Ennepe-Ruhr. . Breitbandausbau im Kreis soll 2019 abgeschlossen werden. Zugesagte Geschwindigkeiten liegen nicht an. Schwierige Absprachen zwischen Unternehmen.
Wenn das Telefon klingelt, hört Ulrich Schilling, der Breitbandbeauftragte des Ennepe-Ruhr-Kreises, oft den Satz: „Ihr habt gesagt, dass ihr ausbaut, aber es passiert nichts.“ Ein Ärgernis für die Kunden, dass im Ennepe-Ruhr-Kreis vor allem in den dicht besiedelten Lagen – insbesondere in den Innenstädten – vorherrscht. Ein Ärgernis auch für den Breitbandbeauftragten, dessen zugesagte Termine sich verzögern und der aufdröselt: Das hat mit der Bundesnetzagentur, mit schwierigen Ausschreibungen und Absprachen zwischen den Telekommunikationsanbietern zu tun; und – wie diese Zeitung erfuhr – auch mit Lieferschwierigkeiten eines chinesischen Techniklieferanten, die aktuell ganz Deutschland betreffen.
Innenstadt-Probleme
Beispiel Gevelsberg: Hier bieten die Telekom und andere Unternehmen im innerstädtischen Bereich seit Langem Bandbreiten bis 50 Mibt/s an. Bis die analogen Anschlüsse abgeschafft wurden, gab es auch Verträge mit Übertragungsraten bis 25 Mibt/s, diese kündigte die Telekom mit der Zusage bald die doppelte Bandbreite vorliegen zu haben und einen neuen, größeren Vertrag abzuschließen. Das taten zahlreiche Haushalte im Bereich Heidestraße oder Im Himmel. In der Realität sind es jedoch weiter 25 Mbit/s, die ankommen.
Während in den Randbereichen fast überall Raten von bis zu 100 Mbit/s problemlos verfügbar sind, sieht es in den Innenstädten des Kreises überall ähnlich aus. Ulrich Schilling erläutert, warum das so ist und blickt zunächst in die Vergangenheit. Die Deutsche Post hat seinerzeit die Hauptverteiler (HVT) in den Städten gebaut. Für Gevelsberg gibt es einen. Dort kamen schon vor 20 Jahren Glasfaserkabel an, von diesen Hauptverteilern ging es mit Kupferkabeln weiter zu den Unterverteilungen. Einige Häuser waren auch direkt an die Hauptverteiler angeschlossen. In den HVTs musste die Telekom später allen Mitbewerbern gestatten, eigene Technik einzubauen. Verschiedene Techniken stören aber beim Vectoring. Die Signale müssen synchronisiert werden, so dass die HVTs umgebaut werden müssen. „Die Bundesnetzagentur hat entschieden, dass dies nicht nur die Telekom machen darf“, sagt Schilling. Alle Telekommunikationsunternehmen hatten ein Jahr Zeit, sich zu bewerben und die HVTs auszubauen. „Dies ist noch nicht abgeschlossen, es gibt auch keine Auskunftspflicht, wer bei uns die Ausschreibungen gewonnen hat“, nennt Schilling einen Grund für die Verzögerung. Der Umbau soll aber noch in diesem Jahr abgeschlossen werden, so dass in diesen Bereichen mindestens 50 Mbit/s möglich sind. Wäre da nicht das nächste Problem.
Lieferengpass in China
Der Eigenausbau der Telekom und von Net Cologne in den grauen Kästen verzögert sich ungemein. Das Problem hier: Fast alle Unternehmen, die ausbauen, bestellten die aktive Technik vorverdrahtet bei der chinesischen Firma Huawai, die damit ganz Deutschland beliefert und mittlerweile mehr als ein Jahr in Terminverzug ist. Der HVT-Umbau und der Eigenausbau sollen aber nach der aktuellsten Aussage der Telekom in diesem Jahr abgeschlossen sein. „Dann haben 85 Prozent der Haushalte im Kreis 30 Mbit/s oder mehr“, sagt Schilling.
Randbereiche
Noch bis Juni läuft die EU-weite Ausschreibung, an der sich Bieter beteiligen können, um die Randbereiche der Städte auszubauen. „Das ist auch eine Wirtschaftlichkeitsfrage“, sagt Schilling und verweist darauf, dass nicht jedes Haus in der Einöde angebunden werden könne, weil dies jeden Kostenrahmen für die Unternehmen sprenge. Er hofft auf weitere Fördergelder und geht davon aus, dass frühestens im Februar kommenden Jahres diese Arbeiten beginnen.
Sind auch die abgeschlossen, sollen 95 Prozent aller Haushalte im gesamten EN-Kreis mindestens 50 Mbit/s bekommen.
INFOBOX
In Neubaugebiete wird grundsätzlich Glasfaser gelegt, meist bis zur Grundstücksgrenze. Hier sind teilweise schon jetzt Bandbreiten im Gigabit-Bereich möglich.
Das gilt grundsätzlich auch für fast alle Gewerbegebiete im Ennepe-Ruhr-Kreis, in denen schon eine Glasfaseranbindung liegt.
Allerdings müssen die Firmen die Kosten für den Anschluss an das Glasfaserkabel mittragen, was günstiger wird, wenn sich Nachbarn zusammentun.