Gevelsberg/Wetter. In unserer Digitalserie Leben 4.0 im Ennepe-Ruhr-Kreis geht es heute um digitale Währungen wie etwa die Bitcoins.

Kryptowährung – dieser Begriff geistert derzeit immer wieder durch die Finanz- und Wirtschaftseiten von Zeitungen und Onlinemedien. Gemeint sind damit verschlüsselte und einzigartige Datenpakete. Diese haben, genau wie gedrucktes oder gestanztes Geld, einen finanziellen Gegenwert – Menschen sind also bereit, Waren, Dienstleistungen oder auch andere Devisen gegen die Datenpakete einzutauschen. Im Rahmen der Serie „Leben 4.0“ haben wir mit einem örtlichen Institut, der heimischen Sparkasse Gevelsberg-Wetter, über diese neue Form des Geldes und seine Bedeutung für den Alltag gesprochen.

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„Wir behalten die Entwicklung auf dem Markt für Cyberwährungen natürlich schon im Auge“, erklärt Oliver Fischer, bei der Sparkasse Gevelsberg-Wetter zuständig für den internationalen Zahlungsverkehr. „Handeln oder Investieren kann man damit bei unserer Sparkasse aber aktuell nicht. Und das ist in naher Zukunft auch nicht geplant“, sagt der Finanzexperte. Denn nicht nur die neuartige Form macht Cyberwährungen wie den „Bitcoin“ (der Name setzt sich aus den englischen Wörtern für eine kleine Dateneinheit (Bit) und Münze (Coin) zusammen) interessant.

Gigantische Kursgewinne

Vor allem die gigantischen Kursgewinne – derzeit wird ein Bitcoin für rund 4000 Euro gehandelt, lassen klassische Anleger immer wieder aufhorchen. „So wie es aussieht, lässt sich damit viel Geld machen. Das ist allerdings ein hochspekulatives Geschäft, das wir unseren Kunden sowieso nicht anbieten würden“, sagt Michael Hedtkamp, Vorstand des Instituts. Schließlich könnten die hohen Kurse bei solchen Anlagen genau so schnell wieder ins Bodenlose abstürzen. Einlagen und Investitionen seien dann verloren. „Für uns wäre das im Sinne unserer Kunden nicht tragbar“, so Hedtkamp. Im Vergleich zu den bestehenden Bezahlsystemen und Währungen gäbe es neben dieser moralischen Seite aber auch noch zu viele rechtliche und organisatorische Unsicherheiten und Fragen in Bezug auf die Kryptowährungen, um über eine Einführung nachzudenken.

Cyberwährung mit Rechtsproblemen

So seien die Cyberwährungen – trotz einer immer stärker werdenden Nachfrage und Infrastruktur in weniger dubiosen Ecken des Internets – bisher komplett unreguliert: „Damit fängt das erste Rechtsproblem für uns als seriöses Institut schon an. Es gibt keine staatliche Stelle, wie etwa die US-Notenbank oder die Europäische Zentralbank, die für die jeweilige Währung für wichtige Fragen, etwa die Herausgabe und den Druck von Noten, verantwortlich zeichnet“, sagt Oliver Fischer.

Das sei systembedingt von den Erfindern der Währungen zwar so gewollt, würde klassische Banken und Sparkassen aber vor große rechtliche Probleme stellen. So sei etwa niemand für eine Sicherung von Einlagen zuständig und spezifische Steuerfragen seien in Bezug auf mögliche Gewinne bisher ebenfalls ungeklärt. „Gesetzliche Regelungen oder staatlich vorgeschriebene Sicherheiten, wie es sie bei seriösen Geldinstituten in Europa und weiten Teilen der Welt gibt, existieren für Bitcoin-Marktplätze aktuell nicht. Bei den aktuellen Handelsplätzen ist deshalb nicht klar, wie und ob die Einlagen abgesichert sind. Höchstwahrscheinlich sind sie es gar nicht“, sagt Oliver Fischer. Europäische Banken und Sparkassen sowie viele weitere internationale Institute würden bei ihren Produkten und dem Finanzhandel hingegen den Regeln von nationalen oder übernationalen Finanzaufsichtsbehörden und auch diversen Verbraucherschutzgesetzen unterliegen. Beim Handel mit Cyberwährungen würden die Geldhäuser aber viele dieser gesetzlichen Kriterien aktuell gar nicht erfüllen können: „Aus organisatorischer Sicht wäre es absolut schwierig. Es gibt beispielsweise keinen rechtssicheren Standard dafür, wie man die Datenpakete derzeit überhaupt sicher aufbewahren könnte“, sagt Fischer. Niemand könne sagen, wer etwa bei einem Verlust oder einem digitalen Diebstahl haften müsse.

Grau- und Schwarzbereiche

Problematisch sei aber nicht nur die rechtliche Unsicherheit rund um die Währungen. Die Nähe der größtenteils anonym handelbaren Cyberwährungen zu dubiosen und teilweise auch kriminellen Kreisen und Milieus sei für seriöse Institute wie die Sparkasse auch ein Problem: „Kryptowährungen werden aufgrund der weitreichenden Anonymität, die sie den Besitzer ermöglicht, natürlich auch gern von dunklen Gestalten genutzt“, sagt Sparkassenvorstand Hedtkamp. Bei Erpressungsversuchen, bei denen Schadprogramme die Computer von Nutzern verschlüsselt und dann ein Lösegeld gefordert hatten, hätten Bitcoins eine Rolle gespielt. Entsprechend kritisch sei deshalb auch das Umfeld der Währungen zu betrachten. „Nicht einmal der Erfinder der Bitcoins ist, zumindest nach meinem Wissen, zu einhundert Prozent sicher festgestellt“, sagt Michael Hedtkamp. Beim Verkauf oder Umtausch könne nicht ausgeschlossen werden, an Kriminelle zu geraten oder diese mit den Transaktionen in irgendeiner Form zu unterstützen.

Verhaltenes Fazit

Das Fazit der beiden örtlichen Finanzexperten zum Thema Cyberwährungen fällt deshalb eher verhalten aus: „Wir bieten in unserem Portfolio ja wie gesagt sowieso keine Investitionsmöglichkeiten für Bitcoin und Co. an. Wir würden aber beim aktuellen Stand auch niemandem eine anderweitige Investition in diese Währungen empfehlen.“ Denn auch wenn die Entwicklung technisch durchaus spannend sei, sehen die Banker den langfristigen Nutzen der Cyberdevisen eher skeptisch: „Es stellt sich ja, abgesehen von der reinen Spekulationsmöglichkeit, letztendlich auch die Frage, welchen Vorteil die Währung ansonsten bringt. Online-Zahlungsmittel, vor allem auch geprüfte und abgesicherte, gibt es ja durchaus schon auf dem Markt“, sagt Oliver Fischer.