Ennepetal/Iserlohn. . Der Ennepetaler Stefan Voigt hat den Dr.-Benno-Wolf-Preis erhalten, die höchste deutsche Auszeichnung für Höhlenforscher.
In Ennepetal kommt niemand an ihm vorbei, der sich mit Höhlen beschäftigt. Doch Stefan Voigt, der Vorsitzende des Arbeitskreises Kluterthöhle, hat auch bundesweit unter den Höhlenforschern einen sehr guten Namen. Im Rahmen der Jahrestagung des Verbandes der Deutschen Höhlen- und Karstforscher (VdHK) in Iserlohn erhielt Voigt am Samstag den Dr.-Benno-Wolf-Preis. Diese höchste deutsche Auszeichnung für Höhlenforscher wird Mitgliedern verliehen, die sich besonders um die deutsche Höhlenforschung und den Höhlenschutz verdient gemacht haben.
Die Verbandsvorsitzende Bärbel Vogel und ihr Stellvertreter Andreas Wolf nahmen die Preisverleihung gleich zu Beginn der Tagung vor. „Worin liegt die Entscheidung des Vorstandes des VdHK begründet? „Weil Stefan Quad fährt oder/und Lederhosen trägt?“, fragte Andreas Wolf zu Beginn seiner Laudatio in Anspielung auf die unverwechselbaren Attribute des „jungen aufstrebenden Talents.“
Initiator des „Ennepetaler Modells“
Anschließend lieferte Wolf in einer umfangreichen Aufzählung die tatsächliche Begründung. Seit fast vier Jahrzehnten setze sich Stefan Voigt für die Höhlenforschung und den Höhlenschutz ein. Er habe 1981 das „Ennepetaler Modell“ initiiert, das vorsehe, alle neu entdeckten Höhlen zu verschließen und durch Verträge für Höhlenforschung und Nachwelt zu sichern. Nach drei Jahren zähen Ringens habe man sich schließlich auf ein umfangreiches Vertragswerk geeinigt, in dem die Stadt Hagen als erste Kommune die Aufgaben der Höhlenforschung und des Höhlenschutzes komplett an den Arbeitskreis Kluterthöhle übertrug. Später wurden mit den Städten Ennepetal, Engelskirchen, Wuppertal und Schwelm, dem Ennepe-Ruhr-, Rhein-Sieg und Oberbergischen Kreis sowie dem Geologischen Dienst NW gleichartige Vereinbarungen abgeschlossen.
Wolf betonte, dass sich das Ennepetaler Modell weiter entwickle. Voigt kaufe mit seinem Garten- und Landschaftsbauunternehmen Grundstücke mit karstkundlichem Hinter- und Untergrund zum langfristigen und nachhaltigen Schutz – derzeit 35 Hektar mit gut 26 Höhlen. „Höhlenforschung und Höhlenschutz, integriert in die abgestimmte Landschaftspflege und kombiniert mit der Unterstützung der Behörden, lassen sich wie hier beschrieben, im Ehrenamt realisieren und eigenständig finanzieren“, so Wolf. „Dies wurde und wird von Stefan vollumfänglich und nachhaltig zukunftsweisend seit Jahrzehnten umgesetzt und gelebt.“
In seiner Dankesrede betonte Voigt, dass die „wirklich hohe Auszeichnung“ nicht ihm allein gebühre, „sondern seinem gesamten Verein, dem Arbeitskreis Kluterthöhle, seiner Familie und auch der Stadt Ennepetal.“
Aktiv bei Jahrestagung mitgewirkt
Ennepetal stehe hundertprozentig hinter der Kluterthöhle betonte Voigt gestern im Gespräch mit dieser Zeitung. Bei der Jahrestagung, die anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Dechenhöhle als Schauhöhle in Letmathe veranstaltet worden war, habe sich hingegen kein hochrangiger Vertreter der Stadt Iserlohn blicken lassen.
Stefan Voigt war nicht nur bei der viertägigen Tagung, um den Preis entgegen zu nehmen. Mit Aktiven des Arbeitskreises gestaltete er auch einen großen Teil des Exkursionsprogramms. So fanden Führungen in Klutert-, Bismarck- und Heilenbecker Höhle, im Löwensprung und im Zuckerbergsteinbruch in Ennepetal statt.
Bei der Tagung hatte der Betriebsleiter der Dechenhöhle, die letzten 150 Jahre des „Geburtstagskinds“ Revue passieren lassen. Und eine spektakuläre 3D-Bilderschau lieferten die weltweit bekannten Höhlenfotografen Michel Renda und Daniel Chailloux.
INFO:
Der Preis des VdHK erinnert an Benno Wolf (1871-1943), der zu seiner Zeit einer der bedeutendsten europäischen Höhlenforscher war und zahlreiche Funktionen inne hatte. Wolf, der Richter war und seiner Entlassung durch die Nazis mit einem erzwungenen Abschiedsgesuch zuvor kam, leistete u. a. wesentliche Vorarbeiten für die Entstehung des Reichsnaturschutzgesetzes.
Wegen seiner jüdischen Abstammung und insbesondere wegen seines kriegswichtig gewordenen Archivs über Höhlen wurde Dr. Benno Wolf 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er am 6. Januar 1943 infolge der unmenschlichen Haftbedingungen starb. Sein Höhlenarchiv übernahm das Ahnenerbe der SS, es wurde zu Rüstungszwecken ausgewertet.