Schwelm. Der erste Teil der Bodenuntersuchung An der Rennbahn hat begonnen. Mit einem Ergebnis ist frühestens in wenigen Tagen zu rechnen.
- Start der nächsten Etappe beim Sportplatz-Umbau
- Fachfirma untersucht Boden des ehemaligen Tennenplatzes
- Untersuchung erfolgt in zwei Abschnitten
Liegt im Untergrund des Sportplatzes An der Rennbahn möglicherweise ein Bomben-Blindgänger? Mittwochmorgen rückten Spezialisten im Auftrag der Bezirksregierung Arnsberg zur Boden-Sondierung an. Die Untersuchung des Untergrundes ist der nächste Schritt auf dem Weg zu Schwelms ersten Kunstrasenplatz.
Die Bodenuntersuchung ist bei Bauvorhaben dieser Größenordnung obligatorisch, einen konkreten Hinweis auf einen Blindgänger, der im Boden schlummert, gibt es nicht. Und doch ist immer Nervenkitzel mit im Spiel, wenn Experten vom Kampfmittelräumdienst das Gelände betreten. Denn: Auszuschließen ist ein Fund, der gefährlich werden könnte, nie.
Kein einziger Verdachtspunkt
„Wir haben hier keinen einzigen Verdachtspunkt“, ordnete Christian Rüth, Leiter des städtischen Ordnungsamtes, am Morgen die Ausgangslage ein, noch bevor die Fachleute mit ihrem Spezialgerät angerückt waren. „Wir wissen aber, dass es hier früher im Krieg einen Flak-Stand und zwei Schützenlöcher gab.“ Und wo von unten geschossen wurde, müsse man immer damit rechnen, dass von oben auch was runterkam.
Dann, gegen 9 Uhr, geht’s los. Die von der Bezirksregierung beauftragte Firma Röhll aus Düren startet die Zugmaschine, an der ein Hänger mit acht Rohr-Sonden hängt. In jeder Sonde stecken zwei Sensoren. Sie zeichnen die elektrischen Feldlinien im Boden auf. In Deutschland treten Feldlinien in einem Winkel von 45 Grad aus. Treffen sie im Boden auf Metall, wird ihre Richtung abgelenkt. Die beiden Sensoren zeichnen jede Winkelabweichung auf und liefern so ein Abbild metallischer Funde im Erdreich. Im Schritttempo fährt die Zugmaschine Meter für Meter des Platzes ab.
Blindgänger waren in Schwelm keine Seltenheit. Wegen der Bedeutung der Bahnlinie und des Eisenwerkes wurde die Stadt im Zweiten Weltkrieg mehrfach bombadiert. Über Schwelm warfen die Flugzeuge auch ihre Bombenlasten ab, die ihnen nach den Angriffen aufs Ruhrgebiet beim schnellen Rückflug hinderlich waren.
Letzter Blindgänger am Ehrenberg
Es ist keine zehn Jahre her, dass am Ehrenberg zwei Blindgänger entschärft wurden, erinnert sich Stadtsprecherin Heike Rudolph. Gut in Erinnerung sind auch noch die Funde am Wuppermannshof in Ennepetal, unmittelbar hinter der Grenze zu Schwelm. Die Freigabe der alliierten Luftbilder vor einigen Jahren hat den Städten die Suche zwar erheblich erleichtert. Doch: „Blindgänger können sich bis zu sieben Meter tief in den Boden bohren und liegen je nach Einfallwinkel nicht immer direkt unter dem Krater, sondern auch mal schräg daneben“, erklärte Ordnungsamtsleiter Rüth.
Um die georteten Funde später passgenau wiederzufinden, bedient sich die Firma Röhll der GPS-Technik. Auf dem Hänger steht ein großer Sender. Er fängt alle fünf Zentimeter ein GPS-Signal auf, das dann mit den Boden-Daten verknüpft wird. Das Ergebnis ist eine Karte, die nicht nur die Lage, sondern auch ungefähre Größe und Tiefe metallischer Funde anzeigt.
Nach mehreren Stunden war der erste Teil der Bodenuntersuchung beendet. Die Firma Röhll hat alle Daten am Nachmittag zur Bezirksregierung gesendet. Bis klar ist, ob etwas im Boden gefunden wurde, kann es ein paar Tage dauern. Danach wird der übrige Teil des Sportplatzes untersucht. Es bleibt also spannend beim Kunstrasenbau.