Gevelsberg. . Gaststätte „Apfelbaum“ ziert ersten Krug mit neuem Konzept. Hier gibt es noch Frikadellen zum kühlen Blonden

Der Startschuss zur Gevelsberger Kirmes 2018 ist gefallen. Der fiel traditionell mit der Kirmeskrug-Fete in der Dortmunder Brauerei. Exakt 31 Tage dauert es nun noch, bis das größte Volksfest der Stadt seine Pforten öffnet, doch bereits am Freitag fuhr der Bus aus Gevelsberg wieder vollgepackt mit 56 erwartungsfrohen Kirmesfreunden – Präsidium, Vorstand, Bewertungsausschuss und Gruppenvertreter des Kirmesvereins – nach Dortmund, wo Rainer Kettel, Betriebsleiter Gastronomie der Radeberger Gruppe, bereits auf seine Gäste wartete. Auch Restaurantleiterin Nicole Jakat und ihr Team standen in den Startlöchern, weil zur Untermauerung des frisch perlenden Gerstensafts ein deftiges, saisonales Menü selbstverständlich nicht fehlen durfte.

Endlich sei wieder Kirmes und man freue sich, den mittlerweile 35. Kirmeskrug ganz offiziell präsentieren zu dürfen, sagte Rainer Kettel in seiner kleinen Begrüßungsansprache. Zudem habe er auch diesmal wieder ein „saugutes Gefühl“, was das bunte Treiben der Gevelsberger Kirmes beträfe. Was letztendlich der Vorsitzende des Gevelsberger Kirmesvereins, Michael Sichelschmidt, nur bestätigen konnte. Auch wenn das Wetter wechselhaft sei – die Vorbereitungen der einzelnen Gruppen liefen nach Plan. Erfreulich auch, dass man den Vertrag mit der Brauerei um weitere drei Jahre verlängern konnte. „Damit ist die Tradition des Kirmeskrugs weiterhin gesichert“. Entsprechend groß war die Spannung aller, wie der aktuelle Krug denn nun aussehen würde. Einem der jungen Wilden aus dem Vorstand, nämlich Marc Baron, wie ihn Michael Sichelschmidt augenzwinkernd ankündigte, kam die Ehre zuteil, den Gevelsberger Kirmesaktiven diesen zu präsentieren.

Kritik am Jubiläumskrug

In diesem Jahr holte man wieder ein Gevelsberger Motiv auf den Krug und schaffte mit der, von Andreas Noßmann gezeichneten, Traditionskneipe „Unter den Linden“ den direkten Bezug zur Kirmes und zum Bier der Radeberger Gruppe.
In diesem Jahr holte man wieder ein Gevelsberger Motiv auf den Krug und schaffte mit der, von Andreas Noßmann gezeichneten, Traditionskneipe „Unter den Linden“ den direkten Bezug zur Kirmes und zum Bier der Radeberger Gruppe. © André Sicks

Vor zwei Jahren wurden die Form und vor allem das Konzept des Kirmeskrugs umgestellt. 2016 schmückte „Brennes Hut“ den ersten höheren und schmaleren Krug, im vergangenen Jahr gab es ein besonderes Exemplar zum „75. Kirmeszug“. Ein Motiv das zum Nachdenken anregte, aber bei den Kirmesfreunden überhaupt nicht gut ankam. Der Kirmesverein stellte Überlegungen an, die Grundidee zu verfeinern. Man machte sich auf die Suche nach einem Konzept, das besondere Motive aus Gevelsberg wieder zurück auf den Kirmeskrug holt, gleichzeitig aber auch eine direkte Verbindung zur Kirmes und zum Thema Bier herstellt. Es sollte etwas sein, das man sich zur Dekoration ins Wohnzimmerregal stellt und für Sammler interessant ist. „Und so wurde an einem Montagabend im Kirmesbüro die Idee geboren, Gevelsberger Traditionsgaststätten und urigen Kneipen auf dem Krug ein Denkmal zu setzen“, sagte Marc Baron. Doch rasch stellte sich die Frage: „Welches Gasthaus holen wir zuerst auf den Krug?“

Heimat vieler Kirmesgruppen

Der Premieren-Krug zu diesem Themenkomplex zeigt nun die Gaststätte „Unter den Linden“ in der Teichstraße. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg war in dem Haus eine Kneipe, damals noch nebenan. Wann genau das alte Schieferhaus erbaut wurde, weiß jedoch niemand mehr. Es müsste auf jeden Fall mehr als 100 Jahre alt sein. Hans-Dieter Trost, der Sohn der ehemaligen Betreiber, hatte einst versucht, es herauszufinden – leider erfolglos. Bis Mitte der 70er Jahre bewirteten seine Eltern Emi und Fritz Trost die Gäste in der Teichstraße.

Seit Oktober 1977 stehen hier Karin und Harald Apfelbaum hinter dem Tresen. „Die Kirmesgruppen Dörnen, Asbeck und Börkey treffen sich dort zum Austausch, aber auch die Taubenväter sowie zwei Sparclubs“, berichtete Marc Baron. Früher war es zudem das Vereinslokal von Kaninchenzüchtern und einem Billardverein.

Flaschenbier am Kläppchen kaufen

„Unter den Linden“, oder wie die Gevelsberger liebevoll sagen „Bei Apfelbaum“, ist somit eine Traditionsgaststätte, in der man früher am so genannten Kläppchen Flaschenbier kaufen konnte und wo es heute noch Frikadellen und Nüsse zum kühlen Blonden – natürlich von der Marke Radeberger – gibt. Auch stellt sich der Chef selbst in die Küche und macht Bratkartoffeln oder Rühreier mit Speck. „Heiligabend gibt es traditionell Gulasch – dann kochen Karin und Harald Apfelbaum für fast 40 Leute und bedanken sich so bei ihren Stammgästen für das vergangene Jahr.“

Harald Apfelbaum ist ein echtes Unikat. Als gelernter Kfz-Mechaniker war er DJ in der „Kupferschale“, der ersten Disco in Haspe. Heute fühlt sich der Hagener als echter Gevelsberger. Entsprechend groß war seine Freude, als er den Kirmeskrug erstmalig in seinen Händen hielt. Er sprach nicht nur dem Gevelsberger Kirmesverein und den Kirmesgruppen seinen Dank aus, in erster Linie „muss ich meiner Frau von ganzem Herzen danken, weil diese mir immer zur Seite steht“. Fragt man den 76-Jährigen nach seinen Plänen für die Zukunft, so lautet die Antwort: „Ich habe keine Pläne, ich lasse alles auf mich zukommen. Das hier ist mein Ding.“

INFOBOX

Endlich holte man wieder ein Gevelsberger Motiv auf den Krug, das nicht nur ein ansprechendes Design darstellt, es ehrt vor allem ein Stück geselliges Vereinsleben. Und genau davon lebt die Gevelsberger Kirmes nun einmal.

Gezeichnet hat das Bild d er bekannte Künstler Andreas Noßmann, der früher in Gevelsberg Handball spielte, zwischenzeitlich in Ennepetal wohnte und mittlerweile nach Brühl gezogen ist.

Insgesamt 120 Exemplare kommen ab sofort in den Handel und können für elf Euro exklusiv bei Getränke Rehfeld und natürlich in der Gaststätte „Unter den Linden“ erworben werden.

Somit blieb am Ende eigentlich nur noch zu sagen: „Vie sitt Kiärmis“ und die lange Nacht von Freitag auf Mittwoch kann beginnen. Darauf erschallte gleich mehrfach ein dreifach kräftiges „Rupp di Tupp“.