Schwelm. . Das Caritas-Suchthilfezentrum schlägt Alarm: Beim Methadon-Programm gebe es in Schwelm, Ennepetal und Breckerfeld eine Versorgungslücke.
- Methadon als Substitutionsmittel bei Heroinabhängigkeit ist auch im Südkreis ein Erfolgsmodell
- Doch die Versorgung könnte in Zukunft schwierger werden
- Darauf weist das Caritas-Suchthilfezentrum hin und schlägt Alarm
Methadon als Substitutionsmittel bei Heroinabhängigkeit ist auch im Südkreis ein Erfolgsmodell. Aussteigern aus dem illegalen Drogenmilieu beschert es beispielsweise einen besseren allgemeinen Gesundheitszustand. Beschaffungs-Kriminalität und -Prostitution nehmen ab und die Reintegration in die normale Gesellschaft wird gefördert. Doch das Erfolgsmodell droht zu scheitern. Denn immer weniger niedergelassene Ärzte beteiligen sich an dem Programm.
Im Zuständigkeitsbereich des Caritas-Suchthilfezentrums Schwelm/Ennepetal/Breckerfeld brachen 2016 deshalb zwei Betroffene ihre Substitutionsbehandlungen ab, weil sie die tägliche weite Anfahrt zum Arzt nicht umsetzen konnten.
„Die Situation für unsere Klienten ist jetzt schon mangelhaft, in Zukunft könnte die Versorgung mit Methadon noch schwieriger werden“, sagt Anke Duarte. Die Dipl.-Sozialpädagogin/Sozialtherapeutin vertritt bei der Caritas den Schwerpunkt Sucht und war Gast im Jugendhilfeausschuss der Stadt Schwelm. In ihrem Jahresbericht nannte sie erschreckende Zahlen. In Ennepetal gebe es nur noch einen Arzt, der die Abhängigen betreue, Mediziner in Schwelm und Gevelsberg würden nur noch vereinzelt neue Fälle übernehmen.
78 substituierte Klienten
Das hat zur Folge, dass die im Berichtsjahr 2016 vom Suchthilfezentrum psychosozial begleiteten 78 substituierten Klienten immer längere Anfahrtswege zu den betreuenden Ärzten zurücklegen müssten. Lediglich 33 von ihnen werden noch von Ärzten in Ennepetal und Schwelm substituiert. In Breckerfeld gibt es keinen einzigen mehr. 43 Klienten fahren teilweise täglich zu Ärzten nach Wuppertal, Hagen oder Lüdenscheid.
„Die Vermittlung der Klienten in entsprechende Substitutionspraxen gestaltet sich im Einzugsgebiet des Caritas-Suchthilfezentrums zunehmend schwierig“, merkte der Jahresbericht kritisch an. „Die Situation für die Betroffenen ist angespannt und beängstigend“, sagt Anke Duarte auf Nachfrage unserer Zeitung. Seit fünf Jahren werbe man unter der Ärzteschaft für eine Beteiligung an dem Methadon-Programm – ohne Erfolg. Für die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe besteht laut Aussage der Caritas kein akuter Handlungsbedarf. „Im Ennepe-Ruhr-Kreis gibt es ausreichend Ärzte, die die Substitutionsbehandlung anbieten, sagen die. Nur diese Praxen liegen in Witten. Das hilft uns nicht“, sagt Anke Duarte und stellt eine Versorgungslücke in Schwelm, Ennepetal und Breckerfeld fest.
Aussicht auf Besserung für die Versorgungssituation Betroffener ist nicht in Sicht. „Perspektivisch wird sich die Situation weiter verschärfen. Ein großer Teil der vorhandenen Ärzte hat in wenigen Jahren das Rentenalter erreicht. Die bisherigen Bemühungen, neue Ärzte für die Substitution zu gewinnen, sind gescheitert“, ist das ernüchternde Fazit des Berichts der psychosozialen Betreuung von Substituierten.
Lösung wäre eine Suchtambulanz
Über die Gründe des mangelnden Interesses unter der Ärzteschaft kann Anke Duarte nur spekulieren. Manche Mediziner scheuten wohl das Klientel, auch müssten Zusatzqualifikationen erlangt werden. „Wir sind froh, dass wir die Ärzte, die wir noch haben, bei der Stange halten können. Dabei wäre es für alle einfacher, wenn sich die Aufgabe auf mehrere Schultern verteilen ließe“, sagt die Dipl.-Sozialpädagogin. Ein Ausweg aus dem Dilemma wäre für die Fachfrau auch die Schaffung einer Suchtambulanz, angedockt an ein Krankenhaus oder das Gesundheitsamt.