepetal. . Der Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) ist seit Jahresfrist auf diesem Posten und hat kein leichtes Erbe angetreten.
Peter Bökenkötter ist der Tatendrang anzumerken. Der Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) ist seit Jahresfrist auf diesem Posten und hat kein leichtes Erbe angetreten. Finanzierungsschwierigkeiten, eine schwierige politische Landschaft, hohe Krankenquoten und diverse Probleme im Fuhrpark sind nur einige Dinge, die er angeht. Angehen muss. Denn eine seiner vordringlichsten Aufgaben ist es, die finanzielle Situation der VER zu verbessern. „Gestalten ist immer spannender als verwalten. Ich bin sehr gut aufgenommen worden, fühle mich getragen und hatte immer viele Baustellen in meinen bisherigen Jobs.“
Ex-Baustellen
Direktvergabefähigkeit: Aufsichtsratsvorsitzender Daniel Pilz blickt in den Rückspiegel: „Nur knapp ist die VER im vergangenen Jahr an ihrem Aus vorbeigeschrammt.“ Dass die alte Ruhegeldordnung schließlich im Einvernehmen mit der Gewerkschaft abgelöst wurde, hat am Ende die Direktvergabefähigkeit gesichert und damit die VER gerettet.
Aktuelle Baustellen
Fuhrpark: Sechs verschiedene Hersteller sind nicht zuletzt bei der Wartung eine Katastrophe. Zudem besitzt die VER fünf Hybridbusse der ersten Serie von Mercedes. „Die sind Pest und Cholera zugleich“, sagt Peter Bökenkötter. Nur zu 28 Prozent der möglichen Zeit sind sie funktionstüchtig. Generell sieht der Geschäftsführer großen Handlungsbedarf beim Fuhrpark, den er erheblich reduzieren will. Ziel ist es, nur noch Fahrzeuge von zwei Herstellern auf die Straße zu schicken. Das Orange der VER-Busse wird außerdem der Vergangenheit angehören, weil die Busse über die Kooperative östliches Ruhrgebiet erstanden werden sollen. „Wir werden außerdem ein Fuhrparkmanagement einführen“, sagt Bökenkötter.
Finanzierung: „Aktuell laufen wir auf 50 000 Euro zu viel Zuschussbedarf hinaus“, sagt Daniel Pilz. Die Verantwortlichen seien allerdings guter Dinge, dass die EU-Grenze in diesem Jahr nicht gerissen werde. Peter Bökenkötter macht allerdings auch deutlich: „Die 300 000 Euro Puffer, die eingeplant waren, sind ein hohes Risiko gewesen.“ Die Direktvergabefähigkeit ist jedoch selbst bei Überschreiten der Grenze nicht gefährdet. „Die Uhren, um Defizite auszugleichen sind wieder auf Null gestellt worden“, sagt der Geschäftsführer.
Zukünftige Baustellen
Tarifpolitik: Peter Bökenkötter hat sich innerhalb des VRR mit den Niederrheinischen Verkehrsbetrieben und der Vestischen Straßenbahn GmbH zusammengetan. „Die Großen im VRR sind ausschließlich ballungsraumorientiert. Das ist aber keine praktikable Preisgestaltung für die Randgebiete.“ Das hoch gejubelte Next-Ticket sei zwar für Verkehrsbetriebe in Großstädten ein Umsatzbringer, würde dem VER aber Einbußen auf der Einnahmeseite bescheren. Denn: „Bei uns ist nicht mehr alles, was diese Ticket abdeckt, im Preisstufe A-Bereich.“ Gemeinsam wollen die drei Betriebe nun für mehr Gerechtigkeit innerhalb des VRR kämpfen.
Krankenstand: Die Ausfallzeiten bei der VER sind enorm. Die Spitzen lagen bei 25 Prozent in diesem Jahr. „Darunter sind viele stressbedingte Krankheiten“, sagt Peter Bökenkötter. Er hat nun eine Teamleiterstruktur eingeführt, diese sollen als Kümmerer und Sprachrohre der Mitarbeiter fungieren. Ein Fehlzeitenmanagement wird ebenso eingeführt werden wie ein Hinterfragen der Dienstpläne. Der Chef hat ein klares Ziel: „Wir wollen mit Wertschätzung positiv auf das Betriebsklima und die Arbeitsbedingungen einwirken.“