Gevelsberg. . Axel Massmann ist Nachbar der maroden Brücke über die Autobahn in Gevelsberg. Er endlich will wissen, was vor seiner Haustür geschehen wird.

  • Erst im September soll klar sein, wie die Brücke an der A1 erneuert wird
  • Dann ist das Bauwerk bereits seit zwei Jahren für den Schwerlastverkehr gesperrt
  • Monatelange Sperrungen auch für Pkw nicht zu umgehen

Axel Massmann lebt mit der Autobahn. Seit seiner Geburt wohnt der 64-Jährige in Sicht-, besser gesagt in Hörweite der A 1 an der Brücke Eichholzstraße, der Verbindung von Gevelsberg nach Silschede und Wetter. Durch den geplanten Neubau des maroden Bauwerks regiert für ihn die Ungewissheit: Was wird aus seinem schmucken Häuschen werden? „Mit uns Anwohnern spricht keiner“, sagt der ehemalige Lehrer der Gesamtschule in Haspe.

Tochter zeigt Interesse

Die marode Brücke wird abgerissen.
Die marode Brücke wird abgerissen. © Carmen Thomaschewski

Massmann und seine Frau schmieden Pläne, sich langsam aufs Altenteil zurückzuziehen, von der Wohnung her kleiner zu setzen. Seine Tochter zeigt Interesse an dem Haus an der Eichholzstraße. „Was soll ich ihr sagen, wie die Zukunft hier aussieht?“, fragt Massmann und bekommt keine Antwort von offizieller Stelle.

Auf der Veranda seines Hauses fällt es schwer, sich zu unterhalten. Im Garten ist es schon etwas ruhiger. Das Elternhaus von Axel Massmann stand einst im Neuenkamp. Es war eins von zwei Gebäuden, die wegen der Verbreiterung der Hansalinie A1 vor etwa 30 Jahren weichen mussten. Der Pädagoge übernahm mit seiner Familie daraufhin das Haus seiner Tante an der Eichholzstraße. Der Lärm von der Autobahn zog mit und ist im Laufe der Jahre immer stärker geworden. „Es werden Millionen für den Naturschutz ausgegeben, aber was ist mit den Menschen?“, fragt Massmann.

Vorne Brückenbau - hinten neues Gewerbegebiet

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Vor seinem Haus soll die neue Autobahnbrücke entstehen, dahinter das neue Gewerbegebiet in Silschede. Und nicht nur um seine unmittelbaren Nachbarn macht sich Axel Massmann Sorgen: Wie wird es den Asbeckern ergehen, wenn der gesamte Verkehr von und nach Silschede, Wetter und Haßlinghausen durch ihren kleinen Stadtteil fließt?

Denn, dass die Brücke monatelang wegen der Bauarbeiten geschlossen werden muss, daran geht kein Weg vorbei. „Die Pläne mit einer zuerst geplanten Behelfsbrücke haben sich zerschlagen“, sagt Michael Overmeyer von der Hagener Niederlassung der Straßenbaubehörde des Landes NRW (Straßen.NRW). Die sollte eigentlich schon seit Monaten stehen, so die ersten Planungen, und es wieder möglich machen, dass auch schwere Lkw Richtung Wetter und Gevelsberg rollen können.

Plan mit Behelfsbrücke gescheitert

Diese Pläne seien allerdings an den Einsprüchen der Anwohner in Gevelsberg gescheitert. Nun rechnet Overmeyer damit, dass im September die eigentlichen Planungen abgeschlossen werden können. Erst dann – mehr als zwei Jahre nach der teilweisen Sperrung – würde ein genauer Zeitplan für den Bau und die Sperrung festgezurrt werden. Erst dann könnten aber auch die Anwohner an der Eichholzstraße informiert werden.

Die neue Brücke soll in Seitenlage neben dem jetzigen Bauwerk erstellt und dann auf die Pfeiler verschoben werden. „Das ist ähnlich wie an der Lennetalbrücke, wenn auch die Eichholzbrücke wesentlich kleiner ist“, sagt der Sprecher von Straßen NRW. Fest steht, dass die maroden Pfeiler selbst auch erneuert werden müssen.

Auf Anfrage unserer Zeitung wagt Michael Overmeyer einen Blick in die Glaskugel: „Wir könnten im dritten Quartal die Auftragsvergabe abschließen und dann im vierten Quartal mit den Bauarbeiten beginnen. Das hängt aber alles von den Plänen ab, die uns im September vorgelegt werden müssen.“

Bauzeit anderthalb Jahre

Overmeyer rechnet damit, dass die Bauarbeiten rund anderthalb Jahre dauern könnten. So lange müssen die Autofahrer, aber auch die Anwohner mit einer Umleitung leben. Mehr noch: Die Autobahn 1 wird wohl auch das eine oder andere Mal für den Verkehr gesperrt werden müssen und die Umleitung für den Fernverkehr über die Landstraßen in Wetter, Silschede und Haßlinghausen führen.

Hoffnung kann Michael Overmeyer dem Anwohner Axel Massmann allerdings nicht machen, dass es nach dem Neubau in seinem idyllischen Garten mit Naturteich und Bienenzucht ein wenig ruhiger zugehen wird. Schallschutzmaßnahmen an der Autobahn wird es wohl nicht geben. Die wären nur vorgeschrieben, wenn an der Autobahn selbst gebaut würde: „Aber, wir bauen ja eigentlich nur eine Brücke darüber.“