Schwelm. . Das Sport- und Freizeitzentrum Shangrila ist seit Mitte 2016 geschlossen. Der Inhaber sucht seitdem eine Lösung für die Zukunft der Immobilie.

  • Das Sport- und Freizeitzentrum Shangrila war 1992 eines der modernsten seiner Art bundesweit
  • Ein verändertes Freizeitsportverhalten und neue gesetzliche Bestimmungen setzten dem Unternehmen zu
  • Inhaber Franz-Josef Brocke stellte im Sommer 2016 den Betrieb schließlich ein

Als das Sport- und Freizeitzentrum Shangrila 1992 eröffnete, war es eines der modernsten seiner Art bundesweit. 24 Jahre lang war die Adresse Ruhrstraße 77 beliebter Anlaufpunkt für Fitnessbegeisterte und Ballsportler von nah und fern. Im Sommer 2016 dann gingen im Shangrila plötzlich die Lichter aus. Von einem Umbau war die Rede, doch tatsächlich blieben die Türen bis heute geschlossen. Inhaber Franz-Josef Brocke bemüht sich seitdem um eine Nachfolgelösung.

Es war schon ein Meilenstein, als Franz-Josef Brocke im September vor 25 Jahren das Shangrila eröffnete. Die Anlage mit ihrer verschachtelten Architektur sollte der Treffpunkt für Sport und Freizeit überhaupt sein. Die Tennis-Halle, der Squash-Bereich, die Badminton-Halle, die Sauna und der Fitness-Bereich waren so konzipiert, dass die Sportler nach Training und Wettkampf auf ihrem Weg zu den Umkleiden immer mittig im Begegnungsbereich aufeinandertrafen. Der kreisrunde Tresen mit dem großen wabenförmigen Oberlicht und den Sitzecken drumherum war über viele Jahre das Herzstück des Shangrilas.

Harter Wettbewerb

Der Sport- und Freizeitmarkt ist ein Wettbewerb mit harten Bandagen. Dies bekam auch Eigentümer Franz-Josef Brocke zu spüren, der im Laufe der Jahre das Shangrila immer wieder an neue Trends anpassen und auf neue Bedingungen einstellen musste. 1994, nach nur zwei Jahren, entschied er sich zum Bau einer zweiten Badminton-Halle. „Das hatte damals so geboomt... Wir waren andauernd überbucht.“

Doch jeder Boom ebbt wieder ab. Als Ende der Neunziger Jahre Tennis in Deutschland nicht mehr so angesagt war, schlug sich das auch im Shangrila nieder. Brocke trennte sich kurzerhand von einem der drei Tennis-Felder und ließ dort die Bowlingbahn mit acht Bahnen einbauen. 2003 folgte dann der nächste Schritt. Fußball in der Halle war plötzlich „in“, und auf dem einen der verbliebenen zwei Tennis-Plätzen wurden Cageball-Felder errichtet, wo seitdem die Freizeitkicker auf Torejagd gingen.

Wer sich nicht anpasst, geht unter. Als Badminton nicht mehr so lief, machte Brocke aus dem Hallen-Anbau von 1994 eine Multifunktionshalle für Basketball und Volleyball. „Damals trainierten hier vormittags sogar die US-Stars der Baskets.“

Ähnlich verhielt es sich im Squash-Bereich. Auch diese Sportart war nicht mehr so angesagt, wie die Jahre zuvor. Die Kabinen in der hinteren Halle wurden ab- und dafür Tischtennis-Platten aufgebaut. Weil Wellness bei Freizeitsportlern eine immer größere Bedeutung gewann, investierte und erweiterte der Inhaber schließlich auch im Saunabereich.

„Fast 25 Jahre am Markt zu sein, ist für eine Freizeitanlage schon eine Leistung“, erzählt Franz-Josef Brocke. Die erfolgreichsten Jahre des Shangrilas seien die nach Eröffnung der Bowlingbahn gewesen. Damals hätte auch das Fitnessstudio die meisten Mitglieder gehabt. Zur besten Zeit seien 30 Angestellte an der Ruhrstraße 77 beschäftigt gewesen.

Geschäftsmodell verändert

Zuletzt waren es weniger als 20. Und der Niedergang, der letztlich zur Geschäftsaufgabe führte, hat für Brocke mehrere Gründe. Neben der immer größeren Konkurrenz - insbesondere der Billig-Anbieter im Fitnessbereich - sind es für den gelernten Diplom-Ökonom vor allem die geänderten Rahmenbedingungen, und hier zuvorderst neue Bestimmungen bei der Mehrwertsteuer Anfang der 2000er-Jahre. Die hätten den Freizeit- und Sporteinrichtungen schwer zugesetzt. „Das ganze Geschäftsmodell hatte sich dadurch zum Schlechten verändert“, sagt Brocke. 6 Millionen Euro habe er im Laufe der Jahre in die Anlage investiert. Da sei das Inventar noch nicht einmal dabei. Seine Rechnung, die er damals vor Eröffnung des Shangrilas unter den alten Bedingungen aufstellte, habe plötzlich nicht mehr funktioniert.

Gescheiterte Versuche

Mehrere Versuche unternahm der Geschäftsmann, die Zukunft der Immobilie zu sichern. Der Stadt Schwelm habe er vor Bau der Dreifeldhalle angeboten, seine Sporthallen zu vermieten. Doch die habe abgesagt. „Für alle vier Hallen zusammen, die mehr Platz bieten, als von den Schulen und Vereinen benötigt, hätte die Stadt weniger als die Hälfte bezahlt, als sie jetzt für die Nutzung der Dreifeldhalle zahlt“, sagt Brocke und schüttelt den Kopf. „Wir reden hier nicht von Peanuts, die die Stadt eingespart hätte, sondern von Millionen-Beträgen.“

Erfolglos verliefen auch Verhandlungen Mitte 2015. Brocke hatte damals schon einen Makler für eine Nachfolgelösung fürs Shangrila eingeschaltet. Die Bezirksregierung sei auf den Makler zugekommen, da sie in der Region einen passenden Ort für eine dringend benötigte Notunterkunft für Flüchtlinge suchte. „Die waren hier, haben sich das angeschaut und gesagt, dass es passt“, erinnert sich Brocke. Arnsberg habe die Entscheidung aber nicht ohne die Einwilligung aus Schwelm treffen wollen, und er wisse, dass die Stadt bzw. der Ältestenrat letztlich dagegen gewesen wären. „Das verstehe ich bis heute nicht. Eine Notunterkunft wird komplett vom Land bezahlt und die Zahl der Flüchtlinge Schwelm komplett angerechnet.“ Die Stadt hätte sich Millionen Euro sparen können.

Wie es weitergeht

Was aus dem Shangrila bzw. der Immobilie nun wird, steht in den Sternen. „Ich bin jetzt 60 und habe entschieden, dass ich nicht mehr weitermachen will“, erzählt Brocke. Die eigene Tochter hege andere Pläne, und alle Versuche, aus den Reihen seiner Mitarbeiter einen Nachfolger zu finden, seien ohne Erfolg verlaufen. Was also bleibt, ist eine Vermietung oder der Verkauf. „Ich führe gerade Gespräche. Mal sehen, was daraus wird.“