Gevelsberg. . Ob sie ihr Kopftuch auch an der Universität trägt, wollten die Grundschüler von ihrer Gastgeberin Tülay Güler wissen. Sie bekamen alle Antworten.
- Was die Glocken für den Christen ist der Muezzin für den Moslem
- Silscheder Schüler hatten viele Fragen an Tülay Güler mitgebracht
- Unterschiede und auch Parallelen in den Religionen entdeckt
Gerade zu Zeiten der Flüchtlingskrise fallen Unterschiede zwischen der christlichen und der muslimischen Kultur auf. Dabei beschäftigen sich wenige wirklich mit dem Thema Islam.
Zwei Klassen der Grundschule in Silschede haben versucht, das zu ändern. Im Rahmen des Programms „Kulturstrolche“ machten die Schüler eine Führung durch die Gevelsberger Moschee. Vorher waren alle ganz aufgeregt, auch die Lehrerinnen wussten nicht ganz, was sie erwarten würde. In der ersten Führung stellte sich sogar heraus, dass einige Kinder zuvor bereits einmal in einer Moschee gewesen waren. Sie konnten sich aber nicht mehr an viele Details erinnern.
In Deutschland geboren
Tülay Güler, die die Führung gemacht hat, ist selbst gläubige Muslimin und beantwortete alle neugierigen Fragen der Kinder. Sie selber ist in Deutschland geboren, aber ihre Eltern kommen aus der Türkei. Im Moment studiert sie Germanistik und Islamwissenschaft.
Nach und nach ging sie die Elemente der Moschee durch. Angefangen bei der Gebetsgalerie, von wo aus der Muezzin den Gebetsruf tätigt. In muslimischen Ländern passiert das außerhalb des Gebäudes, so dass alle auf der Straße den Gebetsruf mitbekommen. Dabei kam der Vergleich auf, dass die christlichen Kirchenglocken, dem Ruf des Muezzin gleichkommen, da sie die Menschen daran erinnern sollen in den Gottesdienst zu gehen.
Iman soll gesehen werden
Weiter gingen sie zur Gebetskanzel. Dort steht an Feiertagen und zur Freitagspredigt der Imam: „Der Imam soll von der Gemeinde gesehen und gehört werden“, erklärte Güler. Feiertage sind im Islam vor allem das „Zuckerfest“ am Ende des Fastenmonats Ramadan und das Opferfest, das einer Geschichte aus dem Koran gedenkt. Diese Geschichte über Abraham, der Gott seinen Sohn opfern soll, steht auch in der Bibel.
Der Freitag im Islam entspricht dem Sonntag im Christentum. Diese drei Anlässe verpflichten einen Moslem, sich mit den anderen in der Moschee zu versammeln und zu beten. Was für ein Gebet auch wichtig ist, ist die Waschung vorher: „Man muss sich reinigen, um mit Gott zu sprechen“, so Güler. „Auch der Ort, an dem wir beten muss sauber sein.“ Deshalb ist es nicht erlaubt, mit Schuhen eine Moschee zu betreten. An allen anderen Tagen der Woche betet der Imam von der Kanzel aus.
Schriftzüge gedeutet
Weitere Fragen drehten sich um die Schriftzüge, die an verschiedenen Stellen in der Moschee zu sehen sind. Güler übersetzte diese und sprach sie auch auf Arabisch aus, damit die Kinder die Sprache hören. Deshalb zeigte sie ihnen auch zwei Ausgaben des Korans. Eine davon ist auf Deutsch übersetzt worden.
Viele Fragen drehten sich um das Kopftuch, das Güler seit sechs Jahren trägt. Überrascht waren die Kinder doch, dass die Studentin das Tuch nicht nur in der Moschee, sondern auch sonst überall auf dem Kopf trägt. „Auch in der Uni?“, wollten sie wissen. „Natürlich“, kam als Antwort. Nur bei den Waschungen wird es abgenommen, weil dann die Frauen unter sich sind und kein Mann zuschauen darf.
Auf Kanzel und Lehrstuhl
Aber vor allem wollten die Kinder ausprobieren, sich selber mal auf die Kanzel stellen oder sich auf den Lehrstuhl setzen. Auch wenn viele von den Unterschieden fasziniert waren, schlossen beide Klassen, dass es doch einige Parallelen zwischen dem Islam und dem Christentum gibt. Beispielsweise ähneln die Gebetsketten der Muslime dem Rosenkranz der Katholiken.