Gevelsberg. .

Für schlimm, aber trotzdem übertrieben und aufgebauscht hält die Gevelsbergerin Martina Bender die Schilderungen über einen Rehbock, der von einem Hund im Naherholungsgebiet Stefansbachtal gerissen wurde und später von einem Jäger getötet werden musste: „Ich war dabei, habe den Hund sogar von dem Reh weggeholt und alles hautnah miterlebt.“ Für sie sei das „persönlich ein Alptraum“, den sie nicht schön reden wolle. Sie habe aber trotzdem eine andere Sicht der Dinge.

Martina Bender war mit der Hundehalterin und ihrem Vierbeiner, einer Mischung aus Münsterländer und Labrador, am vergangenen Freitag im Stefansbachtal unterwegs gewesen. Plötzlich sei das Böcklein auf dem Spazierweg, sozusagen direkt vor den Augen des Hundes, aufgetaucht: „Der Jagdinstinkt war einfach stärker.“ Eigentlich sei der Hund ihrer Nachbarin, den sie auch schon einmal versorgen würde, lammfromm. Jetzt aber jagte er dem Bock nach und biss zu. Als sie, so Martina Bender, über den Zaun gesprungen sei, „war es schon zu spät“. Eine Spaziergängerin habe dann mit ihrem Handy die Feuerwehr alarmiert: „Wir waren dazu nicht in der Lage, wir waren so daneben.“

Von einem Großeinsatz könne aber nicht die Rede sein: „Das waren drei Mann.“ Die hätten auch nichts unternehmen können, außer den Jagdaufseher herbei zu rufen. Die Feuerwehr sei schon nach 20 Minuten da gewesen: „Die Feuerwehrmänner waren sehr nett, haben den Hund sogar gestreichelt und gesagt, dass ihr eigener Hund dies sicher auch gemacht hätte“, so die Zeugin des Geschehens. Bis der Jagdaufseher gekommen wäre, hätte es eine gute Stunde gedauert. Der habe sich auch nicht sofort um das verletzte Tier gekümmert, sondern erst einmal mit den Feuerwehrleuten Anekdoten ausgetauscht. Es sei gelacht und gescherzt worden: „Ich habe die Feuerwehrmänner noch gefragt, warum ich mich bemüht habe, den Hund von dem Reh zu entfernen, wenn das Tier sich jetzt so lange quälen muss.“ Das Tier sei auch kein Kitz mehr gewesen, sondern sei doppelt so groß wie der Hund gewesen. Den tödlichen Schuss hätten sich die beiden Frauen nicht ansehen wollen: „Wir haben die Feuerwehrleute gefragt, ob wir noch bleiben müssen und sind dann gegangen.“

Am Wochenende habe auf den Spazierwegen im Stefansbachtal der Vorfall die Gespräche beherrscht: „Meine Nachbarin traut sich schon fast nicht mehr, dort spazieren zu gehen.“ Die Halterin bekomme nun eine Strafe, obwohl ihr Hund lammfromm sei: „Das ist kein aggressiver Kampfhund, vor dem man Angst haben muss.“