Ennepetal. . Im Ennepe-Ruhr-Kreis ist moderne Computertechnik aus der Landwirtschaft nicht mehr wegzudenken.
- Im EN-Kreis ist moderne Computertechnik aus der Landwirtschaft nicht mehr wegzudenken
- Landwirt setzt unter anderem einen Spaltenroboter zur Stallreinigung ein
- Aktivitätstracking für Kühe
Wenn Dirk Kalthaus morgens seinen Stall betritt, dann ist er umgeben von modernster Technik - doch, auch wenn vieles zwischen Heuhaufen und Holzwänden noch nach klassischer Landwirtschaft aussieht, hat hier längst die Digitalisierung Einzug gehalten. Kalthaus Milchvieh etwa wird von Computersystem überwacht. Auch die Stallreinigung ist mittlerweile größtenteils automatisiert.
„Ich könnte mir heute nicht mehr vorstellen, einen Hof ohne Computerunterstützung zu betreiben“, sagt Dirk Kalthaus. „Das beginnt schon bei der Buchhaltung. Natürlich läuft das wie in anderen Wirtschaftsbetrieben nur noch über den PC. Auch wenn man das manchmal gar nicht so recht glauben mag und sich vor dem geistigen Auge noch den klassischen Bauernhof aus dem letzten Jahrhundert vorstellt.“
Anträge laufen online
Auch Antragsverfahren, etwa für die Prämienzahlungen der Europäischen Union, würden heute nur noch Online ausgefüllt: „Dafür gibt es ein Portal, bei dem die Anträge hochgeladen werden.“ Einen hohen Stellenwert habe die digitale Hard- und Softwareware aber nicht nur in der Verwaltung. Auch in der landwirtschaftlichen Produktion selbst spielen Computer mittlerweile eine essentielle Rolle: „Bei mir setze ich beispielsweise einen Aktivitätstracker für Kühe ein“, erklärt Kalthaus.
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Damit werden die Tiere rund um die Uhr überwacht: „Das mag für Außenstehende etwas komisch klingen, macht aber durchaus Sinn. Wir können so optimal errechnen wie viel Futter die Kühe benötigen.“ Das würde sich zum einen positiv auf die Wirtschaftlichkeit des Betriebes auswirken, andererseits käme es aber auch den Tieren zugute, die eine ausgewogene und genau an die ernährungsphysiologischen Bedürfnisse angepasste Ration erhielten. „Praktisch ist das System aber auch in der Zucht“, erklärt Dirk Kalthaus. Über einen Computer, der die Auswertungen vornimmt, könne bei trächtigen Kühen die Phase bis zum Kalben genau überwacht werden. „Wenn eine Kuh früher ihr Kalb in der Nacht geboren hat, haben wir das nicht immer direkt mitbekommen. Heute bekommen wir einen Alarm, der meldet, dass die Geburt im Gange ist.“
Sensoren im Stall
Gespeist wird das System dabei von einer ganzen Reihe an Sensoren: Die eigentlichen „Tracker“, also die Geräte, die für jede Kuh die Daten erfassen, tragen die Tiere als Bänder um den Hals. „Im Prinzip sind die Geräte ähnlich wie die Fitnessarmbänder, die es für Menschen gibt.“ Weitere Sensoren am Eingang des Stalls registrieren den Eintritt eines Vierbeiners in den Stall, lesen die Bänder aus und senden die erfassten Daten dann an einen angeschlossenen Computer weiter.
Doch nicht nur die Kühe selbst werden überwacht, auch die Stallreinigung übernimmt bei Dirk Kalthaus mittlerweile ein digitales Gerät. Im Stehbereich der Kühe dreht ein sogenannter Spaltenroboter seine Runden. Das kleine Gefährt ist darauf programmiert, die anfallenden Exkremente der Tiere zu entsorgen. In der Praxis funktioniere das gut: „Früher musste hier alles drei mal am Tag von Hand gemacht werden. Das kostet natürlich Kraft und damit auch Geld. Heute fährt der Roboter hier permanent durch und nimmt uns die Arbeit größtenteils ab“, sagt Kalthaus.
Roboter sind Rechenexempel
Allerdings sei so ein Roboter ein Rechenexempel. Mit rund 23000 Euro, je nach Ausführung kann der Preis noch variieren, seien die teilweise sogar internetfähigen Geräte nicht gerade günstig. Allerdings würde sich die Investition trotzdem lohnen, denn so sei der Stall noch wesentlich besser rein zu halten: „Den Kühen kommt es zugute, das jetzt noch häufiger der Mist entfernt wird“, so der Landwirt.
Vernetzte Landwirtschaft nützt am Ende auch der Natur
Was auf den Straßen noch Zukunftsmusik ist, ist auf Agrarflächen längst Alltag: Selbstfahrende Trecker gehören in der Landwirtschaft mittlerweile dazu. Doch die Technik ist nicht etwa eine Spielerei, die dem Landwirt mehr Freizeit verschaffen soll – sie hat durchaus auch einen wirtschaftlichen und umwelttechnischen Nutzen: „Durch die exakte Steuerung per Satellit kann eine Überdüngung vermieden werden“, sagt Dirk Kalthaus.
Umweltschäden vermeiden
Zum einen könnten Landwirte so teuren Dünger einsparen, zum anderen würden so auch Umweltschäden vermieden. „Ausschwemmungen ins Grundwasser, ein Problem, für das Landwirte häufig verantwortlich gemacht werden, kann man so effektiv verhindern.“ Neben den autonom fahrenden Landmaschinen sind aber auch Drohnen mittlerweile ein großes Thema. Während von Experten derzeit noch abstrakt über Einsatzmöglichkeiten im Handel diskutiert wird, gibt es in der heimischen Landwirtschaft zumindest schon eine konkrete Idee für den Einsatz von Drohnen: So könnten die kleinen Flieger bald Wild von den landwirtschaftlich genutzten Flächen vertreiben. „Es gibt bereits Modelle, die das können“, sagt Kalthaus.
Jährlich kämen zahlreiche Wildtiere, vor allem Rehe, durch Mähdrescher ums Leben. „Dieses Problem könnte man mit diesen Drohnen, die anhand von Wärmebildkameras das Wild in den Feldern aufspüren, unter Kontrolle bringen.“ Dass allerdings schon bald die ersten Drohnen über den Feldern im Kreis zum Einsatz kommen werden, glaubt Kalthaus aber nicht: „Da gibt es noch Hürden. Die Technik kostet natürlich Geld, denn ein Gerät vom örtlichen Elektromarkt kann man da natürlich nicht nehmen. Und das muss natürlich erst mal investiert werden.“