Gevelsberg.
„Guten Abend meine Damen und Herren“ begrüßte Autor Philip Militz seine Gäste im Café Dialog der VHS – ja richtig, im Publikum waren erstaunlich viele Frauen. Dabei ist die Loge „Zum Westfälischen Löwen“, die zusammen mit der VHS zu diesem „Freimaurer-Salon“ eingeladen hatte, eine reine Herrenloge. Auf dem Programm stand eine musikalisch begleitete Lesung.
Der Wahl-Schwelmer Philip Militz (40) las aus seinem neuen Buch im Westentaschen-Format „Nicht von gestern: Freimaurer heute – 10 Porträts zeitgenössischer Freimaurer“. Ganz leicht verpackt, brachte das Logenmitglied Militz die Aspekte der Freimauerei „Woher komme ich, wer bin ich, Wohin gehe ich“ und ihre Wertevorstellungen und Tugenden rüber. Die Freimaurer bezeichnen sich als Brüder, nicht im biologischen Sinne, sondern vielmehr als Schwurbrüder, die sich brüderlich verhalten. In amüsanter, leichter Art und Weise stellte er dem Publikum lebhaft den „Sat.1 Imbiss-Tester“ Harry Schulz, den RTL-Serien-Darsteller Wolfgang Bahro aus GZSZ und den 2014 verstorbenen Ennepetaler Heimatkundler Hermann Hirschberg vor.
Eine Entscheidung fürs Leben
Wolfgang Bahro selbst trug jahrelang ein in London gekauftes Medaillon – unwissentlich, das dort freimaurerische Symbole eingraviert waren. Erst nachdem er darauf aufmerksam gemacht wurde, beschäftigte er sich mit der Freimaurerei und schloss sich der Bruderschaft an. Harry Schulz stellte fest, dass die Stadt Hamburg ihm sehr viel gegeben hat und er dieser nun sehr viel zurückgeben möchte. Er engagiert sich, wie viele Brüder, in unzähligen sozialen Projekten. Der Ennepetaler Hermann Hirschberg „wusste zuviel, um wenig sagen zu können“ und arbeitete ein Leben lang ehrenamtlich in seiner Kirchengemeinde mit. Zwischen den einzelnen Kapiteln erklangen freimaurerische Lieder, vorgetragen von dem Musiker Jan Hegenberg.
Wer genau hinhörte, der konnte neben den individuellen Ansätzen der Freimauerei der VIP sehr viel Autobiographisches des Bloggers Militz erfahren. Anfang des Millenniums besuchte er eine Ausstellung im Schloss Martfeld über die Freimauerei – „ich kam, ich sah und ich blieb“ fasst er seine Entscheidung zur Freimauerei zusammen. Auch wenn er von der ersten Minute an überzeugt war, so besteht die Loge auf ein Jahr Probe und ein Mindestalter. Freimauerei soll wohl überlegt sein. Es ist zwar keine Religion, aber auch kein Fitness-Center, dem man nach Belieben bei- und austreten könne - „es ist eine Entscheidung fürs Leben“.
Philip Militz hatte es bereits in seinem ersten Buch „Freimaurer in 60 Minuten“ (2009), nach eigener Aussage ein Bestseller, auf einen Nenner gebracht: „Freimaurerei ist das älteste Persönlichkeitstraining der Welt“. Eine Lehrerin, frisch verheiratet mit einem Freimaurer, resümierte: „Ich kann meinen Schülern ebenfalls nur Hilfe zum Lernen anbieten. Das, was sie daraus machen, liegt letztendlich bei jedem selbst“. Sie gestand, dass sie im Anfang ihrer Beziehung, aufgrund der weiblichen Neugierde schon irritiert war und gegoogelt hatte, weil ihr Mann verschwiegen blieb. „Ich weiß zwar nicht, was sie genau bei ihren Zusammenkünften machen – aber das Ergebnis gefällt mir. Ich würde ihn immer wieder heiraten.“ Eine Dame (61) vom Nebentisch bestätigt, „ die Gesprächsatmosphäre ist immer sehr respektvoll. Der Umgang ist eine Bereicherung.“ Militz ergänzt: „Wir haben Interesse an der anderen Meinung, es muss nicht immer einer recht haben. Dies weitet den Horizont.“
Unter den Zuhörern war auch der Zauberer Mark Weide, der jetzt am Samstag im Filmriss in Gevelsberg seine eigene Show präsentiert. Der Neu-Gevelsberger wollte die Gelegenheit nutzen und seinen ehemaligen Manager und langjährigen Freund Philip Militz einmal selbst im Rampenlicht stehend sehen.