Schwelm. . Mit vielen neuen Eindrücken ist Paul Melzer aus Malindi/Kenia zurückgekehrt. Der Schwelmer will weiterhin Arzt werden und in Afrika arbeiten.
Reisen bildet und erweitert den Horizont. Insofern haben sich die Erwartungen von Paul Melzer erfüllt. Der junge Mann aus Schwelm ist gleich nach dem Abitur am Märkischen Gymnasium Schwelm im alten Jahr zu einer privaten Projektarbeit nach Afrika aufgebrochen. In einem Dorf in Kenia hat er mit Kindern Modellflugzeuge gebastelt und die Einheimischen in Erster Hilfe unterwiesen.
„Nach der Reise werde ich die Welt wohl mit anderen Augen sehen“, hatte er in einem Gespräch mit unserer Zeitung vor Reiseantritt damals gesagt. Die Prognose ist eingetroffen. Sein Projekt hat ihn mit vielen Menschen zusammengebracht – Kindern aller Altersklassen, Waisenkindern und Drogensüchtigen. Und sein Berufsziel, Medizin zu studieren und Arzt zu werden, hat sich durch die vielen Reiseeindrücke eher noch verfestigt.
Viel Müll, aber herzliche Menschen
An seiner ehemaligen Schule, am Märkischen Gymnasium, hat er bereits über seine Tage in Afrika berichtet. Wenn man Paul Melzer fragt, was die bleibendsten Eindrücke seiner Afrikareise waren, dann bricht es wie aus der Pistole geschossen aus ihm heraus: die afrikanischen Straßen. Buckelpisten, nicht asphaltiert, und der Müll, der bei einer Reise durch Afrika ein ständiger Begleiter ist. Aller Unrat landet auf der Straße, in der Gosse, und wird dort auch noch zum Teil direkt verbrannt, hat der Abiturient beobachtet. Der Umweltschutz-Gedanke scheint in Afrika fremd zu sein. „Ich hätte nie gedacht, dass der Müll vor jeder Tür liegt“, so Paul Melzer.
Dafür sind die Menschen umso herzlicher. Mehrere Generationen leben in großen Gemeinschaften zusammen. Paul Melzer hat Familien getroffen, die mit zwölf Personen gemeinsam in einer Lehmhütte leben. Die in ärmlichen Verhältnissen im Umfeld von Malindi lebenden Kinder hätten keine Möglichkeit, die Schule zu besuchen und müssten auf den Feldern arbeiten.
Auch das Arbeitsverständnis ist in Afrika ein anderes als in Europa, hat Paul Melzer als gewonnene Erfahrung mit nach Hause genommen. Janet Thomas, eine heute in Wuppertal lebende Kenianerin, fördert gerade den Bau eines Hostels in Mombasa, um die Basis für einen deutsch-kenianischen Schüleraustausch zu schaffen. Beim Besuch auf der Baustelle konnte er die Arbeitsweise der einheimischen Bauarbeiter beobachten. „Vieles wird angefangen, nichts so richtig zu Ende gebracht. Die Arbeiten werden gerne hinausgezögert, um sich weitere Beschäftigung zu sichern“, sagt der junge Schwelmer.
Besonders erschreckt war Paul Melzer beim Besuch der ebenfalls vorhandenen 5-Sterne-Hotels. „Kein Tourist war dort anzutreffen. Da fliegt keiner mehr hin, um Urlaub zu machen.“ Der Standard sei zwar super, er habe dort gut gegessen, aber vor den Hotels würden schon 14-Jährige ihre Dienste als Prostituierte anbieten. Ernüchterung auch nach dem Besuch der einheimischen Märkte. Auch dort begleitete Paul Melzer der Müll auf Schritt und Tritt. „An den Ständen wurden Klamotten aus Europas angeboten – Kleidungsstücke aus Altkleidersammlungen“, so der Kenia-Reisende.
Medizinstudium auf Zypern
Über diese Erlebnisse und noch viel mehr wurde Paul Melzer bei seinem Besuch der Klasse 9a des MGS von Lehrer Ulrich Gerstendorf mit Fragen gelöchert. Er erzählte gut zwei Stunden von seinen Erlebnissen, Land und Leuten und zeigte mittels eines Beamers viele Fotos. Die Klasse des Gymnasiums beteiligt sich an der von ihm ins Leben gerufenen Brieffreundschaftsaktion mit einer Schule aus Kenia.
Ein Medizinstudium abzuschließen ist immer noch der Wunsch von Paul Melzer. Seine Ausbildung als Rettungssanitäter in Dortmund und Mettmann statt Krankenpflegepraktikum sieht der Schwelmer da als gute Vorbereitung. „Am liebsten würde ich in den USA studieren, aber wahrscheinlich wird es Zypern“, sagt er. Und wenn er einmal mit dem Studium fertig ist, könnte er sich durchaus vorstellen, so ein halbes Jahr lang mit bei Ärzten ohne Grenzen anzuheuern. Eine Reise hat er sich allerdings schon für das neue Jahr fest vorgenommen: „Ich werde wieder nach Afrika fliegen und mir für Kenia ein neues Projekt ausdenken.“