Ennepe-Ruhr. . SIHK-Chef und Unternehmer Ralf Stoffels über die Folgen der Umstrukturierung für Automobilzulieferer.

  • Unternehmen in der Region gehen den Weg Richtung Elektromotor schon lange mit
  • Stellenabbau bei VW könnte für einen Kostendruck bei den Zulieferen sorgen
  • SIHK-Firmen haben in Sachen Innovation die Nase weit vorne

Ein massiver Stellenabbau und die Abkehr vom Verbrennungsmotor: Die Ankündigung von VW, sich in den kommenden Jahren neu aufzustellen, wirkt sich auch auf die heimischen Betriebe aus. Nach außen sei der Schwenk des Automobilherstellers in Richtung Elektromotor zwar jetzt erst sichtbar geworden, sagt SIHK-Chef Ralf Stoffels, aber das Unternehmen habe sich bereits seit geraumer Zeit auf den Weg gemacht - nämlich seit dem Dieselskandal. Eine Entwicklung, die die Automobilzulieferer in der Region schon längst mitgehen würden, wie der SIHK-Chef betont.

In dieser Region gibt es sehr viele Unternehmen, die Komponenten für die Automobilbranche fertigen. Auch Stoffels eigenes Unternehmen BIW ist dabei. Er betont, dass es bereits eine Menge Projekte vor Ort gebe, um sich auf die neue Entwicklung vorzubereiten. Auch wenn die Ansage von VW für Stoffels keine Überraschung sei, sei doch die Ankündigung des drastischen Personalabbaus erstaunlich. Die Erklärung, dass der Elektromotor weniger Komponenten benötige und dadurch auch weniger Arbeitskräfte, sieht der Schwelmer Unternehmer mit Blick auf die heimische Industrie kritisch. „Das wird den Kostendruck erhöhen.“

Zulieferer mit in Pflicht genommen

Egal wie der Stellenabbau vonstatten geht, er werde VW Geld kosten - nicht nur durch Abfindungen und Umstrukturierungen. Und da würden die Automobilzulieferer sicherlich mit in die Pflicht genommen, vermutet Stoffels, und glaubt, dass Kosten weitergegeben werden. So wie es auch schon in der Vergangenheit geschehen ist, wie Stoffels betont.

Beispiel Dieselskandal. VW will von den Zulieferern, dass sie eine Mithaftungserklärung unterzeichnen. „Wenn also ein ähnlicher Fall wie damals passiert, sind die Zulieferer mit in der Haftung“, sagt Stoffels und ergänzt: „Die Automobilindustrie war noch nie lustig oder einfach.“

Ein umkämpfter Markt, der auf Innovationen setzt. In Sachen Elektromotor werde in den heimischen Betrieben schon längst geforscht. Ein Problem sei aber, dass die Automobilriesen diese Forschung nicht bezahlen, eine Folge der mächtigen Position am Markt. Um die Kosten vor Ort reinzuholen, müsse man sich breiter aufstellen, weitere Kunden aus der Branche gewinnen. In China, so glaubt der Geschäftsmann, werde man sich schneller auf den Elektromotor einstellen als in Deutschland. Auch vor dem Hintergrund, dass aufgrund der Umweltproblematik es kaum möglich sei, weitere Verbrennungsmotoren auf die Straßen der Großstädte zu bringen.

Das wird auch zu einer Veränderung der Haltung der Branche hier führen, die sich lange Zeit auf die Fahne geschrieben hatte, weiter auf die Optimierung des Verbrennungsmotors zu setzen.

Was letztlich besser ist, das könne Stoffels aus technischer Sicht nicht beurteilen. Die Energie für die Elektromotoren muss ja auch irgendwo herkommen? Und ob die letztlich sauberer und umweltverträglicher produziert werden kann? „Diese Diskussion ist noch nicht zu Ende geführt“, erklärt der SIHK-Chef.

Chancen dank neuer Technologien

Was die heimischen Betriebe schon jetzt belasten würde, sei die EEG-Umlage. Zwar seien die Energiepreise an sich gesunken, aber die Abgabe sei so signifikant gestiegen, dass die Betriebe Mehrausgaben haben. Viel mehr als an anderen Standorten. Stoffels nennt Frankreich, Tschechien und Polen als Beispiele aus der Nachbarschaft, dort könne günstiger produziert werden. Für Unternehmen seien Energiekosten ein wichtiger Aspekt.

Ralf Stoffels sieht aber auch Chancen in der neuen Technologie. In Sachen Innovation hätten die Unternehmen der SIHK-Region die Nase sehr weit vorne - und das deutschlandweit. „Wir haben hier viele ,Hidden Champions’“, sagt er auch mit Blick auf die Zukunft.